Elektricitätsleitung in dielektrischen Körpern. 95
Untersucht wurden:
1) Mischung von Anilin und Benzol,
2) Reines Xylol,
3) Mischungen von Anilin und Xylol,
4) Mischung von Canadabalsam und Benzol,
5) Reines Ricinusöl.
Es ergab sich, dass sich die Beobachtungen sämmtlich durch die MAxwELL’sche
Formel. darstellen lassen,
Aus den Beobachtungen der Mischungen von Xylol und Anilin konnte ge-
schlossen werden, dass, während das Leitungsvermögen auf das Zehntausendfache
wächst, die Dielektricitätsconstante nur um ca. 4 ihres Betrages zunimmt. Leitungs-
vermögen und Dielektricitätsconstante einer Substanz sind also unabhängig von
einander b.
Man kann vielleicht eine weitere Stütze für diesen Satz aus den Beob-
achtungen von Curie?) über Dielektricitätsconstante und Leitungsfähigkeit von
Krystallen entnehmen.
CURIE fand nämlich, wie oben, pag. 81, erwdhnt, dass beim Quarz die Di-
elektricititsconstante senkrecht zur optischen Axe (D,) und parallel zur optischen
Axe (D.) nur wenig von einander abweichen, ndmlich
D,= 449, D.= 455.
Dagegen ist die Leitungsfáhigkeit Àin Richtung der optischen Axe (A) ausser-
ordentlich viel grösser als senkrecht dazu (\,). Es ergeben sich folgende zu-
sammengehórige Werthe von A. und A,
Ac Aa
0:0866 0:0001
Indess kann dieses Resultat in Bezug auf die Leitungsfáhigkeit auch von
sekundären Ursachen (Bildung schlecht leitender Schichten) heırühren.
Die oben angeführten weiteren Formeln von MAxwELL über den Ladungs-
und Entladungsvorgang in einem geschichteten Dielektrikum, welcher zugleich
Leitungsfühigkeit besitzt, lassen sich, wie es scheint, anwenden auf Beobachtungen
von WÜLLNER?) WÜLLNER elektrisite eine Metallplatte, die senkrecht über
einem Dielektrikum, aber weit von ihm sich befand, und maass ihr Potential 7
an einem Elektrometer. Dann senkte er die Metallplatte bis nahe über das
Dielektricum (ohne es zu berühren) und maass wieder das Potential Dies war
kleiner, Yı= V(1— a). Dieses Potential /, erreichte erst allmählich einen
Grenzwerth, « nimmt also mit der Zeit ab und dieser zeitliche Verlauf
wurde beobachtet. Es wurden sowohl feste wie flüssige Dielektrika unter-
sucht. Bei isolirenden Flüssigkeiten bekam « sofort einen Werth ay, der durch
Interpolation gefunden wurde. Diese Abnahme des Potentials auf 7, — FV (1 —a,)
rührt von der dielektrischen Polarisation her und die Dielektricitátsconstanten
der Substanz sind den Werthen
i= proportional. Danach sind die oben
pag. 76 und 82 angeführten Bestimmungen berechnet.
Der übrige Verlauf der Curve, welche « als Funktion der Zeit darstellt, rührt
von Leitung durch das Dielektrikum und auch von Leitung über seine Oberfläche
her und lässt sich wenigstens zum Theil aus den Formeln von MAxwELL berechnen).
1) S. auch. COLLEY, WIED. Ann. 15, pag. 94. 1882.
7) CuRIE, Journ. de phys. et de chim. (6) 17, pag. 385; 18, pag. 203. 1889.
3) WÜLLNER, Ber. d. Münch. Ak. 1873; WIED. Ann. I, pag. 247. 1874; 32, pag. 19. 1887.
4) ARONS, WIED. Ann. 45, pag. 304. 1888.