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FARADAY’s Theorie. 445
3) Aeltere Vorstellungen über den Vorgang der Elektrolyse und
FARADAY’S Theorie.
Die erste Erklärung der Elektrolyse, die auch lange Zeit hindurch Geltung
behielt, wurde kurz nach ihrer Entdeckung von GrRoTTHUs!) aufgestellt. Danach
üben die beiden Elektroden anziehende Kräfte auf die Bestandtheile des Elektro-
lyten aus, und zwar zieht die Kathode, die negativ elektrisch ist, Wasserstoff und
Metalle an, während die positive Anode Sauerstoff oder die sonstigen Anionen
anzieht. Diese Anziehung erstreckt sich auf die den Elektroden zunächst an-
liegenden Schichten. Es würden also z. B. von Chlorkalium die der Kathode
zunächst anliegenden Moleküle zerlegt, indem das Kalium an die Kathode ge-
zogen wird. Das übrig gebliebene Chlor entzieht sofort den Molekülen der
nächsten Schicht ihr Kalium, und so geht das durch die ganze Reihe von Schichten
durch, bis schliesslich, aber gleichzeitig, das Chlor, das der Anode benachbart
ist, von diesem angezogen wird. Dadurch erklärt es sich, dass die Ionen nur
an den Elektroden auftreten, während doch die Zersetzung durch die ganze
Flüssigkeit hindurchgeht. In dieser Vorstellung sind die zwei Theile zu unter-
scheiden: 1) die Annahme der im Innern der Lösung vor sich gehenden Zu-
sammensetzungen und Trennungen, und 2) die Annahme der anziehenden Kraft
der Elektroden. Der erste Theil ist bis heute gültig, wenn auch in sehr modi-
ficirter Form, der zweite Theil ist allmählich aufgegeben worden.
Dieser Ansicht von GnorTHUS schloss sich DAvv?) an, wogegen in der Folge
RIFFAULT und CHAMPRÉS), BIOT*), DE LA RIVE*) die successiven Zersetzungen und
Wiedervereinigungen nicht annahmen, sondern die Zersetzung auf die Umgebung
der Elektrode beschränkt glaubten.
FARADAY erst drang bei weitem tiefer in die Natur der Elektrolyse ein ©).
Die elektrochemische Zersetzung fasst er auf als eine innere »Corpuscular Actions,
die von einer Kraft herrührt, welche entweder der gewôhnlichen chemi-
schen Affinität der Körper sich addirt oder ihr die Richtung anweist.
»Ich fasse die elektrochemischen Wirkungen auf als aus inneren, der in Zer-
setzung begriffenen Substanz angehörigen Kräften entspringend, und nicht aus
äusseren, wie es der Fall wäre, wenn sie direkt durch die Elektroden bewirkt
wäre. Ich nehme an, dass die elektrochemischen Wirkungen herrühren von einer
Modification der chemischen Affinität durch den Strom, welcher ihre Wirkungs-
fähigkeit in der einen Richtung grösser macht als in der andern, so dass die
Theilchen gezwungen werden, durch eine Reihe auf einander folgender Zersetzungen
und Wiedervereinigungen in entgegengesetzten Richtungen zu wandern”).« Die
Pole oder Elektroden sind also nur die Grenzflächen, an welchen ein wanderndes
Theilchen kein anderes mehr findet, mit dem es sich verbinden kann, und nur
darum treten die Ionen an den Elektroden frei auf?). Nach der GnorrHus'schen
Theorie sieht man, abgesehen von andern Schwierigkeiten, nicht ein, warum ein
Wasserstofftheilchen, wenn es doch von der Kathode angezogen wird und zwar
so stark, dass er aus seiner Verbindung gelöst wird, warum dieses nicht an der
1) GROTTHUS, Ann. de chim. et phys. 58, pag. 64. 1806. 63, pag. 20. 1808.
7) Davy, Phil Trans. 1807, pag. 28. 1826, pag. 383.
3) RIFFAULT u. CHAMPRÉ, Ann. chim. phys. 59, pag. 83. 1807.
4) Brot, Précis de physique 1824.
5) DE LA RIVE, Ann. chim. phys. (2) 28, pag. 190. 1825.
6) FARADAY, Exp. Res. 5. Reihe u. 7. Reihe.
7) Ibid. No. 524.
8) Ibid. No. 535.