332 Elektromagnetismus.
einige Angaben gemacht worden, die sich aut THOMSON's Versuche an Eisen
beziehen; hinzuzufügen sind Versuche von Banus und STROUHAL!) sowie von
EwiNG?) deren Resultate mit denen von THoMsoN im grossen Ganzen überein-
stimmen. BACHMETJEW?), der die Erscheinung náher verfolgte, fand, dass die
entstehende Kraft der magnetisirenden Kraft proportional ist, und dass sie, wenn
man den Eisendraht zunehmenden Spannungen unterwirft, abnimmt und unter
Umständen sogar das Zeichen wechselt, sodass der Strom entgegengesetzt wie
vorher fliesst; er schliesst hieraus, dass die Wirkung eine secundáre und durch
die beim Magnetisiren auftretende Lángenánderung bedingt sei. GRIMALDI*) hat das
Wismuth (in einer Verbindung mit Kupfer) dem Versuch unterworfen und gefunden,
dass káufliches Wismuth durch Magnetisirung gering, reines stárker thermoelektrisch
wirksam wird; bei der Quermagnetisirung ist die Wirkung stürker als bei der
Làngsmagnetisirung (ebenso wie oben der Einfluss auf die elektrische Leitungs-
fähigkeit); der grósste von GRIMALDI erzielte Werth der Aenderung des thermo-
elektrischen Verhaltens beträgt 11$, ist also ungefähr ebenso gross, wie die
entsprechende Widerstandsánderung. Sie ist, wie man sieht, gross genug, um
es wahrscheinlich zu machen, dass die in Rede stehende Erscheinung auf die
oben betrachteten Effekte nicht ohne Einfluss ist, wodurch diese letzteren sich
noch weiter verwickeln.
Theorie des Harr'schen Phánomens und der verwandten Er-
scheinungen. Erwágt man die grosse Zahl der im Voranstehenden an-
gedeuteten, mit einander in Verwandtschaft stehenden Phänomene, so begreift man,
dass eine vollständige Theorie derselben ausserordentlich verwickelt sein muss.
Man hat daher vorläufig nur Theorien entwickelt, welche als erste Annäherung
zu betrachten sind, und die betreffende, durch die Theorie dargestellte Er-
Scheinung in erste Linie stellen, die übrigen, mit ihr verknüpften Erscheinungen
dagegen hóchstens zum Theil und nur als Correktionsglieder berücksichtigen. Es
muss hier genügen, die Theorie eines dieser Phünomene, des Harr'schen, zu
Skizziren, für die anderen aber, unter Hinweis auf ihre Darstellung in den schon
oben citirten und noch zu citirenden Abhandlungen, zu bemerken, dass sie sehr
ähnlich und in den Formeln zum Theil sogar geradezu übereinstimmend mit der
genannten Theorie sind.
Voranzuschicken ist, dass, wie wohl jetzt keinem Zweifel mehr unterliegt,
das HaLr'sche Phánomen eine unmittelbar elektromagnetische Erscheinung ist;
von den entgegengesetzten Annahmen, die in der ersten Zeit nach der Entdeckung
gemacht wurden, sei hier nur die — inzwischen auch schon von verschiedenen
Seiten widerlegte — von BibpwELL erwühnt, nach welcher die Erscheinung mit
einer thermisch-elastischen Deformation der Platte zusammenhängen soll 5).
Die Erscheinung beruht vielmehr auf den Kräften zwischen Magnetismus und
strömender Elektricität. Zu Complikationen giebt freilich der Sinn dieser Kräfte
resp. ihrer Wirkungen Anlass; nach den elektromagnetischen Gesetzen müsste
er wenigstens bei den positiv magnetischen Stoffen negativ sein, er ist aber
gerade für die stark magnetischen Stoffe Eisen und Kobalt positiv, und man
1) STROUHAL u. BARUS, WIED. Ann. 14, pag. 54. 1881. — Bull. U. S. Geol. Surv. 1885.
2) EWING, Trans. R. Soc. 1886 (2), pag. 361.
3) BACHMETJEW, WIED. Ann. 43, pag. 723. 189I.
4) GriMALDI, Rend. Acc. Linc. 1887, pag. 134; 1888, pag. 132; N. Cim. (3) 21,
pag. 57; 22, pag. 3. 1887. :
5) BIDWELL, Phil. Mag. (5) 17, pag. 250. 1884. — RiGHI, Atti Acc. Linc. 1884, pag. 331.