Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
  
  
— A 
  
  
  
    
Theorie des HALL-Phinomens. 333 
miisste deshalb annehmen, dass hier die starke innere Induction das Zeichen 
umkehrt; dass sich Nickel anders verhált, müsste man auf dessen, seinem elastisch- 
magnetischen Verhalten nach, eigenthümliche Constitution schieben. Auch für 
die übrigen Stoffe ergeben sich áhnliche Complicationen. Sieht man hiervon ab 
und betrachtet die Wirkung nur in ihrem qualitativen Wesen, so ist die Auf 
stellung einer mathematischen Theorie nicht eben schwierig; es ist nur noth- 
wendig, in die Gleichungen für die Bewegung der Elektricität Glieder einzufügen, 
welche ihr gerecht werden, Diesen Gedanken haben der Reihe nach in immer 
allgemeinerer und vollstindigerer Weise zur Durchfithrung gebracht Rowranp 1), 
LORENTZ?), BOLTZMANN®), GOLDHAMMER*) und VENske®). Da die Theorie von 
GOLDHAMMER die anderen im Wesentlichen mit umíasst, soll sie den folgenden 
Andeutungen zu Grunde gelegt werden; sie geht übrigens ebenso wie die 
anderen von den allgemeinen, von MAXWELL in seinem Buche aufgestellten 
Fundamentalgleichungen aus. 
Die Bewegungsgleichungen der Elektricitát in einer im Felde (z-Richtung) 
befindlichen Platte sind 
1 09 1 06 
UÜ=— — — — AD, YP = — — + 
g 0x c 0y 
An = 0) 
wo ¢ das Potential, c der specifische Widerstand der Substanz und Z die den 
Einfluss des Feldes charakterisirende Constante ist. Wenn die Platte in der 
xy-Ebene liegt, sehr dünn (8) ist und der Strom in der x-Axe fliesst, ist 
7! — 0 und 2 -—0, und die Integration ergiebt nach BOLTZMANN als 
transversale elektromotorische Kraft e — 2//kà, wenn / die Stárke des Haupt- 
stromes 1st; man braucht also (s. pag. 324) nur z= R MR zu setzen, um die 
Theorie mit der Erfahrung in dieser Hinsicht in Uebereinstimmung zu bringen. 
BOLTZMANN hat ferner hieraus mehrere interessante Schlüsse gezogen, die dann 
v. ETTINGSHAUSEN experimentell bestätigt hat. 
Diese Theorie berücksichtigt aber nicht den zweiten wesentlichen Faktor 
der Erscheinung, námlich die Widerstandsünderung im Magnetfelde, und zwar 
die Verschiedenheit dieser Aenderung je nach der Richtung des Stromes zum 
Felde. Man wird dieser gerecht, wenn man annimmt, dass die Platte im Felde 
äolotrop wird, also nicht einen einzigen Widerstandscoéfficienten, sondern 
deren 9 hat: 9,, u. s. w. Setzt man nun c,9== 05 — Ty, 594 = 5, + T4 U. 8 W. 
und identificirt die Hauptaxen mit den Coordinatenaxen, so wird s, — 6,4 — 655, 
G3 — 733, Und man erhält die Gleichungen: 
  
alc 
| 
m 1-6 
+ hn, w= 
ausserhalb des Feldes: 
  
  
  
  
a A 53 
a es vnlgo V T$ 0 2g 0 0% ou 
Öx a 0y n 02 Dx? ? 
innerhalb des Feldes: 
04 0o 00 02 
Le BE GW TT BE mm Tally TSF TA, T == 0, 
ox ) y 03 ox 
1) RowLAND, Amer. J. of Math. 3, pag. 89. 1880. 
7) LoRENTZ, Versl. en Meded. Ak. v. Wet, Amst. 19, pag. 217. 1883; Arch. Néerl. 19, 
pag. 123. 1884; Beibl. 1884, pag. 860. 
3) BOLTZMANN, Wien. Anz. 1886, pag. 77 u. 113; Wien. Ber. 94, pag. 644. 1886. 
#) GOLDHAMMER, WIED. Ann. 31, pag. 370. 1887. 
5) VENSKE, Gütt, Nachr. 1888, pag. 313. 
     
   
  
  
  
  
  
  
  
     
    
    
    
    
   
  
      
     
   
  
  
  
    
     
    
   
     
    
    
   
  
  
    
	        
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