Atommagnetismus. 213
weiss, in wie weit dieses Verhalten auf besonderen molekularen Verhältnissen
beruht und in wie weit es der Fehlerhaftigkeit der Annahme zuzuschreiben ist,
dass der Magnetismus der nicht metallischen Bestandtheile gegen den der metalli-
schen zu vernachlässigen sei. Im Uebrigen stimmen die für einzelne Verbindungen
gliltigen QUINCKE'schen Zahlen mit den WieDEMANN'schen recht gut überein, d. h.
sie sind in ihnen nahezu proportional,
HENRICHSEN !) greift das Problem des Atommagnetismus ohne vernachlässigende
Annahmen an; er findet zunächst, dass die Gruppe CH, in den zahlreichen, :
von ihm untersuchten Flüssigkeiten nahezu den gleichen Beitrag zum Molekular-
magnetismus liefert, wie sich durch Vergleichung der verschiedenen Körper einer
Gruppe ergiebt; so ergeben z. B. die Alkohole die folgenden Molekularmagnetis-
^
men p. und deren Differenzen 6 mit der folgenden Zahl:
Stoff | U. à | Stoft > ö
Methylalkohol .. . . 307 166 Isobutylalkohol . . . 806 155
Aethylalkohol . .…. —. 473 166 Amylalohol iin + 961 2 > 164
Propylalkohol. . . . 639 167 Heptylalkohol. . . . 1288
Aehnlich ergeben die Säuren Zahlen zwischen 154 und 169, die Aldehyde
157 bis 166, die Ester 143 bis 177, die Chloride 151 bis 168, die Bromide 157
bis 178, die Jodide 147 bis 166, die Sulfide 159 bis 164. Der wahrscheinliche
Fehler des Mittels dieser Zahlen beträgt nur etwa 3%, und man kann somit den
für alle untersuchten Verbindungen gültigen Satz aufstellen: Für jedes CH,,
das in die Formel eines Körpers eingeführt wird, steigt der Molekularmagnetis-
mus um 163, wenn der Volumenmagnetismus?) des Wasser gleich 10 gesetzt
wird (beides negativ). Hält man sich nun zunächst an die Verbindungen, die
nur C, O und H enthalten, also an die 1) Alkohole, 2) Aldehyde, 3) Säuren und
Ester, und nimmt man den bekannten Werth für CH, hinzu, so hat man vier
Gleichungen und kann folglich die Atommagnetismen von C, H (diese beiden
überall als gleichwerthig angesehen), von O' (einfach gebunden) und O" (zwei-
fach gebunden) ermitteln; die übrigen Verbindungen liefern dann auch die Zahlen
für die Halogene und Schwefel (für Stickstoff reichen die Beobachtungen nicht
aus); dabei zeigt sich, dass man auch beim Kohlenstoff zwischen einfacher und
doppelter Bindung unterscheiden muss, und dass die Atommagnetismen der Halo-
gene ebenfalls von der Atomzahl abhängig sind — überall in dem Sinne einer
Abnahme des Atommagnetismus mit wachsender Bindungs- resp. Atomzahl. Im
Folgenden sind die sich ergebenden Zahlen zusammengestellt.
H 0 Q" C c"
9 129 17 145 98
Cl C Eur C] Br! Br" Br'" J I" S
282 249 218 194 413 374 334 642 577 284.
O" ist paramagnetisch, alle übrigen sind diamagnetisch.
Gase. Absolute Bestimmungen sind für Gase, von den Torsionsmessungen
SCHUHMEISTER's?) abgesehen, ausschliesslich nach QuoiNcke's manometrischer
Methode ausgeführt worden, und zwar von QuiNCKE?) selbst, von TOPLER und
1) HENRICHSEN, WIED. Ann. 34, pag. 209. 1888.
2) Im Original steht fálschlich Molekularmagnetismus.
3) SCHUHMEISTER, Wien. Ber. 83, 2, pag. 45. 1881. Ueber die Ergebnisse s. w. u.
^) QUINCKE, WIED. Ann. 34, pag. 401. 1888,