Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

Elektromagnetismus. 
Elektricitát ausgeübt; man kann durch elektrische Entladungsschláge kleine 
Magnetnadeln sogar sehr kráftig magnetisiren, und es scheint, dass die ersten 
Magnetisirungswirkungen der Elektricität, die man überhaupt beobachtet hat, von 
Blitzschlägen herrührten, die bei Eisenkórpern vorbei ihren Weg nahmen. 
Exakt untersucht wurde die magnetisirende Wirkung der Reibungselektricitát von 
Araco, Davy, Savary, HANKEL u. A.; dabei traten gewisse Unregelmüássigkeiten 
zu Tage, die erst durch eine Arbeit von LIPHART aufgeklärt worden sind; es 
muss jedoch an diesem Hinweise geniigenl). Von der Magnetisirung durch 
elektrische Schwingungen wird w. u. die Rede sein. 
Ueber die Magnetisirungsmethodik im Einzelnen ist schon im Art. »Magne- 
tismus« das Nothwendige gesagt worden, ebenso über die Formen der Elektro- 
magnete, die denen der Stahlmagnete vielfach ganz analog sind. Die Vortheile, 
welche Elektromagnete gegenüber Stahlmagneten bieten, sind so bekannt, dass 
hier darauf nicht eingegangen zu werden braucht; es sei nur darauf hingewiesen, 
dass dieser Vorzug ein dreifacher ist: der eine betrifft die Stárke des zu erreichen- 
den Magnetismus, der zweite die Mannigfaltigkeit der zu erzielenden Vertheilung 
des Magnetismus (durch Anordnung der Spule), der dritte die beliebig rasche 
und häufige Erregung und Wiederaufhebung des Magnetismus, ein Vorzug, der 
bekanntlich den Dynamomaschinen wesentlich mit zum Siege über die magnet- 
elektrischen Maschinen verholfen hat. 
Die wichtigste Aufgabe, die sich nun darbietet, besteht in der Ermittelung 
der Stärke und Vertheilung des Magnetismus, der in einem Eisenkörper durch 
einen Strom von gegebener Stärke, der durch eine gegebene Configuration läuft, 
erregt wird. Der grösste Theil dieser Aufgabe ist aber bereits im Art. »Magne- 
tische Induction« erledigt worden, nämlich die Abhängigkeit des Magnetismus 
von der magnetisirenden Kraft oder von dem magnetischen Felde, in das der 
Körper gebracht wird. Es ist also nur noch anzugeben, welche Stärke und 
Beschaffenheit das von einem gegebenen Strome erzeugte Feld hat. Aber auch 
diese Aufgabe ist leicht zu lösen durch die Erwägung, dass der Strom selbst 
wieder gewissen magnetischen Gebilden äquivalent ist. Man kommt auf diese 
Weise fast unmittelbar zu folgenden Schlüssen. Das Feld eines Stromes ist 
überall der Stromstärke proportional; die Abhängigkeit des Magnetismus von der 
magnetisirenden Kraft, wie sie z. B. in Fig. 163 dargestellt ist, stellt also CeZerzs 
paribus auch seine Abhängigkeit von der Stärke des magnetisirenden Stromes 
dar. Damit eine Spule ein gleichförmiges Feld erzeuge, muss sie mit parallelen, 
äquidistanten Windungen auf eine Kugel oder ein Ellipsoid aufgewunden sein; 
und damit dann weiter dieses Feld in einem Eisenkörper auch eine gleichförmige 
Magnetisirung hervorrufe, muss der Letztere ebenfalls die Form einer Kugel oder 
eines Ellipsoids haben!). Näherungsweise wird man den Zweck auch erreichen, 
wenn man den kugel- oder ellipsoidfórmigen Eisenkórper in die Mitte einer 
cylindrischen Spule von hinreichender Lànge hineinbringt; weniger annáhernd 
auch dann noch, wenn man in diese letztgenannte Spule einen langen, stab- 
fórmigen Eisenkórper einlegt. Die Gleichfórmigkeit von Feld und Magnetisirung 
wird hingegen wiederum streng, wenn man die Spule ringfórmig zusammen- 
schliesst und als Magnetisirungskórper ebenfalls einen in der Spule liegenden 
Eisenring verwendet. 
1) ArAGo, s. Riess, Reibungselektricität, Bd. 1, $ 517. — Davv, GILB. Ann. 71. — SAVARY, 
Ann. Chim. Phys. 36. — HANKEL, PoGG. Ann. 65, pag. 537. 1845 und 69, pag. 321. 1846. 
Vv. LIPHART, POGG. Ann. 116, pag. 513. 1862. 
    
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
BASE HE 
EE RN ET 
  
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.