Full text: Handbuch der Physik (Dritter Band, erste Abtheilung)

  
  
  
  
344 Die Elektricitätsleitung der Gase. 
Damit ein Gas leitet, müssen unbedingt die Elektroden glühen; hohe Tem- 
peratur des Gases bei kalten Elektroden genügt nicht. In der Anordnung, wo 
die Elektroden senkrecht über einander in der Axe des weissglühenden Platin- 
rohrs liegen, ist der Strom stärker, wenn die untere Elektrode negativ ist. Mir 
scheint hier, wie bei einem grossen Theil der Versuche von BECQUEREL, die 
Temperaturverschiedenheit der Elektroden von entscheidender Bedeutung zu sein. 
5) Ueber die Leitung des Quecksilberdampfes waren bereits vor THOMSON 
Versuche angestellt worden. 
HerwiG!) erhitzte ein mit Quecksilber gefiilltes Glasrohr an einer Stelle so 
stark, dass der Dampf das flüssige Metall dauernd in zwei Theile trennte. Von einer 
Säule von 2—4 GRovE-Elementen wurde der eine Theil direkt, der andere durch 
ein Galvanometer mit je einer der Quecksilbersáulen verbunden. HkmwiG schloss 
aus der beobachteten Galvanometerablenkung, dass Quecksilberdampf bereits in 
relativ niedrigen "Temperaturen leitet. Hrrrorr?) wies jedoch darauf hin, dass 
die Leitung in dem heissen Glase die Ursache des Galvanometerausschlags sein 
kann. Er gab eine einwandsfreie Versuchsanordnung an und fand, wie THOMSON 
nach ihm, das Ergebniss negativ. 
IV. Elektricitátsleitung der Flammen. 
1) Wie andere heisse Gase (s.o.) leiten auch die Flammengase. Führt man 
zwei Platinstreifen in gleicher Hóhe und gleich tief in eine Flamme ein und 
verbindet man sie mit einer galvanischen Säule und einem Galvanometer zu 
einer Schliessung, so tritt eine Ablenkung des Galvanometers ein. Der Aus- 
schlag ist am grôssten, wenn die Elektroden dicht unter der Spitze des Flammen- 
kegels liegen; selbst wenn die Platinstreifen in der heissen, tiber dem eigentlichen 
Flammenkegel liegenden Luftschicht sich befinden, ist ein freilich schwächerer 
Strom vorhanden. Je heisser die Flammen sind, um so besser leiten sie. Hoppe?) 
hat darüber einige quantitative Messungen angestellt. 
2) Besonders gut leiten Flammen, in welche Kalisalze gebracht werden. 
Natriumsalze sind von geringerem Einfluss; die Salze der übrigen Metalle ver- 
ändern den Flammenwiderstand nur wenig. Am meisten verringert den Wider- 
stand unter den Kaliumsalzen das Kaliumhydroxyd; dann folgen der Reihe nach 
FE, KO,N, K,0,C,. K,50,, K,PO,. Erheblich schlechter leiten KCl, K Br, 
K J. Auch bei den Natriumsalzen leiten die Sauerstoffsalze besser als die 
Haloidsalze*). 
3) Das in die Leitung eingeschaltete Galvanometer zeigt denselben Ausschlag, 
wie verschieden auch der Abstand der Elektroden von einander sein mag, wenn 
nur die Kathode ihren Ort behauptet. Erst wenn die Anode aus dem heissem 
Flammenkegel in die kalte Umgebung versetzt wird, nimmt die Stromstärke ab. 
Der Hauptwiderstand liegt also in der Umgebung der Kathode. Für den Fall 
niederen Drucks haben wir das Gleiche bei der Glimmentl ladung kennen gelernt. 
Der folgende, von Hrrronr5) angegebene Versuch veranschaulicht dies Verhalten 
in besonders auffüliger Weise. In der isolirt aufgestellten Bunsenflamme be- 
finden sich vertikal über einander zwei Platinósen, die untere etwas oberhalb der 
Spitze des inneren blauen Kegels, die obere in den hóheren Theilen der 
7! HERWIG, PocG. Ann. 151, pag. 350. 1874; WIED. Ann. 9, pag. 77. 1880. 
?) HITTORF, WIED. Ann. 7, pag. 593. 1870. 
3) Hoppe, Wikp. Ann. 2, pag. 83. 1877. 
4) HITTORF, PoGG. Ann. 136, pag. 224. 1860. 
°) HITTORF, PoGG. Jubelb. pag. 430. 1874.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.