Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
  
  
   
Galvanomagnetische Effekte. 331 
Langseiten angelöthet. Bei Durchgang des Stromes trat natürlich in dem mit 
dem Thermoelement verbundenen Galvanometer eine Ablenkung ein, die aber 
bald stationär wurde. Bei Erregung des Feldes trat dann eine neue Ablenkung 
auf. Ihr Sinn war derart, dass, wenn man von der Eintrittsstelle des Stromes 
zur Lóthstelle durch eine Bewegung im Sinne der das Feld erregenden Stróme 
gelangte, die Lóthstelle erwürmt, im entgegengesetzten Falle abgekühlt sein musste, 
Die Wirkung kehrt sich also mit dem Strome und mit dem Felde um. Man 
kann diesen Effekt galvanomagnetischen Transversaleftekt nennen. Wie sich 
der thermomagnetische Effekt zur thermoelektrischen Erscheinung, so verhält 
sich also dieser Effekt zum PELTIER’schen Phänomen. Jedoch ist zu bemerken, 
dass der transversale Wärmestrom gerade die umgekehrte Richtung hat, als man 
nach dieser Analogie erwarten müsste. Die Wirkung, die übrigens, wie es scheint, 
sowohl der Stromstärke als auch der Feldstärke proportional ist, ist demnach 
einigermaassen rüthselhaft. Der entsprechende longitudinale galvanomagnetische 
Effekt ist von NERNsT!) an einem Wismuthstäbchen constatirt worden, er war 
aber, selbst bei grosser Feldstärke, ausserordentlich schwach und zählte nur 
nach zehntel Graden. NERNST versuchte auch, ob sich die thermomagnetischen 
Effekte auch zeigen, wenn die Platte in die Feldrichtung gestellt wird; er erhielt 
aber kein deutliches Ergebniss. 
Elektromotorische Kraft des Magnetismus. Mit dem. Namen 
»galvanomagnetischer Ströme« ist von GRIMALDI”) eine Erscheinung belegt 
worden, welche mit den obigen Erscheinungen nichts zu thun hat, und für die 
deshalb, um Verwechselungen zu vermeiden, besser der von NicHOLS und 
FRANKLIN?) ihr gegebene Name »elektromotorische Kraft der Magnetisirung« 
beibehalten wird. Die Erscheinung, die zuerst von Gross*) bekannt gegeben 
wurde, wird hier erwähnt, weil es sich um eine elektrische Wirkung des 
Magnetismus dabei handelt, eigentlich gehört sie aber mehr zu den chemischen 
Wirkungen des Magnetismus, wie sie im vorigen Artikel (pag. 274) erwähnt 
wurden. Sie besteht darin, dass, wenn zwei gleiche Elektroden von Eisen 
(Gross, NicHoLs) oder Wismuth (GRIMALDI) in eine geeignete Flüssigkeit getaucht 
werden, sie eine elektrische Differenz und damit einen Strom liefern, sobald die 
eine von ihnen magnetisirt wird (dauernd oder vorübergehend). Die Richtung 
des Stromes ist bei Eisen je nach der Flüssigkeit verschieden, in Wismuth geht 
er in der Flüssigkeit stets vom magnetischen zum unmagnetischen Metall. Die 
Stärke der erreichten elektromotorischen Kraft ist im besten Falle bei Eisen 0:04 
Volt bei 10000 Feldstärken, für Wismuth 0:002 Volt bei 80000 Feldstirken. 
Die Erscheinung ist jedenfalls complicirt und hängt mit den Veränderungen zu- 
sammen, die das Wismuth überhaupt durch Magnetisirung erfährt; man vergleiche 
über diese Veränderungen besonders einige Abhandlungen von GRIMALDI®). 
Einfluss des Magnetismus auf die Thermoelektricität. Ueber die 
Erscheinung, dass die Magnetisirung des Eisens seine thermoelektrische Stellung 
beeinflusst, und dass insbesondere zwischen magnetischem und unmagnetischem 
Eisen eine thermoelektrische Kraft auftritt, sind schon in Bd. III (1), pag. 403 
1) NERNST, WIED. Ann. 31, pag. 784. 1887. 
2) GrMALDI, Rend. Acc. Linc, 1889, pag. 28; Atti Acc. Linc. 1889, pag. 161. 
3) NicHOLS u. FRANKLIN, Sill. J. 34, pag. 419. 1887; 35, pag. 290. 1888. — Vergl. 
auch ROWLAND u. BELL, Phil. Mag. (5) 26, pag. 105. 1888. 
4) Gross, Wien. Ber. 92 (2), pag. 1378. 1886. 
5) GRIMALDI, Rend. Acc. Linc. 1888; N, Cim. (3) 23. 
       
    
    
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
	        
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