Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

   
Erdmagnetismus. 
tritt, geschlossen werden kann, dass letzteres irgendwo anders sichtbar geworden 
ist. Die Häufigkeit der Polarlichter endlich unterliegt bestimmten örtlichen und 
zeitlichen Gesetzen. 
Die örtliche Häufigkeit ist wie die Totalintensität des Erdmagnetismus 
am Aequator am kleinsten und zwar gleich null, selbst noch bis zu 10° beider- 
seitiger Breite sind Polarlichter nicht beobachtet worden; nach Norden und 
Süden hin nimmt dann die Häufigkeit erst langsam, später rapide zu, erreicht 
aber schon weit vor den Polen das Maximum, um dann sehr rasch wieder ab- 
zunehmen. So sind beispielsweise in Italien durchschnittlich jährlich 0:1, in 
Deutschland 1—5, in Dänemark 10, in Schweden und Norwegen 20— 100 Polar- 
lichter zu sehen, in Spitzbergen aber wieder viel weniger; bei gleicher Breite 
haben ferner die ame- 450 
rikanischen Orte meist 
einen viel grósseren 
Reichthum an Polar- 
lichtern als die euro- 
päischen oder gar die 
asiatischen, und in 
Labrador z B. ver: 
gehen in manchen 
Jahren nur wenige 
Nächte ohne Polar- 
licht. Die Linien, wel- 
che Punkte verbinden, 
in denen durchschnitt- 
lich gleich viele Polar- 
lichter im Jahre auf- 
treten, heissen Iso- 
chasmen, sie sind in 
Fig. 159 dargestellt 
und verrathen eine 
ganz  entschiedene vos 
Aehnlichkeit mit den 
Isoklinen und Isodynamen. Die Linie grösster Häufigkeit geht durch Alaska, 
die Hudsonsbai, zwischen Island und Schottland hindurch, schneidet etwa das 
Nordcap und Nowaja Semlja und zieht sich dann nördlich der sibirischen Küste 
hin. Ein wenig nördlich von dieser Linie läuft ein anderer Streifen hin, welchen 
man die neutrale Zone er di i A ; 
Polarlichter ebenso o E = a EAR iis iy m um e 
ë ıftreten, südlich von ihr 
dagegen überwiegend (und weiter südlich ausschliesslich) als Nordlicht, nördlich 
von ihr überwiegend als Südlicht. Das Centrum der Isochasmen ist natürlich 
schwer zu bestimmen und es kann daher auch nicht als sicher gelten, dass es, 
wie NORDENSKJÖLD meint, eine nicht unbeträchtliche Entfernung vom magnetischen 
Pole habe. 
In zeitlicher Hinsicht ist das Polarlicht eine Erscheinung mit zahl- 
reichen Perioden, verhält sich also ebenfalls ganz wie der Erdmagnetismus. Die 
bisher am deutlichsten erkannten Perioden sind die 11jährige, die also mit der 
der Sonnenflecke und der magnetischen Störungen übereinstimmt, die jährige, 
wonach die Nordlichter im Winter entschieden häufiger sind als im Sommer, 
und die halbjährige, jedoch nur in mittleren Breiten deutlich ausgeprägte (grösste 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
 
	        
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