346 Die Elektricitätsleitung der Gase.
Elektroden verbrennt. In Kaliumdampf gaben schon 200 Elemente den Licht-
bogen.
Aehnliche Versuche hatte erheblich früher Hrrromr!) angestellt, Wenn zwei
Platinelektroden in demselben horizontalen Querschnitt einer mit Kalium ge-
schwängerten Bunsenflamme in 3—4 mm Abstand sich befanden, genügten 200
Chromsüureelemente, um den Bogen zu bilden. 300 Elemente gaben einen
Bogen von 4—5 ez. Bei Benutzung von Kohlenelektroden waren bei 4 zn Ab-
stand 80 Elemente ausreichend.
Der Uebergang in die Bogenentladung ist ein jáher. Kurz vorher ist der
Galvanometerausschlag klein; in dem Moment, wo der Bogen entsteht, schlägt
der Magnet völlig herum. Der Bogen erlischt bald wieder, der Magnet kehrt
nahezu in die Ruhelage zurück. Dieser Uebergang der einen Entladungsform in
die andere kehrt in unregelmüássigen Intervallen wieder. Elektroden aus Fe, Al,
Messing, Hg, Graphit und Retortenkohle gaben auch hier analoge Resultate,
wie Platin.
Bei Silberelektroden kam kein Lichtbogen zu Stande, wohl aber eine unter
Zischen übergehende Funkenentladung. Von den quantitativen Resultaten führe
ich eine Versuchsreihe mit Kaliumdampf an. A bedeutet die Zahl der benutzten
Akkumulatoren, B den Galvanometerausschlag. Je nachdem die eine oder die
andere Elektrode Kathode war, erhielt man durch die Indices 1 resp. 2 charakteri-
sirte Werthe.
A B, B,
100 1:8 0:0
200 2:0 0:0
300 2:0 1:0
400 2:8 2:0
500 3:5 2:5
Die Ausschläge B, B, sind sehr klein und durchaus nicht gleich, sondern
unterscheiden sich um Beträge von ihrer eigenen Grössenordnung. Die von den
Verfassern erstrebte Genauigkeit wurde somit nicht erreicht.
Ausser Kalium wurden untersucht die Dämpfe von Mg, Na, Ba, Ca, Sr.
Magnesium wirkt ähnlich intensiv wie Kalium, Natrium erheblich schwächer.
Ganz abweichend verhalten sich Ba, Ca, Sr; die Galvanometerausschlüge werden
durch ihre Dámpte viel grósser als bei den Alkalimetallen; kein Lichtbogen
bildet sich, sondern die Elektricitát strómt aus der Kathode in die Flamme aus.
Das Endergebniss fassen E. WIEDEMANN und EBERT in die Sátze zusammen: Der
Vorgang des Elektricitátsüberganges in den Flammen ist nicht als eine Leitung
anzusehen, sondern trügt vóllig den Charakter der disruptiven Gasent'adungen.
Die Anwesenheit von Metalldàmpfen setzt die zum Uebergange nóthige Spannung
an den Elektroden bedeutend herab.
Mir scheint, dass das in der Arbeit enthaltene Beobachtungsmaterial die
Allgemeingiltigkeit dieser Sátze nicht beweisen kann. Es ist von den Verfassern
nachgewiesen worden, dass für die hochgespannte Elektricitit der Influenzmaschine
die Entladung discontinuirlich ist, wenn die Flamme gewisse Metalldámpfe
enthült; der Beweis ist nicht geliefert für den Kaliumdampf. Diese Versuche
mit der Influenzmaschine sind von vornherein nicht sicher, weil hier môglicher-
weise genau wie bei der Glimmentladung (siehe ein früheres Kapitel) der Grund
der Discontinuität in der ungenügenden Elektricitátszufuhr seitens der Strom-
!) HiTTORF, POGG. Jubelb. pag. 430. 1874.