Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
   
  
  
    
    
  
  
  
  
  
  
  
     
  
    
  
140 Magnetische Induction. 
coéfficienten des betreffenden Kórpers (z. B. einer Eisenkugel) haben würde. 
Wil man dem Vorgange auf den Grund gehen, so wird man den Einfluss der 
Gestalt eliminiren und die Wirkung, also das entstehende magnetische Moment, 
mit der Ursache, also der Kraft, durch einen Coéfficienten verknüpfen müssen, 
welcher von der Gestalt des Körpers unabhängig, also abgesehen von seiner 
Proportionalität mit dem Volumen nur noch vom Material desselben abhängig 
ist. Diesen Coéfficienten wird man als Magnetisirungs-Coéfficienten des betreffen- 
den Stoffes (z. B. des Eisens) zu bezeichnen berechtigt sein. 
Uebersicht. Um das angedeutete Problem fürs erste in einfacher Weise 
mathematisch formuliren und behandeln zu können, hat man zwei Annahmen 
machen müssen, welche nur in gewissen Fällen und auch dann nur näherungs- 
weise erfüllt sind. Erstens setzt man voraus, dass der Magnetismus des indu- 
cirten Körpers nur von den augenblicklich wirkenden Kräften abhängt, während 
er im Allgemeinen auch durch die vorhergegangenen Einwirkungen mitbestimmt 
wird (remanenter Magnetismus) und nur in gewissen Fällen, nämlich beim ganz 
weichen Eisen und bei kleinen magnetisirenden Kráften diese Nachwirkung ver- 
schwindend klein ist. Zweitens wird der Magnetismus, den der Körper erlangt, 
mit der Kraft proportional gesetzt, also der Magnetisirungscoéfficient als Con- 
stante betrachtet, eine Annahme, welche nach neueren Untersuchungen ebenfalls 
selbst nicht annáhernd richtig ist. 
Der Erste, welcher die Theorie auf dieser vereinfachten Grundlage ent- 
wickelte, PorssoN?), ging dabei von einer Reihe bestimmter Vorstellungen über 
die Constitution magnetisirbarer Kórper aus, welche zum Theil willkürlich, zum 
Theil aber sogar unwahrscheinlich sind; es ist das Verdienst neuerer Forscher 
und zwar insbesondere von Lord KELvIN (Sir W. THOMsON?)), F. NEUMANN°), 
KIRCHHOFF%), STEFAN®°) und BELTRAMI®) gezeigt zu haben, dass und in welcher 
Weise man die Theorie ganz unabhängig von jenen Vorstellungen darlegen kann. 
Abweichend und z. Thl. von anderen Gesichtspunkten ausgehend sind ferner die 
Darstellungen der Theorie von C. NEUMANN), BEER®), LEONH. WEBER®), RIECKE 9) 
(Methode der successiven Annáherung), DuuEsMH) (auf Grund des thermodyna- 
mischen Potentials), pu Boss”) u. A. Auch die Verallgemeinerung der Theorie 
für inducirbare Kórper von heterogenem Charakter verdankt man im Wesent- 
lichen THOMSON, wovon jedoch erst im folgenden Artikel die Rede sein wird. 
7) PorssoN, Mém. de l'Acad. 5, pag. 248 u. 488. 1824; 6, pag. 441. 1827. — Ann. Chim. 
Phys. 25, pag. 113; 23, pag. i. 
2) W. THOMSON, Phil. Mag. (4) 1, pag. 177. 1851. — Ges. Abh. üb. El. u. Magn., pag. 449. 
— Ausserdem gelegentlich an vielen andern Stellen. 
8) F. NEUMANN, CRELLE's Journ. 37, pag. 44. 1848. — Vorl üb. d, Th. d. Magn. 
Leipz. 1881. 
4) KIRCHHOFF, CRELLE's Journ. 48, pag. 348. 1854. — PoGG. Ann. Erg.-Bd. 5, pag. I. 
1870. — Ges. Abh., pag. 193 u. 223. 
5) STEFAN, Wien. Ber. (2) 69, Febr. 1874. 
6) BELTRAMI, Mem. di Bologna (4) 5. 1884; (5) I, pag. 409. 189r. 
7) C. NEUMANN. Unters. üb. d. log. u. NEWTON'sche Potential. Leipz. 1877. 
9) BEER, Einl in die Elektrostatik u. s. w.  Braunschw. 1865, pag. 146 ff. 
9) LgoNH. WEBER, Z. Th. d. magn. Induction. Kiel 1877. 
10) RIECKE, WIED. Ann. 13, pag. 465. 1881. 
11) DUHEM, De l’aimantation par influence. Paris 1888. — Leçons sur l’electr. et le magn. 
Bd. 2. Paris 1801. 
12) H. E. J. G.-Du Bois, WIED. Ann. 46, pag. 485. 1892. 
      
   
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
   
  
   
 
	        
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