20 Magnetismus.
auch von den stattfindenden Wirkungen nur das Drehungsmoment übrig bleibt;
denn da die Grössen Z? und /? mit der Potenz 7—?, die Verschiebungsgróssen
X, Y, U (Gleichung 6) aber nur mit 7—* behaftet sind, so sind letztere immer
noch gross gegen die die ersteren enthaltenden Glieder. Mit anderen Worten: Das
magnetische Moment wird die einzig bestimmende Grósse schon dann, wenn 1
gegen 7? vernachlässigt werden darf: das Drehungsmoment hingegen wird erst
n die einzige übrig bleibende Kraft, sobald 1 gegen 7 vernachlássigt werden darf.
Der hier eingeführte Begriff des magnetischen Moments bezieht sich ledig-
lich auf das abstrakte Gebilde des Polpaares oder einfachen Magneten; später
wird es auf wirkliche Magnete zu erweitern sein, und es wird alsdann der Be-
griff der magnetischen Axe hinzugefügt werden, von dessen Benutzung hier ab-
gesehen wurde, weil bei einem Punktpaar der Ausdruck Axe in anderen Ge-
bieten (Mechanik, Hydrodynamik u. s. w.) in anderem Sinne gebraucht zu werden
dan
pflegt.
Besonderer Einfluss der Länge. Wenn die Entfernung nicht gross
genug ist, so hängt die Wirkung, bei gleichem magnetischen Moment, von der
Länge ab, und zwar gilt dies sowohl für den wirkenden Magneten als auch für
die Nadel, auf welche er einwirkt. Und zwar ergeben sich aus Formeln (11 bis
13) einige einfache Sätze, von welchen hier nur der folgende aus Gleichung (11)
abzulesende angeführt sein móge. Die Wirkung eines Magneten auf eine kleine
Magnetnadel ist bei gleichen magnetischen Momenten beider und bei Lángslage
des Magneten desto grösser, je länger er ist; bei Querlage des Magneten ist dies
der Fall, so lange Z2 7 Vi ist; ist dagegen Z < YE so ist die Wirkung desto
schwächer, je länger der Magnet ist; in jedem Falle ist der Einfluss der Länge
hier bei Querlage wesentlich geringfügiger als dort bei Längslage.
Einfluss der Dicke und Breite. Ein einfacher Magnet hat zwar ledig-
lich eine Lánge. CuworsoN!) hat aber den Gedanken durchgeführt, einen wirk-
lichen Magneten von gewisser Breite und Dicke durch vier Polpaare darzustellen,
welche gewissermaassen den vier Magneten entsprechen, die man erhält, wenn
man den Magneten durch zwei auf einander senkrechte mediane Längsschnitte
zertheilt. Es sind dann bei der Wechselwirkung zweier Magnete 8 >< 8, also 64
Wirkungen zu berechnen. Die Formeln, welche schliesslich resultiren und für
die beiden Hauptlagen relativ einfach werden, zeigen, dass die Breiten- und
Dicken-Glieder nicht immer zu vernachlässigen sind. Ob freilich diese ganze
Auffassung eines Magneten als aus 8 Polen bestehend eine innere Berechtigung
besitze, ist eine andere Frage.
Das magnetische Feld.
Die Wirkung eines Poles, eines Polpaares, beliebiger Combinationen solcher
oder wirklicher Magnete erstreckt sich streng genommen natürlich über den
ganzen unendlichen Raum. Da aber die Wirkungen umgekehrt proportional der
zweiten, dritten und vierten Potenz der Entfernung abnehmen, so wird jede
Wirkung thatsächlich nur in einem ziemlich beschränkten Raume sich für unsere
Apparate bemerklich machen, und dieser Raum heisst das magnetische Feld des
betreffenden magnetischen Gebildes. Damit ist zugleich erläutert, wieso es ein
magnetisches Feld eines einzelnen Poles geben kann, während doch ein einzelner
Pol gar nicht existirt: der andere kann eben in so grosser Entfernung liegen,
dass sein Feld sich mit demjenigen des zu betrachtenden Poles gar nicht oder
1) CHWOLSON, Mém. Ac. St. Pét. (7) 31, No. 10, 2. Theil. 1883.
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