Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
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Wanderung der Ionen. 
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derselben Substanz in verschiedenen Substanzen verschieden ist, z. B. bei Eisen 
und Mangan in den Oxydul- und den Oxydverbindungen. 
11) Elektrochemische Aequivalente sind den gewóhnlichen chemischen Aequi- 
valenten gleich. 
Wiewohl die FanaApAv'sche Theorie sich durch Einfachheit und Folgerichtig- 
keit auszeichnet, wurde sie doch nicht allgemein acceptirt, und insbesondere 
war es BERZELIUS, der sie vollstindig verwarf. Es kam das zum grossen Theil 
daher, dass man damals immer das Wasser als direkt durch den Strom zersetzt 
ansah, und in diesem Falle stimmten die FARADAv'schen Gesetze nicht. Erst all- 
máühlich sah man ein, dass das Wasser für sich kein Elektrolyt ist und dass es 
seine scheinbare Leitungsfähigkeit nur den aufgelösten Bestandtheilen verdankt. 
Diese allein leiten den Strom elektrolytisch, sie allein werden in ihre Ionen ge- 
spalten und erst sekundär wird durch diese das Wasser zersetzt. 
Die FARADAY’sche Theorie war auch nicht vollkommen durchgebildet, inso- 
fern, als man bei ihr nicht sagen konnte, welches in jedem Falle die primären 
Ionen einer Substanz sind. Bei einfachen binären Körpern wie KCl zwar ist 
dies leicht zu sagen, bei zusammengesetzten Körpern aber, insbesondere bei 
Doppelsalzen, z. B. dem oben schon erwähnten Jodcadmium-Jodkalium, kann man 
a priori aus der FARADAY'schen Theorie nicht sagen, welches seine Ionen sind. 
Diese Lücke der Theorie wurde durch die Arbeiten von HırTorF ausgefüllt, 
die wesentlich die Wanderung der Ionen behandeln. 
4) Wanderung der Ionen. 
Nach der Theorie von FARADAY bewegen sich die beiden Ionen eines jeden 
Elektrolyten nach beiden verschiedenen Richtungen und zwar nicht nur an den 
Polen, sondern überall im ganzen Elektrolyten. Fortwährend trifft etwa ein 
Anion im Innern der Flüssigkeit ein unzerlegtes Molekül, vereinigt sich mit dessen 
Kation, während das Anion derselben weiter wandert. Daraus folgt, dass im 
Innern der Elektrolyten, mitten zwischen den Elektroden, die Zusammensetzung 
der Elektrolyten unverändert bleiben muss, dass also in dieser mittleren Schicht 
dauernd in 100 gr Läsung so und soviel Gramm der Elektrolyten, also auch 
eine bestimmte Anzahl der beiden Ionen vorhanden sein müssen. Anders ist es 
in der Nähe der Elektroden. Nach der Kathode wandert das Kation hin und 
wird dort zum Theil ausgeschieden, zum Theil geht es sekundäre Processe ein 
und zugleich wandert von der Kathode das Anion fort. Und umgekehrt ist es 
an der Anode. Es muss daher nach dem Verlauf der Elektrolyse die Flüssig- 
keit in der Umgebung der Kathode reicher an dem Kation, ärmer an dem Anion, 
die in der Umgebung der Anode reicher an dem Anion, ärmer an dem Kation 
sein, als vor der Elektrolyse. Die mittlere Schicht wird aber dabei unverändert 
in ihrem Gehalt an Anion sowohl wie Kation sein. 
Von vornherein ist man geneigt anzunehmen, dass sowohl das Anion wie 
das Kation mit derselben Geschwindigkeit wandern. Dann treffen sich je ein 
Anion und ein Kation auf dem halben Wege und es wird dann der Vorgang 
etwa so verlaufen, wie in Fig. 99. In dieser bedeuten die schwarzen Kreise 
das Anion, die weissen das Kation. Man sieht in der obersten Reihe die Sub- 
stanz vor der Elektrolyse. Rechts von dem mittleren Trennungsstrich befinden 
sich 4 Anionen und 4 Kationen, links 8 Anionen und 8 Kationen. In den 
folgenden Reihen ist die allmáhliche Wanderung der Kationen nach rechts, der 
Anionen nach links dargestellt Jedes wandert um die Hälfte des Abstandes 
zweier Moleküle, und es treffen sich daher in der Mitte die beiden Ionen wieder, 
 
	        
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