Erdmagnetismus.
die Nadel die stärkste ablenkende Kraft ausübt. Dieser Punkt ist näherungs-
weise der eine Pol; der andere Pol muss streng genommen in den Dreh-
punkt fallen, so dass man, da man dies von vornherein nur roh erzielen kann,
den Versuch mit der nun bekannten Pollage wiederholen muss, um einen
genaueren Werth derselben zu finden?). F. AUERBACH.
Erdmagnetismus.
Einleitung. Es ist bereits in dem Art. »Magnetismus« auf die Thatsache
hingewiesen und von ihr allenthalben Gebrauch gemacht worden, dass die Erde
auf magnetische Kórper eine in jedem Falle der Grósse und Richtung nach
ganz bestimmte Kraft ausübt; man nennt diese Kraft oder den sie verursachenden
Zustand der Erde den Erdmagnetismus. Auch über die Messung dieser Kraft
der Grósse und Richtung nach ist in dem Art. »Magnetische Messungen« das
Erforderliche auseinandergesetzt worden. Es bleibt daher nur noch übrig, die
Ergebnisse jener Messungen zu betrachten und zu sehen, ob sich die festgestellten
Thatsachen unter dem Gesichtspunkte einer bestimmten "Theorie darstellen
lassen. Jn Bezug auf die Thatsachen, also die Intensitát des Erdmagnetismus
und seine beiden Richtungswinkel, die Deklination und die Inklination, sowie
die Aenderungen dieser Gróssen mit Ort und Zeit besitzt man gegenwártig,
dank den Arbeiten dieses Jahrhunderts, schon eine einigermaassen übersichtliche,
wenn auch von der Vollstindigkeit und erreichbaren Genauigkeit noch weit
entfernte Kenntniss. In Bezug auf die Theorie der Erscheinungen hingegen
kónnen alle bisherigen Untersuchungen nur als Hypothesen oder Versuche be-
zeichnet werden; man weiss wohl, in welcher Weise aus einer bestimmten zu
Grunde gelegten Vorstellung die Erscheinungen sich folgern lassen, ob aber
jene Vorstellungen resp. welche von ihnen der Wahrheit am nächsten kommt
und welcher specielle physikalische Sinn ihnen beizulegen sei, dafür fehlen
noch die entscheidenden Anhaltspunkte, und es ist auch vorläufig nicht abzu-
sehen, auf welchem Wege sie sich einmal werden gewinnen lassen.
Die Lehre vom Erdmagnetismus nimmt eine Mittelstellung zwischen der
Physik und der Meteorologie ein; da sie aber in letzterer nicht behandelt zu
werden pflegt, ist es nothwendig, hier das Wichtigste darüber in Kürze zusammen-
zustellen”).
Oertliche Vertheilung.
Isomagnetische Linien. Jedem Orte auf der Erdoberfläche entspricht
ein bestimmter Werth der drei erdmagnetischen Elemente, d. h. der Deklination
der Inklination und der Horizontalintensität (natürlich können auch noch ver-
schiedene andere Gióssen als die drei Charakteristika gewühlt werden, s. w. u.).
1) Eine andere Methode s. bei BORGEN, Ann. d. Hydrogr. 1891, pag. 49, 57, 93. 189r.
2) Seit LAMoNT's Handb. des Erdmagnetismus (Berlin 1849) ist eine umfassende Dar-
stellung der Lehre nicht mehr erschienen. Kurze Artikel findet man u. A. in GÜNTHER's Lehrq
d. Geophysik, Bd. 2, in der Encycl Britannica, Bd. 16 (Meteorology) und in dem Text zur
neuen Auflage von BERGHAUS’ physikalischem Atlas (von NEUMAYER).