Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

278 Beziehungen des Magnetismus zu anderen Erscheinungen. 
Zusammenhang mit der Dicke der Schichten aufweisen, kann man auch hier 
schliessen, dass die Drehung mit der Länge der durchstrahlten Schicht pro- 
portional ist. 
Schiefer Durchgang. Es lässt sich voraussehen, dass, wenn das Licht die 
Substanz nicht in der Richtung der magnetischen Kraftlinien, sondern unter 
einem Winkel « mit dieser Richtung durchsetzt, die Drehung kleiner sein wird, 
und man wird auch von vornherein vermuthen dürfen, dass, da hier von der 
Magnetisirung eben nur die in die Richtung des Strahls fallende Componente 
in Betracht kommt, die Drehung mit cosa proportional sein wird. VERDET!) 
hat dies durch zahlreiche Versuche mit grosser Genauigkeit bestátigt gefunden. 
Hieraus folgt schliesslich, dass, wenn das Licht senkrecht zu den Kraftlinien 
hindurchgeht, überhaupt keine Drehung der Polarisationsebene stattfindet. Man 
vergleiche hierzu auch die Betrachtungen von Conv?) 
Einfluss der Intensitát der Magnetisirung. Von vornherein ist ferner 
anzunehmen, dass die Drehung desto stürker sein werde, je stürker die Substanz 
magnetisirt ist. Man suchte daher bald nach Entdeckung der Erscheinung die 
Grósse der Drehung mit der magnetisirenden Kraft, also mit der Stürke des 
Feldes, in Beziehung zu setzen und fand, dass zwischen beiden Proportionalitát statt- 
findet (VERDET'sches Gesetz). Derartige Untersuchungen haben in exakter 
Weise zuerst G. WIEDEMANN ?) und VERDET) durchgeführt, jener für Magnetisirung 
durch eine Spule, dieser fiir die durch einen Elektromagneten, wobei dort die 
Stromstärke, hier ausserdem auch der Abstand der Polflàchen variirt wurde. 
Indessen zeigte sich doch in einigen Fällen, dass bei Steigerung des Feldes 
über eine gewisse Grenze hinaus die Drehung nicht mehr wesentlich zunahm, 
und es ist auch klar, dass sich das so verhalten muss. Denn die für die Drehung 
maassgebende Grósse ist ja gar nicht die magnetisirende Kraft A, sondern die 
durch sie erzeugte Intensität der Magnetisirung /. Nun besteht für die schwach 
magnetischen Stoffe allerdings im Allgemeinen Proportionalitit zwischen À 
und /, aber es sind doch von verschiedenen Seiten Messungen bekannt gemacht 
worden, welche Abweichungen davon wahrscheinlich machen (pag. 215); und 
vollig hinfillig wird jene Proportionalitát für die ferromagneüschen Substanzen. 
So ist es denn nicht zu verwundern, dass KuwpT?) für Eisen und im Anschlusse 
an ihn pu Bors5) für Kobalt und Nickel?) Werthe fanden, welche nur zu Anfang 
proportional, später aber langsamer wachsen als die Kraft, Dies zeigt die 
folgende, auf Eisen bezügliche Tabelle, in der A die durch die Drehung in 
Glas bestimmte Feldstirke und 9 die Drehung ist: 
  
  
  
Pa | Q | 1050: A, 
420 | 172? 39 
8060 3:41? 43 
14100 441? 31 
18500 4-45? 94 
30100 4:36? 14 
1) VgRpET, Compt. rend. 39, pag. 548. 1854; Ann. Chim. Phys. (3) 43, pag. 37. 1854. 
2) CorNU u. POTIER, Compt. rend. 102, pag. 385. 1886. 
3) G. WIEDEMANN, PocG. Ann. 82, pag. 215. 1851. 
^) VERDET, Ann. Chim. Phys. (3) 41, pag. 370. 1854. 
8) KuNDT a. a. O. 
SH nu Bots, a. a. O. 
7) Wegen der sehr heiklen Herstellung dieser Schichten muss auf die Abhandlungen selbst 
verwiesen werden. 
  
  
 
	        
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