Methoden und Resultate, 827
Wenn umgekehrt 1g7 Dampf von der Temperatur £ sich condensirt zu
einer Flüssigkeit von derselben Temperatur Z so wird dadurch eine Wärmemenge
erzeugt, also frei, welche gleich 7 ist. Und wenn der Dampf von der Temperatur 7
sich condensirt zu einer Flüssigkeit von der Temperatur 0, so wird die Gesammt-
wärme X frei. Gerade der letztere Fall wird häufig bei Experimenten realisirt.
Besonders häufig sind die Grössen 7 und )\ für die normale Siedetemperatur
der Substanzen, also bei dem Druck einer Atmosphäre bestimmt worden. Wir
werden diese Gróssen immer mit z, und A; bezeichnen. Ferner sind oft die
Grössen bei der Temperatur 0° bestimmt worden. Diese werden mit 7, und A,
bezeichnet werden.
3) Die experimentelle Ermittelung der Verdampfungswárme war naturgemáss
zuerst für den Wasserdampf wichtig, und zwar für Wasserdampf unter dem ge-
wóhnlichen Atmospháürendruck. Die ersten Versuche darüber wurden von BLACK!)
Watt, RumrorDp, URE (angeblich auch von Lavoisier und LAPLACE, von Gay
Lussac und von CLÉMENT und DÉsorMEs?) angestellt, genauere und eingehendere
von DEsPREZ*) und Brix%), welche letzteren für die Gesammtwärme A; von
Wasser unter Atmosphärendruck die Zahl 640 fanden.
Was die weitere Frage betrifft, wie sich die Verdampfungswärme resp. die
Gesammtwärme ändert, wenn Wasserdampf nicht bei Atmosphärendruck, sondern
bei einem anderen hôheren Druck, also auch hôherer Temperatur, in Dampf
übergeführt wird, oder mit anderen Worten, in welcher Weise x resp. À von der
Temperatur 7 abhángen, so glaubte Warr (l c.) sie dahin beantworten zu
kónnen, dass À constant, unabhängig von der Temperatur ist, wáhrend SOUTHERN
und CnaEiGHTON?) sich dabin aussprachen, dass umgekehrt z constant sei. Ver-
suche von CLÉMENT und DÉsORMESS) schienen die Ansicht von WATT zu bestätigen,
welche auch von den Ingenieuren allgemein adoptirt wurde.
Ueber die Verdampfungswürme anderer Flüssigkeiten als des Wassers wurden
bis zu REGNAULT, wie es scheint, keine Versuche angestellt, und auch über die
des Wassers selbst wurde erst durch REGNAULT's Experimente grosse Sicherheit
gewonnen.
4) REGNAULT”) verôftentlichte im Jahre 1845 sehr ausgedehnte und sorg-
fältige Versuche über die Verdampfungswärme 7 und die Gesammtwärme À
des Wassers. Zunächst bestimmte er durch eine grosse Zahl von Versuchen
die Gesammtwirme A des Wassers bei Atmosphärendruck zu A = 636:67 Cal.
Dann untersuchte er die Gesammtwárme bei hóheren Drucken bis zu 13:6 Atm.,
(entsprechend einer Temperatur von 194-8?) und bei niederem Drucke bis zu
4:5 mm. (entsprechender Temperatur — 0:29, und konnte die Gesammtheit seiner
Resultate in die Formel zusammenfassen
A = 606:5 + 0:305*,
welche ergiebt, bei
l) s. die vorzügliche Einleitung von REGNAULT, Expériences, Bd. I, pag. 635. Die Quellen
sind: BLACK, Lectures on the Elements of chemistry, Bd. I. — WATT in Robinson Mechanical
Philosophy 1781. — RUMFORD in Biot traité de physique 4, pag. 710. — URE, Phil. Trans. 1818,
pag. 385.
3) s, REGNAULT, ibidem, pag. 640.
3) DrsPREZ, Ann. de Chim. et Phys. (2) 24, pag. 323- 1823.
4) Brix, PoGG. Ann. 55, pag. 341. 1842.
5) SOUTHERN und CREIGHTON in Robinson Mechanical Philosophy II, pag. 160. 1803.
6) CLEMENT und DESORMES in Thénard Traité de Chem. I, pag. 78. 1819.
7) REGNAULT, Expériences I, pag. 635. 1845.