By a. ———
Trockene Säulen. 133
den Schluss, die Ladung der Säule sei dem Quadrate der Elementenzahl
proportional; da er aber sein Elektrometer derart graduirte, dass die ablenkende
Kraft a' dem Quadrate der Ladung P proportional war, so ist der richtige Schluss
der, dass P?/x?, also P/z constant ist, d. h. die Spannung ist der Zahl der
Elemente proportional.
Was die benutzten Materialien betrifft, so wird man natürlich eine desto
stärkere Wirkung erhalten, je stärker schon jedes einzelne Element der Säule
wirkt. Man wird also gut thun, Metalle zu wählen, die in der Spannungsreihe
für Metalle in Flüssigkeiten (pag. 115) möglichst weit aus einander liegen; es
empfiehlt sich hiernach einerseits Zink, andererseits Platin, Gold, Silber, Kupfer.
Da die drei ersten der letztgenannten Metalle zu kostspielig sind, um grosse
Säulen aus ihnen aufbauen zu können, bedient man sich fast stets des Kupfers.
Auch die Zwischenflüssigkeit, mit welcher man die aus Tuch, Wolle, Papier oder
dergl hergestellten Scheiben trünkt, spielt natürlich eine Rolle, erfahrungsgemiss
jedoch in den meisten Fillen eine relativ unbedeutende; z. B. geben Wasser,
Soda, Kochsalzlosung, Salpetersiure, chlorsaures Kali u. s. w. Wirkungen, die
nur in engen Grenzen schwanken.
Die VoLTA’sche Säule hat in der bisher betrachteten Form eine Reihe von
Uebelstinden; sie ist mühsam aufzubauen, sie hàült bei geringem Druck schlecht
zusammen, wáhrend bei stürkerer Zusammenpressung der grósste Theil der Flüssig-
keit herausläuft, und sie büsst in Folge von chemischer Veränderung der
Materialien sehr bald ihre Wirkung mehr oder weniger ein, sodass man sie nach
jedem Gebrauch auseinandernehmen und seinerzeit wieder neu herrichten muss.
Von diesen Uebelständen frei sind die sogen. trockenen Säulen, die in ver-
schiedenen Formen von BEHRENS, ZAMBONI, JÄGER u. A.T) construirt und, da sie
namentlich von ZAMBONI eingehend studirt wurden, auch ZawrzoNrsche Sáulen
genannt werden. Auch diese Säulen enthalten in jedem ihrer Elemente ausser
zwei Metallen einen Leiter zweiter Klasse, nur dass derselbe wenigstens dem
äusseren Anscheine nach sich in trockenem Zustande befindet. Am bequemsten
und beliebtesten ist gegenwärtig die Anwendung von unechtem Gold- und Silber-
papier; man schichtet einige hundert oder selbst einige tausend kreisrunde Scheib-
chen aus diesen Stoffen in einer Glasröhre übereinander und presst sie durch
Metallschei ben, die zugleich die Röhrenenden schliessen, stark zusammen; die
elektrometrische Wirkung ist alsdann eine recht beträchtliche. Thatsächlich spielt
aber auch hier die in dem Papier enthaltene und eventuell aus der umgebenden
Luft aufgesaugte Feuchtigkeit eine entscheidende Rolle, wie sich durch zahl-
reiche Beobachtungen nachweisen lässt, z. B. dadurch, dass die Wirkung der
Säule desto stärker ist, je feuchter die Luft ist, und dass man sie ganz aufheben
kann, wenn man die Säule in eine Flasche mit Chlorcalcium bringt?). Kommt
sonach den trockenen Säulen ein theoretisches Interesse nicht in dem Maasse
zu, als man es ihnen anfinglich beimaass, so haben sie doch eine grosse prakti-
sche Bedeutung, insofern sie ebenso beständig sind wie die feuchten Säulen un-
beständig. Diese Eigenschaft macht sie zahlreicher Anwendungen fähig, so zur
Construktion von Elektroskopen (s. o.) Die Beständigkeit ist eine so grosse,
dass sie zur Demonstration zwar selbstverständlich nicht des Perpetuum mobile,
aber doch sehr lange andauernder Bewegungen dienen können. Stellt
') BEHRENS, GILB. Ann. 23, pag. 1. 1806. ZAMBONI, GILB. Ann. 49, pag. 41. 1815; 51,
pag. 182. 1815; 60, pag. 151. 1819. JÄGER, GILB. Ann. 49, pag. 53. 1815; 50, pag. 214. 1815.
?) ERMANN, GILB. Ann. 25, pag. I. 1807.