Permanenter Temperaturco&fficient. 263
Die besonderen Erscheinungen, welche auch hier auftreten, wenn der per-
manente Magnetismus des Stabes die Folge vorübergegangener stärkerer Magne-
tisirung und partieller Entmagnetisirung ist, sind ebenfalls von WIEDEMANN
erforscht worden, und es haben sich dabei ähnliche Beziehungen herausgestellt,
wie bei den analogen Beziehungen des Magnetismus zur Elasticıtät; als Beispiel
diene die folgende Tabelle, in der 77 den ursprünglichen, æ den bei der Ent-
magnetisirung übrig gebliebenen Magnetismus, z4y, den nach der Erwàármung
auf 100° und 72, den nach der Wiederabkiihlung auf 0? bezeichnet:
| M m | My 00 Mo
1 31705 105 | 422 54:5
2 79 40-1 97 40:5
3 70 25 18 39:5
+ | m 9 2 9
5 | 75 0 0 | 9:5
Dem einfach magnetisirten Stabe giebt also die Abkühlung nach der Er-
wärmung nur einen Theil des verlorenen Magnetismus wieder, dem vorher zur Hälfte
entmagnetisirten giebt die Abkühlung den vollen vor der Erwärmung besessenen
Magnetismus wieder, bei noch stärkerer Entmagnetisirung ist der Magnetismus
nach der Abkühlung sogar grösser als vor der Erwärmung, und in einem in
Folge von Entmagnetisirung scheinbar gänzlich unmagnetischen Stabe kann man
durch Erwärmung und Wiederabkühlung geradezu Magnetismus wieder zum Vor-
schein bringen.
Temperatur und Hysteresis. Wie bei allen magnetischen Erscheinungen,
so macht sich auch in Bezug auf die Beziehung zur Temperatur das Nach-
wirkungsphänomen geltend. Man hat aber hier zwei Arten von Hysteresis zu
unterscheiden. Einmal wird die bei der magnetischen Induction untersuchte
Nachwirkung der magnetisirenden Kraft auf den Magnetismus durch die Wärme
beeinflusst, und es ist auch sofort klar, in welchem Sinne dieser Einfluss wirken
wird. Da nämlich, für nicht zu hohe Temperaturen, der aufsteigende Zweig der
Magnetisirungscurve durch die Wärme in die Höhe gehoben, der absteigende
dagegen wegen der Verminderung der Remanenz herabgedrückt wird, so ergiebt
sich, dass beide Zweige einander genähert werden und folglich die von ihnen
eingeschlossene Fläche verkleinert wird (z. B. nach einigen Versuchen von Kunz !)
bei weichem Eisen von 23490 auf 19180, bei Stahl von 89700 auf 42900, also
sehr viel stärker) — ein Einfluss, der offenbar dem von mechanischen Er-
schütterungen analog ist; hierauf wird noch zurückzukommen sein. Ferner aber
kann man vermuthen, dass auch Hysteresis in Bezug auf die Wirkung der Wärme
selbst stattfindet, d. h. dass die Curven, welche für eine bestimmte Kraft den
Magnetismus als Function der Temperatur darstellen, einmal für Erwärmung, das
andere Mal für Abkühlung, nicht mit einander zusammenfallen. Es scheint jedoch,
dass diese Hysteresis im Allgemeinen sehr geringfügig ist und nur in Bezug auf
einen bestimmten Punkt erheblich wird, nämlich in Bezug auf diejenige Tempe-
ratur, bei welcher der Magnetismus verschwindet resp. wieder auftritt. Bei ge-
wöhnlichem Eisen und Stahl ist übrigens auch diese Differenz!) nicht gross, sie
beträgt bei Eisen vielleicht 10°, bei Stahl 20 —30°, was bei der Höhe der be-
treffenden Temperaturen (600—800°) nicht viel besagen will und überdies schwer
4) Kunz, El. Z. 1892, pag. 245.
1) NEWALL und TRourON, Rep. Brit. Ass. 1889 pag. 517. Proc. R. Soc. Dublin 1886.