Bestandtheile der Magnetisirungswärme. 271
Wirbelströme in der Masse des Eisens beseitigen könnte; durch alle dahin
zielenden Versuche, z. B. EDLUND’s1), welcher den Versuchen erst aufgeschlitzte,
dann zusammengeschlossene Eisenröhren unterwarf, ferner HERWIG’s u, A. lässt sich
aber, wie die betreffenden Autoren zum Theil selbst zugeben, die elektro-
magnetische Wärme nur etwas vermindern, aber bei weitem nicht ausschliessen.
Es bleibt also nur der Weg, aus der Theorie der elektrischen Induction diese
Wärme zu berechnen. WARBURG hat dies versucht und gefunden, dass bei
seinem Bündel I 10—11, bei Bündel II 20—259. der entwickelten Wärme auf
die elektromagnetische entfallen; dabei ist aber die Selbstinduction vernach-
lässigt, und wie beträchtlich diese wahrscheinlich die gefundenen Werthe herab-
drücken würde, geht am deutlichsten daraus hervor, dass sich bei den Stäben
die berechnete elektromagnetische Wärme grösser als die ganze durch den
Versuch ermittelte ergab. Immerhin lässt sich jetzt aus den Zahlen der obigen
Tabelle schliessen, dass die eigentlichen Magnetisirungswärmen bei schneller
Zustandsänderung kleiner sind als bei langsamer; auch TaNaAKADATÉ?) hat ge-
funden, dass bei schneller Durchlaufung des Cyklus nur 809 so viel Wärme
entwickelt werden, wie bei langsamer, dass es hingegen gleichgültig ist, ob 25
oder 400 Cyklen in der Secunde durchlaufen werden. Diese Resultate müssen
aber erst noch weitere Bestütigung finden, ehe es ráthlich erscheint, Schlüsse
daraus zu ziehen.
Was andererseits die Tuowsow'sche Wárme betrifft, so hat W. THOMSON aus
der Thermodynamik folgende Sätze abgeleitet: Wenn man einen Körper mit
positivem Temperaturco&fficienten Magneten nähert, so kühlt er sich ab, entfernt
man ihn, so erwärmt er sich; bei einem Körper mit negativem Temperatur-
coéfficienten bringt umgekehrt Annäherung Erwärmung und Entfernung Ab-
kühlung hervor. Um die Bedeutung dieses Satzes verfolgen zu können, muss
man sich erinnern, dass der Temperaturco&fficient für einen und denselben
Körper positiv oder negativ ist, je nach der Intensität der Magnetisirung, die
er annimmt, und je nach der Temperatur, bei der der Process sich abspielt
(s. ob.); man sieht dann z. B. ein, dass ein Körper sich bei Annäherung an
Magnete, oder, was dasselbe ist, bei Steigerung des Feldes, zuerst abkühlen und
dann bei weiterer Annäherung oder weiterer Steigerung des Feldes wieder er-
würmen kann?) WanBURG hat sich der Mühe unterzogen, für einen der von
ihm experimentell untersuchten Fälle den numerischen Betrag der THomson’schen
Wärme zu berechnen und eine so ausserordentlich kleine Zahl gefunden, dass
sie ohne Weiteres unberücksichtigt bleiben darf.
Für die Praxis, insbesondere bei den dynamoelektrischen Maschinen, ist
die Wärmewirkung von doppeltem Nachtheil; erstens weil sie eine Vergeudung
von Arbeit darstellt, und es ist schon oben auf pag. 193 f. der Betrag dieser Ver-
geudung zahlenmässig für verschiedene Materialien angegeben und gezeigt
worden, dass er bei weichem Schmiedeeisen am kleinsten ist; zweitens weil die-
jenigen Eisentheile, welche den wechselnden Magnetisirungen ausgesetzt sind,
1) EDLUND, Pocc. Ann. 123, pag. 205. 1864.
?) TANAKADATÉ, Phil. Mag. (5) 28, pag. 207. 1889.
3) DuHEM (Th. de l'aim., pag. 95 u. 109) hat aus seiner thermodynamischen Theorie des
Magnetismus einen Satz abgeleitet, welcher sich mit dem THomson’schen z. Thl. deckt, ihm
zum anderen Theil aber widersprechen soll. Dieser Widerspruch beruht jedoch auf einem leicht
ersichtlichen, von JANET (Journ. de Phys. (2) 8. 1889) aufgeklärten Missverständniss. JANET
giebt auch einen Versuch an, durch den man die THomson’sche Wärme vielleicht würde
ermitteln kónnen.