334 Die Elektricitätsleitung der Gase.
positives Licht, das der Kathode zugewandte Ende negatives Licht. Sind also
die Trichterspitzen der Anode zugekehrt, so füllt in jeder Abtheilung die positive
Elektrode den ganzen Querschnitt aus, während die negative Elektrode auf die
Trichterspitze beschränkt ist. Es lässt sich somit der Vorgang in einer solchen
HoLrZ'schen Róhre auf denjenigeu in den einfachen PoccENDonrF'schen zurück-
führen.
Wirkungen der Entladung.
29) Mechanische Wirkungen.
Die negative Elektrode wird zerstáubt. Aluminium widersteht der Zerstáubung
am meisten. Durch geeignete Anordnung lassen sich auf diesem Wege dünne
Metallschichten auf Glas, Glimmer, Quarz oder dergleichen herstellen, welche
zu gewissen optischen Untersuchungen sich ganz besonders eignen. Diese Spiegel
sind in passender Dicke durchsichtig und zwar bei Silber blauviolett, bei Gold
grün, bei Kupfer schmutzig grün, bei Platin schwärzlich. Solche Spiegel sind
hergestellt worden durch Wzicur!) Kuwpr?) Dxssau3), WIENER*).
Wärmewirkungen.
23) G. WIEDEMANN*) hat zuerst die Erwärmung bestimmt, welche in einem
GEISSLER'schen Rohr durch die positive Entladung herbeigeführt wird. Als
Elektricitätsquelle diente eine Influenzmaschine. Die Temperaturmessung geschah
durch ein Thermoelement, das von aussen an das Rohr angepresst wurde. Das
Hauptresultat Jässt sich dahin aussprechen: Die in einem bestimmten Gase und
in einer bestimmten Zeit producirte Wärmemenge ist der durchgegangenen
Elektricitätsmenge proportional und von dem Querschnitt des Rohres unabhängig.
Damit stimmen vollkommen überein die Angaben von NACCARI und BELLATIS).
Sie haben nur statt der Influenzmaschine ein Induktorium benutzt; die Oeffnungs-
strome waren allein im Stande, die Gasstrecke zu durchsetzen.
94) E. WIEDEMANN hat die producirten Wärmemengen direkt calorimetrisch
gemessen. In seiner ersten Arbeit?) war das Entladungsrohr U iörmig, der
mittlere Theil capillar. Der Druck war so ge-
wählt, dass das ganze Rohr continuirlich mit
Licht erfüllt war. Das Capillarrohr tauchte in
das Calorimeter ein. Den Strom lieferte ein
RunMkoRrF'sches Induktorium. Es wurde die
Wirmemenge ermittelt, welche einer bestimmten
Zahl von Entladungen entspricht und daraus die
Wirmemenge berechnet, welche der einzelnen
Entladung zugehört. Daraus und aus den Dimensionen des Rohres kann man
angenähert die Temperatur des Gases berechnen. E. WIEDEMANN erhielt so Tem-
peraturen, welche 100° nicht erreichten.
»Das Leuchten des Gases bei so niedriger Temperatur während des Durch-
ganges der Elektricitit beweist, mit Rücksicht auf die mechanische Gastheorie,
dass die elektrische Entladung unabhängig von einer Steigerung der lebendigen
(P. 83.)
1) WRIGHT, SILL. J. (3), Bd. 13, pag. 49. 1877.
2) KUNDT, WiED. Ann. 27, pag. 59. 1886.
3) DEssAU, WiED. Ann. 29, pag. 353. 1886.
4) WIENER, WiED. Ann. 31, pag. 629. 1887.
5) G. WIEDEMANN, PocG. Ann. 158, pag. 57. 1876.
6) NOCCARI u. BELLATI, Beibl. 2, pag. 720. 1878.
7) E. WIEDEMANN, WIED. Ann. 6, pag. 298. 1879.