Ausbreitung der negativen Entladung. 333
Pulver bestrichene Platte ist senkrecht zur Axe des Rohrs in einem gewissen,
vorher ermittelten Abstande aufgestellt. Wenn nun « oder 6 allein als Kathode
dient, bringen die davon ausgehenden und durch 4 resp. € passirenden Kathoden-
strahlen auf der Platte dieselbe Stelle / zum Leuchten. Dienen aber 2 und 2
gleichzeitig als Kathoden, so erhält man zwei getrennte leuchtende Flecke g und
4. Es weichen also die Kathodenstrahlen aus den Positionen df und ef in die
neuen Zeg und eZ aus einander.
Man darf aus diesen Versuchen nicht folgern, dass die Kathodenstrahlen
direkt auf einander wirken. Vielmehr wird sich die Entladung in verschiedener
Weise ausbreiten, je nachdem nur die eine oder beide Kathoden znr Verwendung
kommen; die Gasmasse befindet sich in beiden Fällen in verschiedenen Zuständen
und dementsprechend pflanzen sich sekundär die Kathodenstrahien in ver-
schiedener Weise fort. (Man sehe analoge Verhältnisse bezüglich der Einwirkung
eines Magnets auf die Kathodenstrahlen in dem Abschnitt über die Theorie der
Gasentladungen).
Die Kathodenstrahlen können endlich durch beliebige Flächen diffus reflektirt
werden!) Es ist somit der Ausspruch von HrrTorF, dass die Kathodenstrahlen
aus ihrer Richtung nicht abgelenkt werden, nicht streng richtig.
20) Sekundäre Kathoden?).
Wenn man eine beliebige Stelle eines Entladungsrohres zur Erde ableitet,
so geht von der Innenseite der abgeleiteten Stelle eine sekundäre negative Ent-
ladung aus. Um jene Stelle bildet sich ein dunkler Raum, von ihr gehen
Kathodenstrahlen aus, welche die gegenüberliegende Glaswand zum Leuchten
bringen.
21) Ventilróhren.
a) POGGENDORFF3). 30—40 cm lange, etwa 3 c weite Glasróhren sind mit
móglichst verdünntem Wasserstoff gefüllt Als Elektroden dienen ein 08 mm
dicker Draht und eine den Querschnitt ausfüllende Scheibe von Aluminium.
Wird der Strom einer Elektrisirmaschine durch zwei solche entgegengesetzt liegende
Röhren verzweigt, so fliesst er nur durch diejenige, in welcher die Scheibe posi-
tive Elektrode ist.
Aehnlich wirken die etwas complicirter gebauten HoLTz’schen*) Ventil-
róhren.
Eine gerade,
etwa 60: lange, )
15m weite Röhre,
an deren Enden (P. 82.)
die Elektroden ein-
gesetzt sind, ist durch eingeschmolzene Glastrichter, die ihre engen Oeff-
nungen alle nach derselben Seite kehren, in mehrere Abtheilungen getrennt.
Als Füllung dient Wasserstoff, die Verdiinnung wird so weit als môglich getrieben.
Ein solches Rohr bietet dem Strome einen geringeren Widerstand, wenn die
Trichterspitzen der positiven Elektrode zugekehrt sind. Wie GOLDSTEIN?) gezeigt
hat, verhált sich jede Abtheilung eines solchen Ventilrohres wie ein vollstándiges
Entladungsrohr für sich. Das der Anode zugewandte Ende jedes Theils zeigt
7) WIEDEMANN, WIED. Ann. IO, pag. 236. 1880. GOLDSTEIN, WIED. Ann. 15, pag. 246. 1882.
?) GOLDSTEIN, Berl. Mon. Ber. 1876, pag. 279.
3) PoGGENDORFF, PoGG. Ann. 134, pag. 29. 1868.
*) HoLTz, Pocc. Ann. 134, pag. 1; 1868.
°) GOLDSTEIN, Berl. Ak. Ber. 1876, pag. 279; WIED. Ann, 11, pag. 836. 1880.