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44 4 Elektrolyse.
woraus sich ergiebt, dass für 9 gr zersetzten Wassers 57:9 gr Zinn sich bilden.
Drei andere Versuche wurden mit Stromstürken ausgeführt, die im chemischen
Maass zwischen 2:05 und 10-29 Kubikzoll Knallgas variirten und. gaben im Mittel
für das Aequivalent des Zinns 58:53.
Aehnliche Versuche stellte FARADAv mit geschmolzenem Bleichlorid, mit
Antimonchlorür, Bleioxyd, Antimonoxyd, Bleijodid, Zinnjodür, Jodkalium?) an.
Andere Versuche über denselben Gegenstand wurden so angestellt?) dass
drei Róhren mit eingeschmolzenen Platindrühten mit verdünnter Salzsáure gefüllt
und hinter einander geschaltet wurden, während die positiven Elektroden aus
Zink, Silber und Platin bestanden. In allen dreien wurde dieselbe Menge Wasser-
stoff entwickelt, obwohl die Zinkelektrode sich von selbst mit dem Chlor ver-
bindet, die Silberelektrode sich mit dem elektrolytisch freigewordenen Chlor ver-
bindet und die Platinelektrode dem Chlor widersteht.
Diese Versuche beweisen nun die beiden FARADAY’schen Gesetze. Sie zeigen
nämlich, dass ein und derselbe Strom von verschiedenen Elektrolyten Ionen ab-
scheidet in Gewichtsmengen, welche den chemischen Aequivalentgewichten der-
selben proportional sind, d. h. ihren Atomgewichten dividirt durch ihre Werthig-
keit. Da die Aequivalentgewichte einer und derselben Substanz, z. B. des Eisens,
in verschiedenen Verbindungen verschieden sind, so werden daher auch in solchen
durch denselben Strom verschiedene Gewichtsmengen abgeschieden. Z. B. ist
das Aequivalentgewicht des Eisens in den Oxydulsalzen wie Eisenchlorür, FeCl;,
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5 = 28, so dass auf 1 Atom Cl J Atom Eisen abgeschieden wird. In den
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Oxydsalzen, z. B. Eisenchlorid, Fe,Cl,, ist das Aequivalentgewicht des Eisens —
J
— 187, so dass auf 1 Atom Chlor nur 4 Atom Eisen abgeschieden wird. Werden also
eine Eisenchloriir- und eine Eisenchloridlósung hintereinander in denselben Strom
eingeschaltet, so scheiden sich an den beiden Anoden die gleichen Mengen (resp.
Volumina) Chlor ab, wührend an der Kathode der Eisenchlorürlósung auf 35'5 gr
Chlor 28 gr Eisen, an der Kathode der Eisenchloridlósung 18:7 g7 Eisen entstehen.
Weitere Prüfungen des FARADAYv'schen elektrolytischen Gesetzes haben das-
selbe allgemein bestátigt?).
Das FaRADAY'sche Gesetz sagt nun aus, dass die Leitung eines Stromes in
einem Elektrolyten nur elektrolytisch sei, dass also nicht ein Theil des
Stromes, etwa wie in Metallen, ohne Elektrolyse geleitet werde. Durch vielfache
Versuche ist diese Folgerung, soweit es geht, bewiesen worden?) Man hatte
früher Abweichungen von diesem Gesetz dadurch zu constatiren geglaubt, dass
bei dem Durchgang eines Stromes durch angesáuertes Wasser scheinbar keine
Zersetzung stattfindet, wenn der Strom eine sehr geringe Intensität besitzt,
Indess erklürt sich diese Beobachtung dadurch, dass die entstehenden Gase
sofort von dem Wasser wieder absorbirt werden. Denn durch verschiedene
Mittel, Verkleinerung der Elektroden, Verdünnung der Luft über dem Wasser,
kann man bewirken, dass immer Elektrolyse eintritt, wie weit man auch mit der
Stromstärke heruntergeht. Uebrigens ist das Auftreten der Polarisation an den
Elektroden (s. Polarisation) das sicherste und exakteste Zeichen dafür, dass Elektro-
lyse vorhanden war, auch wenn sie nicht sichtbar war.
1) FARADAY, Exp. Res. No 794—806.
7) Ibid. No. 81o.
3) s, SORET, Ann. chim. phys. (3) 42, pag. 257. 1854; Burr, Ann. Chem. u. Pharm. 8s,
pag. 1. 1853.
4) s. WIEDEMANN, Elektricität II, pag. 486 ff.