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und der Flüssigkeit. Inzwischen sind (s. o.) alle diese Versuche durch diejenigen
mit Tropfelektroden überholt worden.
5) In der von ExNER der chemischen Theorie gegebenen Form spielen die
Hauptrolle die an der Oberfläche der Metalle vorhandenen Oxydschichten, auf
deren Existenz zahlreiche Umstände hinweisen, auf welche jedoch bisher nur in
vereinzelten Fillen (Einfluss des Polirens u. s. w.) Riicksicht genommen worden
ist. Exner fand nun eine merkwiirdige Proportionalitit der elektrischen Diffe-
renzen zweier Metalle mit dem Unterschiede ihrer Oxydationswármen derart, dass
die durch letztere berechneten Werthe der ersteren mit den beobachteten sehr
gut übereinstimmen; ein ganz ähnliches Verhalten fand er dann auch bei gal-
vanischen Combinationen mit Brom und Jod. Hierüber sowie über die Ent-
gegnung F. BRAUN’s sehe man in dem besonderen Art. »Wärmetônung«.
6) Als Experimentum crucis hat schliesslich EXNER Folgendes aufgestellt.
Nach der Contakttheorie erhält ein Metall bei Verbindung mit der Erde ein be-
stimmtes von null abweichendes Potential, also auch eine seiner. Capacität pro-
portionale Ladung, die es auch behält, wenn man es nunmehr isolirt. Direkt
elektrometrisch nachweisen kann man freilich diese Ladung nicht, da das Elektro-
meter selbst auf seinem Potential bleiben würde; aber es giebt ein anderes Mittel
den Nachweis zu führen. Aendert man nàmlich die Capacitüt des Metallstücks,
so muss auch das Potential sich ändern und diese Aenderung sich nachweisen
lassen. Die Capacitüt làsst sich nun ändern einmal durch Deformation, also z. B.
bei Seifenblasen, indem man sie isolirt sich zusammenziehen lässt, oder bei
Stanniol durch Aufrollen; zweitens, indem man das Metallstück im abgeleiteten
Zustande mit einem ebenfalls abgeleiteten Gehäuse aus demselben Metall um-
giebt, ersteres nunmehr isolirt und nach Entfernung des Gehäuses mit dem
Elektrometer verbindet. In beiden Fällen müsste man nach der Contakttheorie
einen Ausschlag erhalten, in keinem von beiden aber erhielt EXNER einen solchen,
obgleich die Empfindlichkeit des Apparats gross genug War,
Gegen diese Versuche resp. gegen ihre Beweiskraft sind namentlich zwei
Forscher, v. ULJANIN!) und HALIWACHS”) aufgetreten. Ersterer wiederholte die
Versuche und fand thatsächlich einen Ausschlag; jedoch bemerkt ExNER, dass
er gerade die von ULJANIN an der Versuchsanordnung getroffenen Aenderungen
aus dargelegten Gründen für unzulässig erklärt habe und dass der von ihm er-
haltene Ausschlag eine andere leicht ersichtliche Bedeutung habe, wogegen frei-
lich ULJANIN seinerseits wieder protestirt. HaLrwacHs führt aus, dass EXNER in
der Theorie seines Hüllenversuchs einen Irrthum begangen habe, dass durchaus
nicht in allen Fállen der bezeichneten Art elektrometrische Wirkungen eintreten
müssen, und dass da, wo sie zu erwarten, bei ExNER aber ausgeblieben sind,
sich dies bei dem Zustande der Metalloberflàchen durch die rasche Erschópfung
des elektrischen Zustandes erkläre. Auch diese Einwinde weist EXNER mit Ent-
schiedenheit zuriick und bleibt bei der Beweiskraft seiner Versuche stehen.
Hiernach ist der Stand dieser interessanten Frage der, dass man sie that-
sichlich noch für unentschieden gelten lassen muss; da aber, wie gesagt, die
Contakttheorie die nüherlegende, die chemische die weiter hergeholte ist, er-
scheint es angezeigt, bei der ersteren stehen zu bleiben, bis sie endgiltig wider-
legt oder die letztere endgiltig bewiesen ist. F. AUERBACH.
1) v. ULJANIN, WikED. Ann. 30, pag. 699. 1887; 34, pag. 241. 1888.
2) HALLWACHS, WIED. Ann. 32, pag. 64. 1887.