Theorie. 219
Bewegt sich der Körper, den wir uns als klein vorstellen wollen, so ändert
sich seine Energie pro Volumeneinheit um:
dE — 5 4?) (4)
und diese Aenderung wird, wenn der Korper die gedachte Bewegung »von
selbst« (sich selbst überlassen) ausführt, in der Abnahme von E bestehen (weil
ohne Arbeitsaufwendung Bewegung entsteht) Wie man sieht, muss er sich zu
diesem Zwecke entgegengesetzt bewegen, je nachdem x positiv oder negativ ist,
je nachdem er also para- oder diamagnetisch ist; im ersten Falle muss er sich
so bewegen, dass die Kraft zunimmt, im anderen so, dass sie abnimmt.
Man erhält also den Satz, den schon FARADAY!) als Ergebniss seiner
Versuche in dieser Form ausgesprochen hatte: Im ungleichförmigen Felde
bewegen sich paramagnetische Körper nach Stellen grósster Kraft, dia-
magnetische nach Stellen kleinster Kraft; in einem gleichférmigen Felde
sind sowohl para- als diamagnetische Körper im indifferenten Gleichgewicht
und bleiben folglich in Ruhe (vergl. übrigens weiter unten) Für ferro-
magnetische Substanzen gilt der Satz in dieser Form nicht, weil hier die
Rückwirkung der Induction auf das Feld in Betracht kommt; es kann aber,
richtig gefasst, natürlich auch auf solche ausgedehnt werden. Es ist von Interesse
an diesen Satz die Bemerkung zu knüpfen, dass die Orte grösserer Kraft in
einem Felde im allgemeinen den Polen näher liegen; dorthin werden also
paramagnetische und ferromagnetische Körper meist getrieben, während dia-
magnetische sich von ihnen entfernen; daher der Ausdruck magnetische An-
ziehung und Abstossung. Das braucht aber durchaus nicht immer zu geschehen,
da es auch im Innern des Feldes relative Maxima giebt; es können vielmehr
Umstände hergestellt werden, unter denen paramagnetische Körper abgestossen
und diamagnetische angezogen werden. Ueber solche Fälle und manche andere
interessante hierher gehörige Fragen kann man bei W. THOMSON?) und DUHEM
(s. w. u.) ausführlich nachlesen.
Verwickelter, sind die Verhältnisse hinsichtlich der Einstellung länglicher
Körper, welche drehbar aufgehängt sind. Man muss hier wiederum zwischen
einem gleichförmigen und einem ungleichförmigen Felde unterscheiden. In
einem gleichförmigen Felde kann man leicht das Drehungsmoment ableiten, und
zwar beispielsweise für ein Ellipsoid aus Gleichung (35) des vorigen Artikeis:
De eben (5)
3 (1+#»x%Z)(1 + x M)
Da hierin in der Hauptsache nicht x, sondern x? vorkommt, so folgt, dass sich
paramagnetische und diamagnetische Körper ganz gleich einstellen, nämlich (wieder
aus Gründen, die den obigen analog sind) axial, d. h. mit der Làngsaxe in die
Richtung des Feldes. Nur wird die Tendenz zu dieser Einstellung bei allen para- und
diamagnetischen Stoffen so geringfügig sein, dass man annáhernd sagen kann: Im
gleichfórmigen Felde sind alle schwach magnetischen Stoffe im indifferenten
Gleichgewicht. Ganz anders im ungleichfórmigen Felde. Hier tendiren die
einzelnen Elemente des làánglichen Körpers nach dem Punkte grósster oder
kleinster Kraft, je nachdem er para- oder diamagnetisch ist. Eine paramagnetische
Nadel wird sich axial stellen. Bei einer diamagnetischen wird es von der
1) FARADAY, Exp. Researches, Ser. 21, 8 2418; Trans. R. Soc. 1846, pag. 41; Exp. Unt, 3,
pag. 63.
?) W. THOMSON, a. a. O.