Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

324 Elektromagnetismus, 
Platte und unter A eine Constante, so ist nach den Versuchsergebnissen, jedoch 
mit einer gleich zu besprechenden Ausnahme: 
iM 
^ 
0 
e = R 
  
) 
in Worten: Der Harr-Effekt ist der Stromstárke und der Feldstürke direkt, der 
Dicke der Platte umgekehrt proportional. Die Constante Æ nennt man den 
Rotations-Coéfficienten der betreffenden Substanz. Diese Formel lässt er- 
kennen, warum die Entdeckung der Erscheinung erst gelang, als man äusserst 
dünne Platten zur Anwendung brachte. Die von HarL und seinen Nachfolgern 
verwendeten Pláttchen, die entweder in Blattgold, Blattsilber u. s. w. oder aber 
noch besser in elektrolytischen Niederschlagsschichten der betreffenden Metalle 
bestanden, hatten Dicken von 0:01 mm bis unter 0:001 zzS, bei KuNp' sogar bis 
unter 0:0001 zz hinab. 
In der folgenden Tabelle sind die Rotationscoéfficienten einiger Metalle in 
absolutem Maasse angegeben, und zwar einmal nach HarL, ein zweites Mal nach 
v. ETTINGSHAUSEN und NERNST. 
  
  
  
Stoff HALL v. E. u. N. | Stoff | Haw | v. E. u, N. 
Te vis owpe — + 530 |Mg — 0-0035 | — 0-00094 
Bi... — 8:58 — 1401 | Ag — 0:00086 | — 0:00083 
Sb: + 4- 0:114 + 0192 |Au — 000066 | — 000071 
Kohle . — — 0176 Cd == — 000055 
Ni . — 0-0147 —  0:0242 |Cu — 0:00052 | — 0:00052 
+ 0:0880 hart Tg . + 000082 | + 0-00041 
sum icis weicht 1 00115 | i sliver = — 0-00053 
Fe — 000785 + 00113 | Al. — 0:0037 — 000038 
Co + 000246 + 000459 | Pt . — 0:00024 | — 0-00024 
Na — 00025 jor 0 -- 0:00009 
Pd bs — 0:00115 | Sn — 000002 | — 0:00004 
  
  
  
  
  
  
Die Uebereinstimmung der von verschiedenen Beobachtern gefundenen 
Zahlen ist, wie man sieht, nur eine ungefihre; der Umstand aber, dass sie eine 
desto bessere ist, je besser definirt und je reiner die betreffende Substanz ist (am 
besten für Platin, Gold, Silber u. s. w.), lässt schliessen, dass die Differenzen 
hauptsächlich der Verschiedenheit des angewandten Materials zur Last fallen und 
nicht in einer Unsicherheit der Erscheinung selbst begründet sind. Es sei bei 
dieser Gelegenheit zum Beweise, wie einflussreich secundäre Materialverschieden- 
heiten sind, darauf hingewiesen, dass, während gegossenes Wismuth nach obiger 
Tabelle einen sehr grossen Rotationscoéfficienten hat, dieser nach Kuwpr für 
elektrolytisch niedergeschlagenes Wismuth ausserordentlich klein ist. 
Hóchst auffallend und interessant sind dagegen die kolossalen Verschieden- 
heiten in den Werthen des Rotationscoéfficienten für die verschiedenen Metalle; 
ist doch dieser Werth, vom Zeichen abgesehen, für Tellur, wo er am grossten 
ist, 60 Mal so gross wie für das nüchstfolgende Metall, das Wismuth, und für 
dieses wiederum 60 Mal so gross wie für das dann folgende Antimon, während 
die meisten anderen Stoffe wiederum noch 100—1000 Mal kleinere Werthe 
haben; ein solches Verhalten findet sich kaum bei einer anderen numerischen 
physikalischen Eigenschaft wieder, und es steht auch bei keiner sonstigen Eigen- 
schaft gerade das Tellur an der Spitze aller Stoffe. — Beim Wismuth gelang 
es RiGHr übrigens, die Erscheinung auch durch kleine oder weit entfernte Mag- 
 
	        
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