Grundgesetze. 443
Diese Grundgesetze sind folgende:
1) Bei jeder elektrolytischen Zersetzung ist die Menge der zer-
setzten Substanz proportional der Grósse der durch den Elektrolyten
hindurchgegangenen Elektricitátsmenge. Bei einem constanten Strom
ist sie also dem Produkt aus der Stromstárke und der Zeit proportional.
2) Bei verschiedenen Elektrolyten ist die Menge der abge-
schiedenen Ionen — dieselbe durchgehende Elektricitátsmenge
vorausgesetzt — den chemischen Aequivalentgewichten proportional.
Diese Gesetze wurden von FARADAY zundchst an Wasser (angesiuertem Wasser)
geprüft und gaben ihm Veranlassung zur Construction von Wasservoltametern!)
(s. u.). Aus angesäuertem Wasser (oder auch gewöhnlichem Brunnenwasser)
wird durch Elektrolyse an der Kathode Wasserstoff, an der Anode Sauerstoff
entwickelt. FARADAY betrachtete zwar diese Produkte als direkt aus der Elek-
trolyse des Wassers entstehend, während wir jetzt wissen, dass sie nur durch
sekundäre Processe entstanden sind. Da aber die direkten Ionen nach ihren
chemischen Aequivalentgewichten rein chemisch wirken, so lassen sich die Gesetze
der Elektrolyse ebensowohl an den primären wie an den sekundären Produkten
beweisen. Die Produkte Wasserstoft und Sauerstoff wurden einzeln gasförmig
gesammelt und es zeigte sich zunächst, dass die Grösse der Elektroden keinen
Einfluss auf die Menge der abgeschiedenen Ionen hat, wenn die hindurch-
gegangene Elektricititsmenge dieselbe war”), dass ferner die Menge der abge-
schiedenen Ionen direkt proportional ist der hindurchgegangenen Elektricitäts-
menge. Dieser letztere Satz liess sich am einfachsten dadurch beweisen, dass drei
gleiche Wasserzersetzungsapparate so geschaltet wurden, dass sich der Strom
nach dem Durchgang durch den einen der Apparate verzweigt und durch die
Ibeiden andern Apparate parallel hindurchging. Die Stromstärke war in jedem
der beiden letzteren Zweige nur die Hältte von der im Hauptstrom und ebenso
auch die Menge der abgeschiedenen Produkte. In beiden zusammen wird ebenso
viel abgeschieden, wie im Hauptstrom, da die Menge der durchgegangenen Elek-
tricitát dieselbe war.
Dasselbe Gesetz prüfte FARADAY an Chlorwasserstoftsáure?), Jodwasserstoff-
säure*), Fluorwasserstoffsáure, Cyanwasserstoftsáure, Ferrocyanwasserstoffsäure,
Sulfocyanwasserstoffsáure?). Da diese Stofte nur in Lósung verwendet werden
konnten, suchte FARADAv das Gesetz auch an geschmolzenen Elektrolyten zu be-
weisen. Zunächst an Zinnchlorür$) In ein Probirglas wurde ein Platindraht
eingeschmolzen, dessen Ende zu einem Knopf zusammengedreht war. Ueber
diesen wurde Zinnchlorür gebracht und der Platindraht mit der einen Elektrode
eines Wasservoltameters, ein anderer Draht mit dem positiven Pol einer Batterie
verbunden. Durch die Elektrolyse bildete sich am positiven Pol Zinnchlorid,
welches dampfförmig entwich, an der negativen Elektrode Zinn, welches sich mit
dem Platin des Knopfes legirte. Die Gewichtszunahme des Platins gab das
gebildete Zinn. So wurde gefunden
Volumen des Knallgases Gewicht des Zinnes
3:85 Kubikzoll 32 gr,
l FARADAY, Exp. Res. No. 704 ff, 732 ff.
2) Ibid. No. 713— 722.
3) Ibid. No. 758.
*) Ibid. No. 767.
5) Ibid. No. 770 ft.
$) Ibid, No. 789 ff.
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