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Gesättigte Dämpfe.
ist, worin d und à die Dichtigkeit der Flüssigkeit resp. des Dampfes, .S die Ober-
flächenspannung, 7, und r, die Hauptkrümmungsradien der Oberfläche sind. Bei
concaver Oberfläche (Wasser) in capillaren Röhren ist f< P, bei convexer
Oberfläche (Quecksilber) ist p > P
Die Formel von THoMsoN wurde von WARBURG!) und R. v. HELMHOLTZ?)
auf anderem thermodynamischen Wege, von FITZGERALD 9), STEFANS), GALITZINES)
mehr auf molekulartheoretischem Wege abgeleitet.
37) Ebenso hat BLoNDLOT®) und nach ihm WARBURG gezeigt, dass der Druck
f über einer elektrisch geladenen Oberfläche sich von dem normalen Druck P
so unterscheidet, dass
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Darin ist X der elektrische Druck an der Oberfläche, nämlich Æ = 2722,
wo À die Dichtigkeit der Elektricität an der Oberfläche ist.
) Dampfspannung über festen Kórpern.
38) REGNAULT)) richtete bei seinen Untersuchungen über die Dampf
spannungen seine Aufmerksamkeit besonders darauf, ob der Uebergang einer Dar
Flüssigkeit in den festen Zustand einen Einfluss auf den Druck des dariiber in
stehenden Dampfes habe. Er untersuchte zu dem Zweck die Dampfspannungen
über Eis von — 32 bis 0? und von unterkühltem Wasser, ferner die Dampf-
Spannungen von Benzol in der Nihe des Schmelzpunktes von 0? an, wo Benzol |
fest, bis 5:32, wo es flüssig ist (der Schmelzpunkt war bei 4'45°), endlich die im
Dampfspannungen iiber festem und flüssigem Bromäthyl, das bei 9:53? schmilzt,
zwischen 0? und 12:35?. Als er die Curven des Dampfdrucks über der festen
"i und flüssigen Substanz auftrug, konnte er durchaus keinen Unterschied merken.
Die Curven fielen in dem gemeinschaftlichen Theil zusammen und bilden sonst
| einen continuirlichen Curvenzug. Er glaubte daher das Gesetz aussprechen zu
| kônnen, dass die Erstarrung einer Flüssigkeit keinen Einfluss auf die Dampf-
spannung hat. Indess erhob KrrcHHorrS) ‘gegen diesen Schluss auf Grund der
mechanischen Wärmetheorie einen Einwand, indem er zeigte, dass die Dampf-
druckcurve über der Flüssigkeit und die über dem festen Körper mindestens
zwei verschiedene Tangenten bei der Schmelztemperatur haben müsse. Ob sie
sonst an den Schmelzpunkten überhaupt zusammenfallen, darüber sagt seine
Formel nichts aus. KrRCHHOFF zeigte auch, dass die Curven von REGNAULT einen
solchen Knick andeuten.
1 39) Die Frage wurde experimentell zuerst wieder aufgenommen von Ramsay
| und Younc?). Sie führten an Eis und Wasser und später”) an festem und
M | !) WARBURG, WIED. Ann. 28, pag. 394. 1886.
| ?) R. v. HELMHOLTZ, WIED. Ann. 27, pag. 522. 1886.
3) FITZGERALD, Phil mag. (5) 8, pag. 382. 1819.
4) STEFAN, WIED. Ann. 29, pag. 655. 1886. mm
3) GALITZINE, WIED. Ann. 35, pag. 200. 1888. | M"
©) BLONDLOT, Journ. de phys. (2) 3, pag. 442. 1884.
7) REGNAULT, Exp. II, pag. 751.
8) KiRcHHOFF, Ges. Abh. pag. 483. E
9) RAMSAY und Younc, Phil. Trans. 1884, IL |
10) Ramsay und Young, Phil. mag. 23, pag. 61. 1887; s. d. Kritik von R. v. HELMHOLTZ,
WIED. Ann. 27, pag. 522. 1886,
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