Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
412 Die elektrische Beleuchtung, 
werden die Kohlen von einander entfernt und damit der Strom geschwächt, 
durch das Nachlassen derselben werden sie einander genähert und dadurch der 
Strom verstärkt. Diese Lampen sind anwendbar für Einzellicht und für Einzel- 
lampen in Parallelschaltung, aber nicht für Serienlampen, weil sich zwei solche 
Lampen gegenseitig stóren. 
2) Nebenschlusslampen. Bei diesen liegt der Regulirungsmagpnet im 
Nebenschluss zu dem Hauptstrom, der durch die Kohlen geht. Wird der Ab- 
stand der Kohlen zu gross, also der Hauptstrom zu schwach, so wird der Neben- 
schlussstrom zu stark und der Magnet zieht einen Anker an, der die Kohlen 
einander nähert. Umgekehrt ist es, wenn der Abstand der Kohlen zu klein wird. 
Brennen zwei Lampen hintereinander und sei bei der ersten der Kohlenabstand 
zu gross, bei der zweiten gerade normal, so wird durch die Regulirung der 
Kohlenabstand der ersten Lampe vermindert, dadurch wird der Hauptstrom in der 
ersten und zweiten Lampe verstärkt, also auch der Nebenschlussstrom in der 
ersten und zweiten Lampe vergrössert, und die Kohlen der zweiten Lampe 
nähern sich einander. Es wirkt auch hierbei die Regulirung der einen Lampe 
schädlich auf eine zweite Lampe ein, aber nicht in demselben Maass, wie bei 
Hauptstromlampen. 
3) Die dritte Art Lampen sind die Differentiallampen, zuerst von HEFNER- 
Alteneck construirt. Bei ihnen theilt sich der Strom, der in die Lampe eintritt, 
in zwei Theile. Der erste, Haupttheil, geht durch die Kohlen und einen Re- 
gulirungsapparat mit wenigen, dicken Umwindungen. Der zweite, Nebenstrom, 
geht durch einen Regulirungsapparat mit vielen dünnen Umwindungen. Wird 
der Kohlenabstand zu klein, so wird der Hauptstrom zu stark und entfernt die 
Kohlen von einander. Bei dieser Art der Regulirung ist jede zweite und folgende 
Lampe ganz unabhängig von den Vorgängen in der ersten; sie ist also anwend- 
bar bei der Serienschaltung von Bogenlampen. 
Die elektrischen Vorrichtungen zur Regulirung bestehen entweder aus Elektro- 
magneten oder aus Solenoiden mit Eisenkernen. Und zwar werden bei den Sole- 
noiden die Eisenkerne entweder cylindrisch oder konisch zugespitzt angewendet. 
Die Regulirung hat nicht bloss die Aufgabe, den Kohlenabstand constant zu 
erhalten, sondern auch die, beim Beginn der Beleuchtung die Kohlen bis zur Be- 
rührung zu bringen und sie dann zu trennen. Es wird diese Aufgabe, sowie die 
der gleichmässigen Bewegung der Kohlen nicht durch die elektrische Regulirung 
allein, sondern noch durch mechanische Regulirungsmittel hervorgebracht, durch 
welche sich die Lampen verschiedener Systeme unterscheiden. 
Die verschiedenen Systeme von Lampen sind von SILVANUs THOMPSON!) in 
folgender Weise classificirt worden nach den 7 Haupttheilen, welche die Re- 
gulirung enthält. 
I. Die treibende Kraft, welche die Kohlen einander nähert. Dazu benutzt 
man entweder 1) die Schwerkraft, sei es, dass man die obere Kohle direkt 
fallen lässt oder durch ein Uhrwerk bewegt. 2) Spiralfedern, 3) elektro- 
magnetische Motoren, 4) heisse Luft: Die durch den Flammenbogen 
erhitzte Luft treibt ein Flügelrad, welches die Kohlen bewegt. 
II. Erzeugung des Lichtbogens. Die Trennung der Kohlen im Anfang der 
Beleuchtung wird bewirkt 1) durch ein Getriebe, 2) durch Senkung der 
unteren Kohle durch einen Magneten, 3) durch Hebung der oberen Kohle. 
Letzterer Modus ist bei allen neueren Lampen in Anwendung. 
Y) SiLvANUS. THOMPSON, Elektrotechn. Zeitschr. X, pag. 308. 1889.
	        
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