Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

   
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Magnetischer Kreis. 181 
Diese Gleichung stellt das Analogon des Onw'schen Gesetzes dar, und zwar 
ist M die magnetomotorische Kraft, W der aus /g und y (magnetische 
Leitungsfáhigkeit) ganz analog wie dort gebildete magnetische Widerstand, 
endlich Z die Intensität des magnetischen Stromes!). Ebenso kann man 
von der magnetischen Spannungsdifferenz zwischen irgend zwei Punkten des 
Schliessungskreises sprechen, bei Verzweigungen die KrRcHHOFF'schen Gesetze 
und zur Vergleichung magnetischer Widerstinde die WmurATSTONE'sche Brücke 
anwenden u. s. w.?) Es ist aber schon für geschlossene Kreise von unregel- 
mässiger Form zu beachten, dass, während auch das Omnw'sche Gesetz nur für 
lineare Gleichungen gilt, die magnetischen Leiter meist auch nicht annähernd 
linear sind, und sodann, dass der Antheil der Luft an der Kraftleitung zwar 
sehr klein, aber doch wesentlich beträchtlicher als bei der elektrischen Leitung 
ist und bei starker Sättigung des Eisens sogar ganz bedeutend wird (vergl. die 
kleinen p-Werthe auf pag. 171 u.f.). Es hat dies zur Folge, dass an vielen Stellen, 
besonders bei Querschnittsánderungen, starken Krümmungen oder gar Ecken 
Kraftlinien aus dem Eisen in die Luft übertreten — eine Erscheinung, die man 
als magnetische Streuung bezeichnet; das Verhältniss der Zahl der Kraft- 
linien an der Erzeugungsstelle zu der an der Verwendungsstelle im Eisen wird 
vielfach Streuungscoëfficient genannt. In Folge dessen giebt es eigentlich 
auch für einen Leiter von überall gleichem Querschnitte im Allgemeinen, d. h. 
bei beliebiger Gestalt des Kreises, keinen Widerstand in dem obigen Sinne, 
man muss ihn vielmehr durch Integration von Schicht zu Schicht, d. h. durch 
die Formel 
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ermitteln, wo j fortwährend variirt. Noch weit verwickelter werden die Ver- 
hiltnisse in Folge des Umstandes, dass in der Praxis das Eisen meist nicht 
völlig geschlossen ist, der Kreis vielmehr durch eine Luftstrecke ergänzt 
wird; es treten dann Pole auf, die Streuung spielt nicht mehr eine secundire, 
sondern eine primäre Rolle, und es können dann meist nur ungefähre Resultate 
gewonnen werden. In der Luftstrecke zwischen den Polen kann sich dann 
selbst wieder noch Eisen befinden (z. B. das Ankereisen der Dynamomaschinen), 
oder es kann die Schliessung durch ein eisernes Joch erfolgen (pag. 164). End- 
lich sei auf die wichtige Thatsache hingewiesen, dass auch eine einfache Schnitt- 
fläche, d. h. eine Luftstrecke von der Länge Null einen magnetischen Wider- 
stand besitzt, dass also die Magnetisirbarkeit eines Ringes oder Stabes stark 
herabgedrückt wird, wenn er an einer Stelle zerschnitten wird; und selbst ener- 
gisches Zusammenpressen bringt sie nicht auf die alte Höhe zurück 3). 
Zusammenwirkung verschiedener Magnetisirungen. Wie schon aut 
pag. 55 f. angeführt worden ist, kann ein Kórper in Folge Magnetisirung in ver- 
schiedenen Richtungen verschiedene Arten von Magnetismus annehmen, z. B. 
ein Stab longitudinalen, transversalen oder circularen Magnetismus. Es ist von 
theoretischem und praktischem Interesse, zu untersuchen, welche besonderen 
1 Wie schwierig freilich der experimentelle Nachweis dieses Gesetzes ist, zeigen die 
Versuche von SIEMENS (a. a. O.). 
2) Vergl. u. a. EnISON, Proc. Amer. Assoc. 36. 1887. — HANAUER, El. Zeitschr. 1893, 
pag. 527. 
3) Das Nähere hierüber findet man in der elektrotechnischen Literatur, Ueber die Streuung 
bes. in geschlitzten Ringen vergl. ferner Du Bors, WIED. Ann. 46, pag. 486. 1892. — H. LEH- 
MANN, WIED. Ann. 48, pag. 406. 1893. 
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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