Berührungselektricität, 109
einer der beiden Flüssigkeiten gefüllte Röhre, so erhält man: einen Ausschlag.
Als Beispiele von Flüssigkeiten, welche diese Wirkung verhältnissmässig kräftig
zeigen, seien Salpetersäure oder Schwefelsäure für das eine Getäss, Kalilauge oder
Ammoniak für das andere genannt. Ueber neuere Ermittelungen dieser Art s. w. u.
Endlich entsteht auch Elektricitit, wenn Metalle mit Gasen in Berührung
gebracht werden, wie dies namentlich von Burr!) und GROVE?) nachgewiesen
worden ist. Ein Gefäss mit drei nach oben gerichteten Oeffnungen füllt man
durch die mittelste theilweise mit verdünnter Schwefelsáure, setzt in die beiden
andern Oeffnungen oben verschlossene, unten offene und in die Sáure hinein-
ragende Róhren ein, in denen an eingeschmolzenen Platindrihten platinirte
Platinbleche herabhángen, und leitet endlich in die eine Róhre Wasserstoff, in die
andere Sauerstoff ein. Verbindet man jetzt die áusseren Enden der Platindrühte
mit einem Galvanometer, so erhält man einen Ausschlag, welcher anzeigt, dass
das Platinblech im Wasserstoff positiv ist gegen das Platinblech im Sauerstoff.
Aendert man den Versuch in der Weise ab, dass man entweder nur die eine
Röhre mit Wasserstoff oder nur die andere mit Sauerstoff füllt, so erhält man
im ersten Falle einen fast ebenso grossen Ausschlag wie vorhin, im zweiten
Falle dagegen fast gar keinen, und hieraus folgt, dass Platin und Wasserstoff
eine kräftige, Platin und Sauerstoff eine sehr schwache Elektricitátsentwicklung
liefern; die erstere Versuchsart ist aber trotzdem vorzuziehen, weil bei der letzteren
elektrolytische Einflüsse die Erscheinung rasch vergänglich machen. Ausser durch
Wasserstoff wird Platin auch durch Chlor und ozonhaltigen Sauerstoff kräftig
erregt, und ähnlich wie das Platin verhalten sich auch die übrigen Metalle?). |
Da sich gegen die Versuchsanordnung von Burr und GroOVE gewichtige Be-
denken erheben lassen, hat neuerdings SCHULZE-BERGE*) die Frage in direkterer
Weise in Angriff genommen, indem er einen aus zwei gleichen Metallplatten ge-
bildeten Condensator verschiedenen Einflüssen aussetzte, durch welche die an-
haftenden Gasschichten qualitativ oder quantitativ geändert wurden, und indem
er die entstandene elektrische Differenz durch Zufuhr einer entsprechenden,
elektrometrisch gemessenen, äusseren Elektricititsmenge wieder ausglich. Er
fand u. A.: Unter der Glocke der Luftpumpe wurde die betreffende Platte gegen
die andere Platte positiv, durch Ozon wurden Gold, Platin, Messing negativ
gegen gleiche, mit Luft bedeckte Platten; durch Wasserstoff wurde Platin stark
positiv, Gold fast gar nicht, Messing unbestimmt erregt; für die eigentliche Er-
regung zwischen Metallen und Gasen würde aus diesen indirekten Resultaten
folgen, dass sich z. B. gegen Platin Ozon negativer, Wasserstoff positiver ver-
hält als athmosphärische Luft5).
Es fragt sich noch, von welchen wesentlichen, d. h. den Versuchskórpern
selbst angehórigen und nicht durch die Zufülligkeiten der Versuchsanordnung
bedingten Umständen die Stärke der Erregung abhängt. Es kommen hierbei,
abgesehen von dem sobald ausführlich zu erörternden Einfluss des Materials,
!) Burr, Lieb. Ann. 41. 1842.
7) GRovE, Phil. Mag. (3) 14, pag. 129. 1839 (auch Pocc. Ann. 47) und (3) 21, pag. 417.
1842 (auch PoGG. Ann. 58); Phil. Trans. R. Soc. 1843 u. 1845 (auch PoGG. Ann. Erg. Bd. 2).
? Vergl auch KENDALL, Chem. News 49, pag. 49. 1883. ‘
^) SCHULZE-BERGE, Ueber die Elekricititserregung beim Contakt von Metallen und Gasen.
In.-Diss. Berlin 1880.
°) J. WRIGHT (Proc. Lond. Phys. Soc. 1889) schliesst aus gewissen Versuchen, dass auch
durch die Berührung von Gasen mit Flüssigkeiten Elektricitát erzeugt wird. (Isolirte Gefässe
in denen eine chemische Reaction stattfindet, laden sich, wenn ein Gas erzeugt wird, sonst nicht).