Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

   
Beziehungen des Magnetismus zu anderen Erscheinungen. 
die Drehung 5° betrug, wird die Gleichung sehr gut befriedigt. Natürlich ist die 
Differenz (z — z') in diesem Fall sehr klein; recht gross wird sie aber, wie 
KuwpT!) ausgerechnet hat, für Eisen, ndmlich z — z' — 01, also doppelt so 
gross wie die entsprechende natürliche Difterenz bei Kalkspath, zehnmal so 
gross wie bei Quarz senkrecht zur Axe und 1462mal so gross wie bei Quarz 
in der Richtung der Axe; so viele Male ist also auch die magnetische Drehung 
im Eisen grósser als die natürliche im Quarz. 
d) Theorie der magneto-optischen Erscheinungen. 
Um eine Theorie der Wirkung des Magnetismus auf das Licht zu erlangen, 
muss man natürlich die drei bisher dargestellten Phänomene im Zusammenhange 
mit einander berücksichtigen. Ebenso einleuchtend ist es, dass diese Theorie 
sich an die der natürlichen Rotations-Polarisation anzulehnen hat, wobei aber 
von vornherein der Gegensatz zu beachten ist, wonach der Sinn der natürlichen 
Drehung von der Strahlrichtung, der der magnetischen von der Feldrichtung 
abhängt. Nach den bei den optischen Theorien gemachten Erfahrungen wird 
es ferner von wesentlichem Einflusse auf die Gestaltung der Theorie sein, ob 
das betreffende Medium stark lichtabsorbirend ist oder nicht. Zu unterscheiden 
ist endlich zwischen speciellen Theorien, die von einer besonderen Idee aus- 
gehen und dann auch nur beschränkte Bedeutung haben, und allgemeinen Er- 
klärungsystemen, welche den Anspruch erheben, mit ihren Differentialgleichungen 
und Grenzbedingungen alle beobachteten und eventuell auch erst noch zu beob- 
achtenden Erscheinungen zu umfassen. Bei der relativen Einfachheit des mag- 
netischen Theils der Theorie verbreitet sich diese naturgemäss wesentlich nach 
der optischen Seite hin, und sie stellt sich dabei entweder auf den Standpunkt der 
Elasticitätstheorie des Lichts, wobei die Wahl der FRESNEL’schen oder NEUMANN’schen 
Vorstellung keine wesentlichen Unterschiede bedingt, oder aber, was gerade 
hier augenscheinlich besonders reizvoll ist, auf den Standpunkt der elektro- 
magnetischen. Theorie des Lichts. Die "Theorien selbst können im Rahmen 
dieses Buches nicht entwickelt werden, es muss genügen, eine kurze Uebersicht 
und Charakteristik zu geben. 
Der älteste von FiTzGERALD?) herrührende Versuch einer Theorie knüpft 
unmittelbar an die cirkulare Doppelbrechung geradlinig polarisirten Lichtes an, 
erweist sich aber in der vorliegenden Form als unbrauchbar, da sie für normale, 
polare Reflexion keine Drehung ergiebt, was mit allen Beobachtungen im Wider- 
spruch steht. Die Theorie von Rrcui?) ist mehr als eine Ausführung der Ana- 
logie des Krrr’schen Phänomens mit dem der elliptischen Doppelbrechung zu 
bezeichnen, lässt sich aber schon auf die Erscheinungen bei äquatorialer Reflexion 
nicht ausdehnen. Mehr oder weniger umfassende mathematische Theorien sind 
von AIRy), C. NEUMANN?), MAXWELL5), FITZGERALD *), ROWLAND %), H. A. LORENTZ 9), 
1) KUNDT, WIED. Ann. 23, pag. 238. 1884. 
2) FITZGERALD, Proc. R. Soc. 25, pag. 447. 1876; Trans. R. Soc. 1880 (2), pag. 691; 
WIED. Ann. 25, pag. 136. 1885. 
3) RIGHI, Ann. Chim. Phys. (6) 4, pag. 433. 1885; 9, pag. 65. 1886. 
4) Ary, Phil. Mag. (3) 28, pag. 469. 1846. 
5) C. NEUMANN, Die magn. Drehung d. Polarisationsebene des Lichts. Halle 1863. 
6) MAxWELL, El u. Magn. 2, pag. 574, 1883. 
7) FITZGERALD, Trans. R. Soc. 171, pag. 691. 1880. 
8) RoWLAND, Phil. Mag. (5) II, pag. 254. 188r. 
9) H. A. LonENTZ, Arch. Néer. 19, pag. 123. 1884. 
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
 
	        
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