Wärme in Folge des Widerstandes. 419
5) Anwendungen. HANKEL!) hat die Verlängerung von Drähten ‚durch die
Stromwärme benützt, um Ströme damit zu messen. Ein langer, verticaler Draht
ist oben an einem leicht beweglichen Wagebalken befestigt, unten endet er in
einer Klemmschraube. Die Drehungen des Wagebalkens werden mit Spiegel
und Scala beobachtet. Da die Erwärmung vom Quadrat der Stromstärke ab-
hängt, so bietet die Anordnung für manche Zwecke Vortheile. Neuerdings hat
CARDEW sie für technische Messungen (sogenannte Hitzdrahtvoltmeter) in An-
wendung gebracht. — PPAUNDLER?) benutzt die in einem Draht entwickelte
TovLE’sche Wärme für die Bestimmung specifischer Wärmen. Wegen der geringen
Selbstinduction des Drahtes ist sie von HERTZ als Ersatz tür das Dynamometer,
neuerdings von Anderen zum Nachweis elektrischer Strahlung verwendet worden.
Sobald ein stromdurchflossener Draht constanten Temperaturzustand ange-
nommen hat, so ist die ausgegebene Wärmemenge gleich der durch elektrische
Arbeit in ihm erzeugten. Man kann daher die erstere aus Stromstärke und
Widerstand ermitteln und darauf genaue, weil statische und relativ bequeme
Messungen des Ausstrahlungsvermögens und der Wärmeleitung des umgebenden
Mittels gründen. Dies hat SCHLEIERMACHER gethan3). Die Resultate gehören in
ein anderes Gebiet.
Das mechanische Wármeáüquivalent ist dabei als bekannt angenommen.
Umgekehrt giebt die Bestimmung der JourLE'schen Wárme ein Verfahren, das
mechanische Wármeáquivalent zu ermitteln. Dies ist von QuiNTUs-IciLIUs 5),
H. F. WEBER?) und neuerdings von DiETERICIÜ) mit grosser Sorgfalt ausgeführt
worden.
Periodisch an- und absteigende Ströme können einen Draht zum Tönen
bringen 7).
6) Dass auch elektrolytische Leiter auf einer Strecke, in welcher der Strom
keine Aenderungen (durch Concentrationsverschiebungen, Elektrolyse) hervorbringt,
eine nach Gleichung (3) bestimmte Wirmemenge entwickeln miisse, ist wohl
a priori zuzugeben. Die Versuche von Jour und BECQUEREL (1. c.) können
angesichts von Wirmewirkungen, welche FARRE unter gleichen Bedingungen spiter
fand und die kaum als JourLE'sche Würme zu deuten sind, nicht als ausreichend
betrachtet werden. Diesen Versuchen gegenüber hat später JAHN®) gezeigt, dass
die JouLEsche Wáürme (wenigstens bei CuSO,, ZnSO, und SbCIl, zwischen Sb-
Elektroden) durch Gleichung (1) bestimmt ist. In der Potentialdifferenz kann dabei
noch ein, aber wahrscheinlich kleiner Potentialsprung in Folge von Polarisation
enthalten sein; ferner war darin bei Sb Cl, ein sicher constatirter, ziemlich starker
(rascher, aber doch stetiger Abfall) in Folge eines zeitlich entstehenden Ueber-
gangswiderstandes. Das hierdurch entstehende Potentialgefálle ist natürlich ohne
Weiteres in Gleichung (1) mitzurechnen.
7) Die Wirmewirkungen des Stromes kommen als stórende Elemente in
Betracht bei der von vielen Beobachtern behaupteten, von Anderen wider-
sprochenen und jetzt wohl als mindestens an der Grenze des zur Zeit mit Sicher-
7) PFAUNDLER, Wien, Akad. Ber. 1869 und 1891; pag. 352.
3) SCHLEIERMACHER, WIED. Ann. 26, pag. 287. 1885; 34, pag. 623. 1888; 36, pag. 346. 1889.
*) QuiINTUS-ICILIUS, PoGG. Ann. ror, pag. 69. 1857.
5) H. F. WEBER, Züricher Vierteljahrschrift 1878, Beibl. 2, pag. 503.
6) DIETERICI, WIED. Ann. 33, pag. 417. 1888.
7) WIEDEMANN, El. II, § 470.
3) H. JAHN, WIED. Ann. 25, pag. 49. 1885; 31, pag. 925. 1887.
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