326 Elektromagnetismus.
anderen. Bei Stahl und Kobalt hat Har, auch eine remanente, d. h. nach
Aufhebung des Feldes zurückbleibende Drehung constatirt.
Von besonderer Wichtigkeit ist die wiederholt constatirte Thatsache, dass
ein Harr-Effekt auch eintritt, wenn die Platte nicht senkrecht, sondern parallel
zu den Kraftlinien des magnetischen Feldes liegt, jedoch nur in demjenigen der
beiden hier möglichen Fälle, in welchem der primäre Strom senkrecht zum
Felde, nicht auch, wenn er parallel zu ihm verläuft, d. h. das Harr'sche Phäno-
men tritt gerade wie das KErr’sche in zwei aut einander senkrechten Raum-
richtungen, nicht aber in der dritten auf. Dabei ist der Rotationscoëfficient für
stark magnetische Stoffe wesentlich schwächer als bei der gewöhnlichen Orien-
tirung, beim Wismuth dagegen nach v. ETTINGSHAUSEN und NERNST ungefähr
ebenso gross.
Endlich ist als nicht unwesentlich zu erwähnen, dass die Temperatur einen
Einfluss auf den Harr-Effekt ausübt, und zwar bei verschiedenen Stoffen in
sehr verschiedenem Grade. Wüáührend námlich bei Gold ein Einfluss kaum con-
statirt werden konnte, nimmt der Effekt für 1? C bei Stahl um 19, bei Nickel
um 24, bei Kobalt sogar um 192 zu. Für Wismuth liegen von verschiedenen
Seiten. Beobachtungen über diesen Punkt vor. v. ETTINGSHAUSEN und NERNST
fanden bei einer Wismuthplatte zwischen gewóhnlicher Temperatur und 100?
eine Zunahme, für eine andere dagegen von vornherein eine Abnahme des
Harr-Effektes (für 0°, 21°, 99° die Werthe 8‘1, 73, 41); LEpuc!) fand eine
starke Zunahme, die er durch die Formel 1 4- 0:00844 # + 00000862 #2 dar-
stellte, DRuDE und NzmnwsT?) endlich fanden bei zwei verschiedenen Platten in
der Reihenfolge der Versuche folgende relative Zahlen:
1) #= 20° 254° 23°
e — 1:000 0:418 1:005
9) {= 14° 243° 100° 14°
e=1:00 0:23 1-23 1:16
Die Wirkung nimmt also mit steigender Temperatur anfangs etwas zu, vor
dem Schmelzpunkt aber schnell ab. Die zweite Platte war vorher in flüssigem
Zustande untersucht worden, hatte dabei aber gar keinen Effekt gezeigt. Bei der
Wiederabkühlung traten etwas gróssere Werthe auf als ursprünglich. Beim Anti-
mon wurden folgende Zahlen gefunden:
iz 17° 210° 250° 30° 23°
€ — 1:00 0:78 0:72 0:76 0:91
Der Temperatureinfluss ist also hier viel geringfügiger.
Widerstandsänderung im Magnetfelde. Longitudinaler HALL-
Effekt. Die Thatsache, dass der specifische Widerstand der Metalle sich durch
ihre Einbringung in ein magnetisches Feld ändert, ist schon in Bd. III (1),
pag. 274 erwáhnt und in Beispielen (Wismuth, Tellur, Antimon, Nickel, Kobalt,
Eisen) nüher besprochen worden; der Einfluss ist, wie dort gezeigt wurde, im
Allgemeinen ein verschiedener, je nach der Richtung des Stromes im Vergleich
zur Richtung des magnetischen Feldes. Man kann dies für die ferromagnetischen
Metalle in sehr mannigfaltiger Weise studiren, indem man den Strom entweder
um den in Drahtform angewandten Kórper spiralig herumführt oder axial durch
ihn hindurchleitet, wobei man auch wesentliche Unterschiede im Verhalten von
Eisen und Stahl findet; es sei, zugleich als Ergünzung der früheren Literatur,
!) Lepuc, Compt. rend. 102, pag. 358. 1886.
?) DRUDE u. NEnNsT, Gótt. Nachr. 1890, pag. 470; WIED. Ann. 42, pag. 568.