Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

  
  
350 Die Elektricitätsleitung der Gase. 
zeigt der Condensator + Elektricität an. Wird der Kohlenstab selbst auf die 
Condensatorplatte gestellt, entzündet und durch Zuführung frischer Luft die Ver- 
brennung unterhalten, so wird der Condensator negativ geladen (POUILLET). 
d) Ein Platindraht, der an seinem unteren Ende zu einer Spirale geformt 
ist, communicirt mit der einen Condensatorplatte. "Wird eine Wasserstofflamme 
von unten der Spirale genühert etwa auf ein Centimeter Abstand, so erhált man 
positive Ladung. Ist dagegen die Spirale von geringem Durchmesser, und wird 
sie vollständig in das Innere der Flamme eingesenkt, so ist die Ladung negativ 
(PouILLET). 
e) Zwei gleiche Platindráhte werden in eine Flamme eingeführt. Der eine 
berührt die Flamme eben, der zweite ist tief ins Innere geschoben. Ein ein- 
geschaltetes Galvanometer zeigt einen Strom, der vom zweiten Draht in die 
Flamme austritt. Schiebt man zwei Drähte von verschiedener Dicke gleich tief 
ein, so geht der Strom von der dickeren Elektrode in die Flamme über. In beiden 
Fällen ist der Draht rothglühend, aus dem der Strom zur Flamme übergeht, der 
andere Draht ist dagegen im ersten Falle relativ kalt, im zweiten Falle weiss- 
glühend (HENRICI). 
f) Wird eine isolirte Spirituslampe mit einer Condensatorplatte, ein in der 
Lampe befindliches isolirtes Platinblech mit der zweiten Condensatorplatte ver- 
bunden, so erhält man mit der Stellung des Bleches wechselnde Ausschläge. 
Man erhält elektromotorische Kräfte, welche ein Daniell übersteigen können 
(HANKEL). 
g) Zwei Platindrähte sind im Winkel gebogen. Die horizontalen Schenkel 
sind auf Glasplatten befestigt; die beiden anderen Schenkel können durch Ver- 
schiebung der Platten mit allen ihren Punkten gleichzeitig in die Flamme ein- 
geschoben werden. Befinden sich beide Drähte ausserhalb der Flamme oder 
beide im blauen Saum oder beide im inneren dunklen Kern, aber immer so, 
dass der eine Draht heisser wird als der andere, so geht stets ein Strom vom 
würmeren Draht zum kálteren. Wird sodann der eine Draht dem äusseren 
Flammenrand genáhert, der andere ganz in den dunklen Kern gebracht, so geht 
der Strom von innen nach aussen. Der Strom behält diese Richtung bei, wenn 
man nun den ersten Draht bis an die Grenze des blauen Saumes einschiebt. 
Der Draht kommt dabei auf helle Rothgluth, während der innere Draht nur 
schwach glüht. Lässt man aber den äusseren Draht tiefer und tiefer eindringen, 
bis er bei fortdauernd heller Gluth den leuchtenden Theil der Flamme erreicht, 
so kehrt der Strom seine Richtung um (Burr). 
3) Die hier angeführten und eine Menge ähnlicher Versuche sind auf ver- 
schiedene Weise erklärt worden. Nach dem Vorschlag von BRAUN bezeichnet 
man alle jene elektromotorischen Erregungen schlechthin als Flammenströme. 
Die Ursache derselben kann man vermuthen: 
a) im Verbrennungsprocess als solchem (POUILLET), 
b) darin, dass die. verschiedenen Schichten der Flamme die von ihnen um- 
spielten Elektroden durch Contakt verschieden erregen (»Contaktstróme« 
nach BRAUN), 
c) in einer thermoelektrischen Differenz der Elektroden (»Thermostrom« nach 
BRAUN), 
d) in der Reibung der Flammengase gegen eingesenkte Elektroden (HENRICI). 
4) Burr hatte die Behauptung ausgesprochen, dass die beiden letzten Ur- 
sachen gleichzeitig im Flammenstrom thätig sind, dass dagegen eine Elektricitäts- 
erregung durch den Verbrennungsprocess selbst unwahrscheinlich ist. ELSTER
	        
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