Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

Elektricitätsleitung der Flammen. 347 
quelle liegen kann. Viel mehr Gewicht ist auf die Versuche mit der Akkumu- 
latorenbatterie zu legen. Hier ist für mässige Spannungen eine disruptive Ent- 
ladung weder für die reine Flamme, noch für die mit Metalldampf durchsetzte 
bewiesen. Dass bei höheren Spannungen Bogenentladung eintritt, spricht nicht 
gegen einen continuirlichen Strom bei niederen Spannungen; genau so geht 
auch die continuirliche Glimmentladung unter geeigneten Bedingungen in die 
Bogenentladung über. Dass die Bogenentladung, nachdem sie eingetreten ist, 
nicht andauert, liegt wesentlich daran, dass die benutzten Akkumulatoren in Folge 
ihrer kleinen Capacität nicht die dazu nöthige Elektricität zu liefern vermögen. 
Endlich kann das Schwanken des Galvanometerausschlags durch die Strömungen 
in den Flammen bedingt sein. 
5) Die Stromstärke ist der elektromotorischen Kraft der Säule nicht pro- 
portional. Unter denselben Verhältnissen erhielt Firrrorr!) durch ein Element 
4° Ausschlag an der Bussole, durch 24 Elemente nur 11:5*. 
6) Die von einer elektrisirten Flamme aufsteigenden Gase führen Elektricität 
mit sich fort. Brennen z. B. in einem Zimmer isolirte, irgendwie geladene Gas- 
brenner, so zeigt sich nach einiger Zeit die Luft im ganzen Zimmer geladen. 
Giese?) hat die Vorgänge in den Flammengasen genauer untersucht. Nur 
einige der Grundversuche kónnen hier Erwáhnung finden. Ein isolirter BUNSEN- 
scher Brenner ist duich den Boden eines isolirt aufgestellten 30:5 c weiten 
Metallgeháuses geführt, welches oben durch Drahtgazedeckel verschlossen werden 
kann. Ein isolirter Draht oder ein isolirtes. Netz kann über dem Gehäuse 
angebracht werden, so dass es von den Flammengasen bestrichen wird. Die 
von Draht oder Netz aufgenommene Elektricität wird mit einem Elektrometer 
gemessen. 
a) Wenn das Geháuse (ohne den Gazedeckel) mit dem positiven Pol einer 
Säule von LECLANCHE- Elementen verbunden wurde, der andere Pol und der 
Brenner an Erde gelegt, so zeigte das Elektrometer eine negative Ladung an. 
b) Wurde derselbe Versuch mit Gazedeckel ausgeführt, so entstand ein 
schwacher Ausschlag; die Elektrisirung war aber jetzt gleichnamig mit der des 
Gehäuses, 
c) Wurde im letzten Versuch der Brenner isolirt, so war der Ausschlag 
wieder gleichnamig, aber viel stärker. 
d) Wenn das Gehäuse mit dem Gazedeckel an Erde lag, der Brenner aber 
geladen wurde, zeigte das Elektrometer gleichnamige, ziemlich starke Elektrisirung. 
Der letzte Versuch beweist, dass ein Theil der geladenen Verbrennungsgase 
ungehindert den Gasedeckel zu durchsetzen vermag. 
Giese hat weiter gezeigt, dass in den meisten Fällen der Elektrometer- 
ausschlag langsamer wüchst, als die elektromotorische Kraft der benutzten Strom- 
quelle; als Ursache betrachtet er eine Verminderung des Leitungsvermógens 
durch den Strom selbst. Bei einer gewissen Anordnung findet dagegen das An- 
steigen der Elektrometerablenkung rascher statt als das der elektromotorischen 
Kraft. 
Eine vollständige Erklärung dieser ausserordentlich verwickelten Vorgänge 
ist zunächst kaum zu erhoffen, 
7) Leiter, welche in der Nähe einer elektrisirten Flamme so aufgestellt 
werden, dass sie vom Strom der Verbrennungsgase nicht getroffen werden können, 
1) HırTorF, Pocc. Ann, 136, pag. 229. 1869. 
2) GiksE, WIED. Ann. 17, pag. 1, 236, 519. 1882; WIED, Ann. 38, pag. 403. 1889. 
  
  
  
 
	        
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