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Motoren. 319
entgegengesetzten Polen des Stahlmagneten befinden, wenn nicht mittelst eines
an seiner Drehungsaxe angebrachten, mit Schleifcontakten — ausgerüsteten
Commutators in diesem Augenblicke der erregende Strom und damit die
Polaritit des Elektromagneten umgekehrt würde. Statt des Stahlmagneten kann
man natürlich ebenfalls einen Elektromagneten verwenden; fcrner kann man
statt eines einzigen einen ganzen Kranz beweglicher Elektromagnete vor einem
Kranze fester Elektromagnete rotiren lassen, wie dies JacoBi!) bei seinem elektri-
schen Motor gethan hat. Seitdem haben sich diese Maschinen bekanntlich in
staunenswerther Weise entwickelt; da hierbei jedoch die Idee des Motors in
den Hintergrund trat gegenüber der Idee des Generators (Erzeugers von Eicktri-
cität durch Bewegung), das diesem letzteren zu Grunde liegende Phänomen aber
die elektrische Induction ist, erscheint es angezeigt, auch auf diese Apparate
erst bei späterer Gelegenheit einzugehen.
Magnetisirung durch elektrische Ströme.
Soweit die Wechselwirkung zwischen elektrischen Strömen und Magneten
bisher ins Auge gefasst wurde, gab sie sich in Ortsänderungen der ponderablen
Träger der Elektricität resp. des Magnetismus kund. Diesen ponderomotorischen
Wirkungen stehen nun aber andere zur Seite, die man, wenn sie von Elektricität
ausgehen und sich auf den Magnetismus erstrecken, als magnetomotorische, im
umgekehrten Falle als elektromotorische zu bezeichnen hat; statt dessen kann
man auch von dem durch elektrische Ströme inducirten Magnetismus und von
den durch bewegte Magnete inducirten elektrischen Strömen sprechen. Obgleich
diese beiden Erscheinungsgebiete hiernach völlig analog sind, pflegt man doch
das eine dem Elektromagnetismus, das andere der elektrischen Induction zu-
zuordnen. Demgemäss wird hier nur von der elektrischen Erregung des Magnetis-
mus die Rede sein. Dabei sei jedoch, um von vornherein die Kürze der folgen-
den Darstellung zu rechtfertigen, darauf hingewiesen, dass die magnetische In-
duction durch irgend welche Kräfte schon eingehend behandelt ist (wobei in der
Praxis sogar fast stets die elektrische Erregung benutzt wurde), dass es sich hier
also nur um die besonderen Beziehungen zwischen den erregenden elektrischen
Strömen zu dem erregten Felde und damit indirekt zu dem erregten Magnetismus
handeln kann.
Bringt man einen Eisen- oder Stahlstab in die Nähe eines elektrischen
Stromes, und stellt man ihn quer zu diesem, so erweist er sich als magnetisch;
stärker wird die Wirkung, wenn man ihn in das Centrum eines Kreisstromes
senkrecht zu dessen Ebene bringt, und noch wesentlich stärker, wenn man statt
des Kreisstromes eine Spule anwendet und den Stab hineinsteckt. In diesem
Falle ist der entstehende Magnetismus vom gewöhnlichen longitudinalen Typus.
Stellt man den Eisenstab hingegen parallel mit einem Strom oder mit den
Windungen einer Spule auf, so wird er transversal magnetisch. Endlich kann
man ibn circular magnetisch machen, indem man einen Strom durch seine
eigene Axe hindurchschickt?. Die magnetisirende Wirkung ist nicht bloss dem
galvanischen Strom eigen, sie wird auch von den Entladungsstrómen statischer
1) JacoBr, Pocc. Ann. 51, pag. 370. 1840; 54, pag. 335; 69, pag. 188. — Vergl. auch
KrôniG’s J. 3, pag. 377. 1851 (Theorie).
2) Theoretisches und Experimentelles über diesen Fall sehe man bei MAXWELL, Tr. R.
Soc. 1865. — KircHHOFF, Ges. Werke, pag. 230. — VILLARI, N. Cim. (2) 4 ft. — HERWIG,
PoGG. Ann. 153 u. 156. — AUERBACH, WIED. Ann. 5 u, s. w.