Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
  
  
   
AMPERE’sche Theorie des Magnetismus. 309 
liren, durch den Akt der Magnetisirung aber in Folge von elektrodynamischen 
Wechselwirkungen (s. Art. »Elektrodynamik«) gerichtet werden; man kann auch 
beide Hypothesen combiniren und annehmen, dass beim Magnetisiren die Stärke 
und Richtung der schon vorhandenen Ströme verändert wird. Die Entscheidung 
zwischen beiden Annahmen, resp. die Entscheidung darüber, welche von beiden 
Wirkungen überwiege, lässt sich durch die erfahrungsmässige Richtung der 
entstehenden Magnetisirung resp. der mit ihr àquivalenten Molekularstrôme 
geben, da diese Richtung durch Induction die entgegengesetzte wie durch elektro- 
dynamische Drehung werden muss, und es stellt sich dabei, wie schon beim 
Diamagnetismus (pag. 223) ausgeführt worden ist, heraus, dass bei den para- 
magnetischen Stoffen die elektrodynamische, bei den diamagnetischen die In- 
ductionswirkung als die überwiegende angenommen werden muss. 
Wirkung von Magneten auf elektrische Stróme. 
Dass, wie elektrische Stróme auf Magnete, auch Magnete auf elektrische 
Ströme wirken, lässt sich nunmehr auf die verschiedenste Weise schon a priori 
erwarten: auf Grund des Princips von Wirkung und Gegenwirkung, auf Grund 
der Aequivalenz der Stróme mit den Magneten oder auf Grund der AuPERE'schen 
Vorstellung vom Magnetismus. Dabei wiid man nicht nur schliessen dürfen, 
dass diese Wirkungen vorbanden sind, sondern auch ihre Gesetze angeben 
kónnen. Die folgenden Angaben kónnen sich daher auf die früheren beziehen 
und somit kurz gefasst werden. 
Die meisten bezüglichen Experimente rühren schon von AMPÈRE*) her. Er 
bediente sich dazu eines zugleich zur Stromzufuhr dienenden Doppelstativs, das 
in zwei mit Quecksilber gefüllle Nàüpfchen endete; in diesen Näpfchen schwebte 
auf zwei Spitzen der zu den Versuchen dienende Stromleiter, der auf diese 
Weise ziemlich beweglich ist. Statt dessen kann man ihn auch mit Hilfe eines 
Korkes schwimmend anordnen. Für feine Messungen muss man aber den 
Stromleiter an einem oder zwei móglicbt langen Metallfáden, durch die man den 
Strom zuführt, aufhängen, 
Die Wirkung eines Poles auf ein Stromelement ist nach der Geichung auf 
pag. 3o2, wenn jetzt die Constante c — 1 gesetzt, also das elektromagnetische 
Maasssystem benutzt wird: 
dE A d szn s. 
7 
uM m : ui 
Hierin ist der Faktor 7 das Feld des Poles; für ein von beliebigen 
magnetischen Massen herrührendes Feld, dessen Stürke am Orte des Strom- 
elementes A ist, gilt dann die allgemeine Gleichung: 
dK = Ridl sine, 
die man folgendermaassen in Worten aussprechen kann: Die Kraft, die ein 
Stromelement in einem magnetischen Felde erfährt, ist gleich dem Produkte der 
Stromstärke in die Grôsse des aus dem Elemente und einer das Feld nach 
Richtung und Stárke darstellenden Geraden construiiten Parallelogramms. Auf 
der Ebene dieses Parallelogramms steht die Kraft senkrecht, und ihr Sinn wird 
durch die der AwPERE'schen Regel entsprechende bestimmt: Denkt man sich in 
dem Stromelemente schwimmend und nach der Kraftrichtung hinsehend, so ist 
die Kraft nach links gerichtet. Statt dessen kann man hier auch folgende Regel 
  
!) AMPÉRE, a. a. O. — Ferner Davy, Tr. R. Soc. 1821, pag. 17. — DE LA RIVE, GILB, 
Ann. 71, pag. 120. 1822. 
     
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
     
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
	        
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