Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
290 Beziehungen des Magnetismus zu anderen Erscheinungen. 
hier nämlich varlirt werden: in magnetischer Hinsicht die Feldstärke, das mag- 
netisirte Material und damit die Intensität der Magnetisirung, die Temperatur 
und die Richtung, in welcher die spiegelnde Fläche des Magneten geschnitten ist, 
d. h. der Winkel, welchen ihre Normale mit den Kraftlinien bildet, wobei be- 
sonders die Grenzfälle der Reflexion an der Stirnfläche (Winkel 0°) und an der 
Mantel- resp. Aequatorfläche (Winkel 90°) wichtig und darum eingehend studirt 
sind. Andererseits in optischer Hinsicht der Einfallswinkel, der Winkel der 
Schwingungsrichtung des einfallenden Lichts mit der Einfallsebene, die Farbe, die 
Ellipticität und, im Falle der Reflexion an der Mantelfläche, der Winkel der 
Einfallsebene mit den Kraftlinien, wobei wiederum die beiden Grenzfälle heraus- 
zugreifen sind, dass die Einfallsebene den Kraftlinien parallel oder auf ihnen 
senkrecht ist. Alle diese Faktoren sind von den Beobachtern thatsáchlich variirt 
und die Ergebnisse mindestens qualitativ festgestellt worden. Es kann hier nur 
das Wichtigste angeführt werden. 
Zunichst ist, entgegen der Meinung von MASCART und JOUBERT, POINCARE u. A. 
als feststehend zu betrachten, dass die Erscheinung eine wirkliche Retlexions- 
erscheinung ist, und dass sie nicht etwa, wie man meinen könnte, einfach 
eine Folge der Drehung der Polarisationsebene beim Durchlaufen der dem Mag- 
neten anliegenden, stark magnetisirten Luftschicht ist. Durch die Thatsache, 
dass die Erscheinung verschwindet, wenn man den magnetischen Spiegel durch 
einen unmagnetischen ersetzt, wird der Beweis hierfür freilich nicht streng ge- 
führt, weil dadurch das magnetische Feld stark herabgemindert wird, wohl aber, 
wie DRUDE!) hervorhebt, durch den von Kuwpnr geführten Nachweis, dass sie 
auch dann verschwindet, wenn man den magnetischen Spiegel mit einem nicht 
aktiven Metall elektrolytisch dünn überzieht, wodurch das Feld in der benacb- 
barten Luft nicht merkbar veründert wird. Die Drehung erfolgt also entweder 
am oder im Metall; hält man die erstere Môglichkeit für ausgeschlossen?), so 
gelangt man auch von dieser Seite her zur Annahme eines Eindringens des 
Lichtes in die Metalle, ehe es zurückkehrt. 
Was die Beobachtungsmethoden betrifft, so sei bemerkt, dass man, um 
den Magnetismus der spiegelnden Fläche zu erhöhen, ihr meist einen weichen 
Eisenkórper (»Submagneten«) gegenüberstellt, und dass man, wenn man bei 
senkrechter Incidenz beobachten will, eine unter 45° geneigte Glasplatte an- 
wendet, um den Polarisator seitlich aufstellen zu können und durch ihn in der 
Beobachtung nicht gestórt zu werden; man muss aber dann, worauf Kuwpr ?) 
zuerst hingewiesen hat, die rein optische Drehung in der Glasplatte in Abzug 
bringen. Kommt es nicht auf genau senkrechte Incidenz an, so kann man auch 
einen durchbohrten Spiegel anwenden. Die spiegelnde Fliche wird, wenn sie 
nicht dem Elektromagneten selbst angehórt, in Form einer Platte nahe an einen 
Pol des letzteren gebracht, je nach Zweck der Untersuchung senkrecht oder 
parallel zu den Kraftlinien. Am vorteilhaftesten ist es jedenfalls, die spiegelnde 
Fláche an dem Elektromagneten selbst anzuschleifen, und zwar an einem Eisen- 
kôrper, der gleichfôrmig magnetisirt wird; dies hat pu Bois gethan, indem er 
Ovoide benutzte und sie durch eine lange Drahtspule magnetisirte. Durch das 
Auschleifen der Spiegel wird an dieser Stelle die Magnetisirung freilich verándert, 
aber in leicht zu ermittelnder Weise. 
!) DRUDE, WIED. Ann. 46, pag. 354. 1892. 
2) Vergl. hieriiber einerseits pu Bors, WIED. Ann. 39, pag. 40, andererseits DRUDE, WIED. 
Ann. 46, pag. 354. 
3) KUNDT, WIED. Ann. 23, pag. 239. 1884. 
  
 
	        
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