Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

  
  
136 Bert{hrungselektricität. 
und der Flüssigkeit. Inzwischen sind (s. o.) alle diese Versuche durch diejenigen 
mit Tropfelektroden überholt worden. 
5) In der von ExNER der chemischen Theorie gegebenen Form spielen die 
Hauptrolle die an der Oberfläche der Metalle vorhandenen Oxydschichten, auf 
deren Existenz zahlreiche Umstände hinweisen, auf welche jedoch bisher nur in 
vereinzelten Fillen (Einfluss des Polirens u. s. w.) Riicksicht genommen worden 
ist. Exner fand nun eine merkwiirdige Proportionalitit der elektrischen Diffe- 
renzen zweier Metalle mit dem Unterschiede ihrer Oxydationswármen derart, dass 
die durch letztere berechneten Werthe der ersteren mit den beobachteten sehr 
gut übereinstimmen; ein ganz ähnliches Verhalten fand er dann auch bei gal- 
vanischen Combinationen mit Brom und Jod. Hierüber sowie über die Ent- 
gegnung F. BRAUN’s sehe man in dem besonderen Art. »Wärmetônung«. 
6) Als Experimentum crucis hat schliesslich EXNER Folgendes aufgestellt. 
Nach der Contakttheorie erhält ein Metall bei Verbindung mit der Erde ein be- 
stimmtes von null abweichendes Potential, also auch eine seiner. Capacität pro- 
portionale Ladung, die es auch behält, wenn man es nunmehr isolirt. Direkt 
elektrometrisch nachweisen kann man freilich diese Ladung nicht, da das Elektro- 
meter selbst auf seinem Potential bleiben würde; aber es giebt ein anderes Mittel 
den Nachweis zu führen. Aendert man nàmlich die Capacitüt des Metallstücks, 
so muss auch das Potential sich ändern und diese Aenderung sich nachweisen 
lassen. Die Capacitüt làsst sich nun ändern einmal durch Deformation, also z. B. 
bei Seifenblasen, indem man sie isolirt sich zusammenziehen lässt, oder bei 
Stanniol durch Aufrollen; zweitens, indem man das Metallstück im abgeleiteten 
Zustande mit einem ebenfalls abgeleiteten Gehäuse aus demselben Metall um- 
giebt, ersteres nunmehr isolirt und nach Entfernung des Gehäuses mit dem 
Elektrometer verbindet. In beiden Fällen müsste man nach der Contakttheorie 
einen Ausschlag erhalten, in keinem von beiden aber erhielt EXNER einen solchen, 
obgleich die Empfindlichkeit des Apparats gross genug War, 
Gegen diese Versuche resp. gegen ihre Beweiskraft sind namentlich zwei 
Forscher, v. ULJANIN!) und HALIWACHS”) aufgetreten. Ersterer wiederholte die 
Versuche und fand thatsächlich einen Ausschlag; jedoch bemerkt ExNER, dass 
er gerade die von ULJANIN an der Versuchsanordnung getroffenen Aenderungen 
aus dargelegten Gründen für unzulässig erklärt habe und dass der von ihm er- 
haltene Ausschlag eine andere leicht ersichtliche Bedeutung habe, wogegen frei- 
lich ULJANIN seinerseits wieder protestirt. HaLrwacHs führt aus, dass EXNER in 
der Theorie seines Hüllenversuchs einen Irrthum begangen habe, dass durchaus 
nicht in allen Fállen der bezeichneten Art elektrometrische Wirkungen eintreten 
müssen, und dass da, wo sie zu erwarten, bei ExNER aber ausgeblieben sind, 
sich dies bei dem Zustande der Metalloberflàchen durch die rasche Erschópfung 
des elektrischen Zustandes erkläre. Auch diese Einwinde weist EXNER mit Ent- 
schiedenheit zuriick und bleibt bei der Beweiskraft seiner Versuche stehen. 
Hiernach ist der Stand dieser interessanten Frage der, dass man sie that- 
sichlich noch für unentschieden gelten lassen muss; da aber, wie gesagt, die 
Contakttheorie die nüherlegende, die chemische die weiter hergeholte ist, er- 
scheint es angezeigt, bei der ersteren stehen zu bleiben, bis sie endgiltig wider- 
legt oder die letztere endgiltig bewiesen ist. F. AUERBACH. 
1) v. ULJANIN, WikED. Ann. 30, pag. 699. 1887; 34, pag. 241. 1888. 
2) HALLWACHS, WIED. Ann. 32, pag. 64. 1887. 
 
	        
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