Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

   
Beziehungen des Magnetismus zu anderen Erscheinungen. 
sodass die Abnahme des e mit steigender Temperatur eine sehr kráftige wird. 
Bei Stickstoff, Wasserstoff und Kohlensäure war kein Temperatureinfluss wahr- 
zunehmen. Als jedoch feste Kohlensäure in Scheibenform zwischen die Magnet- 
pole gebracht wurde, stellte sie sich anfangs axial und erst nach einiger Zeit, 
als sie wàrmer geworden war, áquatorial ein). 
Hier ist auch der Ort, um des Verhaltens von Flammen Erwähnung zu 
thun, wie es zuerst von BaNcaLani") und dann eingehender von FARADAY?) 
studirt worden ist. Die Grundthatsache ist die, dass eine Flamme zwischen den 
Polen sich in äquatorialer Richtung verbreitert und unter Umständen zu Spitzen 
verlängert; sie ist also diamagnetisch. Auch heisser Rauch (nicht aber kalter) 
wird beim Aufsteigen zwischen Polen seitlich abgelenkt. 
Was endlich Krystalle betrifft, so folgt aus zahlreichen Versuchen FARADAY’s 4) 
dass in einem magnetisch anisotropen Krystall die Differenzen der Susceptibili- 
täten in verschiedenen Richtungen mit steigender Temperatur merklich abnehmen, 
z. B. die Differenz der Hauptsusceptibilitáten bei Wismuth zwischen 40 und 140° 
auf weniger als die Hálfte, bei Eisenspath zwischen 20 und 150? auf den dritten 
Theil. 
Theoretisches. Aus der Gesammtheit der geschilderten Verhältnisse und 
aus der Gegensätzlichkeit ihrer Einzelheiten geht ohne weiteres hervor, dass der 
Einfluss der Temperatur auf den Magnetismus nicht aus einer einzigen Quelle 
stammen kann, sondern dass er sich aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt, 
die für sich genommen entgegengesetzte Wirkungen haben würden, und von denen 
je nach den Umständen der eine oder der andere überwiegt. Welche Möglich- 
keiten hierbei in Betracht kommen, haben insbesondere G. WIEDEMANN®), Hop- 
KINSON°) und EwrxG ?) erórtert, Nach der Theorie der drehbaren Molekularmagnete 
ist zunüchst, wie pu Bois?) mit Recht hervorhebt, zwischen zwei Wirkungen zu 
unterscheiden, nämlich zwischen der auf die mehr oder weniger axialen Einstellungen 
der Molekeln und der auf den specifischen, dauernd vorhandenen Magnetismus 
der Molekeln selbst; in schwachen Feldern wird die erstere Wirkung die haupt- 
sächliche sein, weil sie jedenfalls leichter von statten geht, in sehr starken Feldern 
aber, in denen die Molekeln schon sämmtlich so gut wie axial gestellt sind, 
kommt die zweite Wirkung in Betracht; vielleicht hängt es hiermit zusammen, 
dass (vergl. ob.) die Wirkung der Wärme in starken Feldern eine gleichmässigere, 
in schwachen Feldern eine heftigere, stossartige ist. Aber auch die Wirkung auf 
die Orientirung der Molekeln ist keine einfache, es kommt hier der direkte Ein- 
fluss und die entmagnetisirende Kraft der umgebenden Theilchen in Betracht. 
Endlich ist zu erwägen, dass, wenn die Wärme kinetische Energie ist, ihre Zu- 
fuhr die Beweglichkeit der Theilchen erhöht und ähnlich wie mechanische Er- 
schütterung wirken muss, was in der That oben betont wurde. 
  
1) Neuerdings hat auch CuRIE den Sauerstoff bei verschiedenen Temperaturen untersucht 
und den Coé&fficlenten des spec. Magn. vom Vorzeichen abgesehen mit dem Gay-LussAc’schen 
übereinstimmend gefunden; vergl. Compt. rend. 115, pag. 803 u. 1292. 1892. 
2) BANCALARI, PoGG. Ann. 73, pag. 286. 1848. 
8) FARADAY, Phil. Mag. (3) 31, pag. 401. 1847. — Exp. Unt. Bd. 3. — Vergl. auch 
PLÜCKER, PoGG. Ann. 73, pag. 559. 1848. 
4) FaRADAY, Exp. Res. 22, 8 2570. 1848; 30, 8 3394. 1855. 
BG WIEDEMANN, Elektr. (3. Aufl.) 3, pag. 769. 
9) HOPKINSON, a. a. O. 
7) EwiNG, Magn. Ind., Cap. 8; Tr. R. Soc. 1885 (2), pag. 523. 
8) pu Bois, Phil. Mag. (5) 29, pag. 297. 1890. 
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
 
	        
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