Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

   
Elektromagnetismus. 
  
  
  
  
  
   
  
   
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
den geradlinigen Strömen ausgehenden Kraftlinien als einen Wirbel vorstellen 
können. 
Es sei hier bemerkt, dass man das magnetische Feld eines Stromes, oder 
vielmehr einen ebenen Durchschnitt desselben natürlich in ganz derselben Weise 
wie das Feld von Magneten durch Eisenfeilspáne veranschaulichen und photo- | 
graphisch oder auf andere Art fixiren kann; nur muss man wie dort kräftige 
Ströme anwenden, um die Mitwirkung des Erdmagnetismus auf ein Minimum zu 
reduciren. Für einen geradlinigen Strom erhält man in einer ihm parallelen 
Ebene lauter quergestellte Späne, in einer zu ihm senkrechten Ebene Anordnung 
in concentrischen Kreisen. Auf einer von Strömen durchflossenen ebenen Platte 
stellen sich die Späne überall senkrecht zu den Stromlinien, sie stellen also 
zugleich die elektrischen Niveaulinien dar. Schon 1847 hat Kincunorr!) diesen 
Sachverhalt zur experimentellen Bestimmung der Liniensysteme auf einer durch- | 
strömten Platte benutzt, seitdem ‚ist das Verfahren allgemein, auch zur Demon- | 
stration, benutzt worden?) und noch neuerdings hat LoMMEL?) einige derartige 
Zeichnungen mitgetheilt. 
Der Werth des Potentials ergiebt sich unmittelbar aus der bei einer kleinen 
Verschiebung eines Pols geleisteten Arbeit, nàmlich Kz4Ze«, wenn xz der Abstand 
des Pols von der Strombahn und da der Winkel ist, den x bei der Verschiebung 
beschreibt; es ist also V = const — Kra = const — cima, wo man a von irgend 
einer durch die Strombahn begrenzten Ebene Æ# aus rechnen darf. Statt dessen 
kann man, indem man durch den Pol zu dieser Ebene eine parallele Z' legt, 
auch den Complementwinkel 8 zwischen der Pol -Stromebene und der eben 
genannten Parallelebene .Z' einführen und statt dessen endlich die doppelt so grosse 
scheinbare Grösse «o, unter welcher die vom Strom begrenzte unendliche Halb- 
ebene EZ von dem Pole aus erscheint, d. h. die Grôsse des von dem Flächen- 
winkel 8 aus einer Einheitskugel herausgeschnittenen Zweiecks. Man findet dann: 
  
cim 
V= Ed œ + const. 
Dieses elektromagnetische Potential hat eine Eigenschaft, welche weder 
das magnetische noch das elektrische Potential besitzt, und welche den Er- 
scheinungen des Elektromagnetismus ihren eigenthümlichen Charakter verleiht; es 
ist nicht eindeutig, sondern vieldeutig. Führt man nämlich den Pol einmal im 
Kreise um den Strom herum, so nimmt wegen der dabei geleisteten Arbeit das 
X i CUm : ; : 
Potential um 2x7 Æ, also um AR rp ab, und bei z-maliger Umkreisung um 
das z-fache dieses Betrages; es ist also genauer als oben 
cim 
V = > (w ts 4n z). 
Geradliniger Strom in einem gleichfórmigen Magnetfelde. Das 
von einem Strom erzeugte Feld kann man natürlich ganz nach den früher 
(pag. 23ft) angegebenen Regeln einem eigentlichen Magnetfelde superponiren, indem 
man die beiden Niveauliniensysteme zieht und die neuen Niveaulinien sucht, in H 
denen die Summen beider Potentialwerthe gleiche Betráge haben. Als einfachstes m 
und wichtigstes Beispiel diene die Stórung, welche in dem gleichfórmigen Felde / 
der Horizontalcomponente des Erdmagnetismus erzeugt wird, wenn ein unend- 
  
!) KIRCHHOFF, vergl. Bd. 3, (1) pag. 197. 
?) Besonders in den englischen Lehrbüchern findet man sehr zahlreiche Beispiele abgebildet. 
3) LoMMEL, WIED. Ann. 48, pag. 462. 1893; 49, pag. 539. 1893; 50, pag. 316. 1893. 
   
  
 
	        
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