Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

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Elektrischer Rückstand, 97 
geladener Isolator, der mit einer metallischen, zur Erde abgeleiteten Hülle um- 
geben ist, nie eine Aenderung des Ausschlags eines mit der Hülle verbundenen 
Elektrometers zeigt, wodurch bewiesen ist, dass keine Eiektricität verschwindet, 
also keine Absorption stattfindet. Dass thatsüchlich die oberflüchlichen Ladungen 
eines Isolators ins Innere dringen, kann man daraus erkennen, dass man zwei 
und mehr auf einander folgende Ladungen von entgegengesetzten Zeichen wieder 
aus dem Isolator abwechselnd herausbekommen kann 1). 
Von den anderen Möglichkeiten ist namentlich die dritte wohl diejenige, 
welche die Erscheinungen hauptsächlich bedingt. 
Weitere Versuche von WÜLLNER?), GAUGAIN?), HopkiNsoN^, GiEsE5) bestimmten 
den Gang der disponiblen Ladung, resp. des Rückstandes mit der Zeit. Die Ver- 
suche von GiEsE wurden so angestellt, dass er eine Leydener Flasche zuerst mit 
beiden Belegungen zur Erde ableitet, dann zur Zeit  — 0 die äussere Belegung mit 
einem Pol einer constanten Batterie verband. In einem bestimmten Moment Zi 
wurde dann die innere Belegung und ein mit ihr verbundenes Quadrantelektrometer 
isolirt, so dass neue Elektricitit durch das Glas hindurch auf sie überging. Nach 
einer Zeit « wurde das Elektrometer von der Belegung gelóst und letztere zur Erde 
abgeleitet. Dann giebt der Ausschlag des Elektrometers (bis auf Correktionen) 
die in der Zeit « durch das Glas hindurchgegangenen Elektricitätrmengen. 
Ueber die näkeren Ursachen und den Verlauf dieser Rückstandsbildung sind 
verschiedene Ansichten aufgestellt worden. 
Nach RIEMANNS) soll sich der Scheidung der Elektricitäten in einem Dielek- 
tricum eine Widerstandskraft entgegensetzen, welche die geschiedenen Elektrici- 
täten wieder zu vereinigen strebt. Danach müsste sich der Verlauf der dispo- 
niblen Ladung für einen ebenen Condensator durch eine Formel darstellen lassen. 
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worin die Z, Zahlen, a, 2, Z, ; aber 4 Constanten sind, die sich auf 3 zurück- 
führen lassen. 
Indess stellt diese Formel nach GiEsk (l. c.) den Verlauf der Rückstands- 
bildung nicht dar. 
Wenn man von der Theorie der dielektrischen Erscheinungen ausgeht, welche 
der PorssoN'schen Theorie des inducirten Magnetismus nachgebildet ist (s. o.) 
und die Annahme hinzufügt, dass in einem polarisirten Medium ein Theil der 
Polarisirung noch bestehen bleibt, wenn die Belegungen entladen sind, so zwar 
dass die Abnahme der Dichtigkeit proportional der Strômung der Elektricität ist, so 
kommt man nach Dieterici?) zu derselben Differentialgleichung, wie nach Rir- 
MANNS Hypothese, Aber auch die Messungen des Rückstandes im Paraffin, die 
DIETERICI ausführte, entsprachen den aus dieser Formel abgeleiteten Gleichungen 
nicht genügend. Weit allgemeiner hat HoPKINSON?) angenommen, dass die 
Rückstandsbildung eine Nachwirkungserscheinung ist?) und in ähnlicher Weise, 
  
7) Belli Corso di fisica 3, pag. 342. 1838. HoPKINSON, Phil. Mag. (5) 2, pag. 314. 1872. 
2) WÜLLNER, Pocc, Ann. 153, pag. 22. 1874; WIED. Ann. I, pag.247. 1877; 32, pag. 19. 1887. 
?) GAUGAIN, Ann. chim. phys. (4).2, pag. 313. 1864. 
*) HoPKINSON, Phil Trans. 167, pag. 599. 1877. 
°) Giese, WIED, Ann. g, pag. 161. 1880. 
6) RIEMANN, Gesammelte math. Abh. 1876, pag. 48. 
7) DIETERICI, WIED. Ann. 25, pag 554. 1885. 
8) HoPKINsoN, Phil. Trans. London 167, pag. 599. 1877. 
?) BOLTZMANN, ROMICH und Nowak, Wien Ber. (2) 70, pag. 381. 1874. 
WiNKELMANN, Physik. III, 7 
 
	        
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