Full text: Handbuch der Physik (Dritter Band, erste Abtheilung)

134 Jerührungselektricitát. 
man z. B. ein leichtes Metallpendel her, welches oberhalb des Unterstützungs:. 
punktes eine Fortsetzung hat und hier in einen Metallknopf endet, und stellt man 
zwei ZAMBONIsche Sáulen beiderseits derart auf, dass bei den Schwingungen des 
Pendels der Knopf den beiden oberen, entgegengesetzten, Polen der Sáulen ab- 
wechselnd nahekommt und somit eine Abstossung erfáhrt, so erhált man einen 
Apparat, der bei geeigneter Aufstellung und Vermeidung von Erschütterungen 
Monate, ja selbst Jahre lang im Gang bleibt; schliesslich erschópft sich natürlich 
die elektrische Wirkung und damit die treibende Kraft. 
Mit den VorrA'schen Süulen, feuchten oder trockenen, kann man ganz die- 
selben Erscheinungen hervorrufen, wie mit den durch Reibungselektricität wirkenden 
Maschinen, z. B. Anziehungen und Abstossungen, Ladung von Condensatoren, 
Funken, LICHTENBERG’sche Figuren, chemische Wirkungen u. s. w. Damit ist die 
Identität der Bertührungselektricität mit der Reibungselektricität im Princip ausser 
Zweifel gestellt. Die Grôsse der Wirkung ist freilich aus den schon wiederholt 
angedeuteten Gründen eine sehr verschiedene, und namentlich die trockenen 
Säulen liefern im Allgemeinen nur eine verhältnissmässig kleine Menge von Elek- 
tricität. Derartige Messungen hat in neuester Zeit z. B. RIECKE!) ausgeführt. 
Galvanische Combinationen. Die Zahl der aus drei und mehr Stoffen 
gebildeten Combinationen, welche durch ihre Contaktkraft Elektricitát liefern, ist 
so gross, und ihre Anwendung zur Erzeugung elektrischer Stróme so wichtig, dass 
ihrer Construction, ihrer Untersuchung und ibren Gesetzen der besondere, fol- 
gende Artikel gewidmet wurde. 
  
  
  
Contakttheorie und chemische Theorie. Die Gesammtheit der be- 
) trachteten Erscheinungen lehrt unmittelbar dies, dass bei der Berührung hetero- 
gener Kórper Elektricität auftritt. Die nächstliegende Theorie dieser Erscheinung 
ist daher zweifelsohne die, nach welcher die Elektricität auch wirklich durch 
die Berührung erzeugt wird, nach der also zwei Körper in bestimmt definirten 
mechanischen Zuständen eine bestimmte, für ihre Berührung charakteristische 
Potentialdifferenz aufweisen. Eine Theorie ist hiermit freilich ohne weiteres noch 
nicht aufgestellt, es ist jedoch oben bereits gezeigt worden, wie man durch die 
Annahme einer verschiedenen Anziehung zwischen den verschiedenen Stoffen 
und den beiden Elektricitäten zu einer solchen Theorie gelangen kann. Die 
Contakttheorie ist jedoch offenbar nicht die einzig mögliche, es ist vielmehr sehr 
wohl denkbar, dass die Berührung nur die Gelegenheit darstellt, bei welcher 
andere Kräfte in’s Spiel treten. Man könnte hierbei zunächst mechaniche Vor- 
gänge im Auge haben, also den bei Berührungen kaum vermeidlichen Druck, die 
Reibung u. s. w. Die Beobachtungen zeigen aber, dass, wenn man den Druck 
absichtlich steigert, bei einwurfsfreier Versuchsanordnung die Wirkung sich nicht 
ändert. Wohl aber könnte das eigentlich Wirksame in chemischen Vorgängen, die 
zwischen den sich berührenden Körpern und ihrer Umgebung stattfinden, zu suchen 
sein, wobei insbesondere die bei dem Contakt betheiligten Flüssigkeiten oder Gase, 
bei Metallcontakt aber die Feuchtigkeit resp. der Sauerstoff der Luft in Betracht 
kommen. In der That hat die zuerst von FABRONI?) aufgestellte, später von 
DE LA RivE?) ausgeführte chemische Theorie bis in die heutige Zeit zahlreiche 
Anhänger und Vorkämpfer gefunden, unter denen aus früherer Zeit insbesondere 
  
1) RiEcKE, Gott. Nachr. 1883, pag. 141. 
2) FABRONI, J. de phys. de l’abbé ROZIER, 49, pag. 348. 1799. 
3) DE LA RIVE, Ann. Chim. Phys. (2) 39, pag. 310. 1828. — PoGG. Ann. I5. 
  
  
 
	        
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