Einfluss auf das elektrische Licht. 335
Enden vorzustellen hat (vergl. oben pag. 311); denkt man sich also im Entladungs-
strome liegend, und sieht man den Nordpol des zur Entladung senkrechten
Feldes an, so wird der Lichtbogen nach links abgelenkt, und seine Grenze wird
durch Kreisbögen gebildet. Erfolgt die Entladung parallel zum Felde, so wird
das Licht durch eine S-förmige Fläche begrenzt, indem die beiden Hälften in
entgegengesetzter Richtung abgelenkt werden und der mittelste Punkt unabgelenkt
bleibt. — Ganz ähnlich ist die Erscheinung in dem luftverdünnten Raume des
elektrischen Eies, der Funke geht geradlinig über, die Lichthülle wird abgelenkt.
Ersetzt man von den beiden punktförmigen Elektroden die eine durch einen
Ring, so dass vor Erregung des magnetischen Feldes der Strom von der
Kugel zu einem schwankenden Punkte des Ringes übergeht, so tritt nach DE LA
RivE!) bei Erregung des Feldes Rotation des Lichtstromes um den Magneten
ein. Auf die zahlreichen Modifikationen dieser Versuche und die daran ge-
knüpften theoretischen Betrachtungen kann hier nicht eingegangen werden,
es sei in dieser Hinsicht auf die Abhandlungen von PLÜCKER und DE LA RIVE
verwiesen.
Ein wesentlicher Unterschied besteht übrigens hinsichtlich der Beeinflussung
durch den Magneten zwischen der positiven und der negativen Elektricitit.
Während die positiven Entladungen nach den elektromagnetischen Gesetzen
aus der Ebene des Stromes und Feldes herausgelenkt werden und dabei nach
Art eines biegsamen Körpers deformirt werden, verhalten sich das negative
Glimmlicht und die in ihm enthaltenen Kathodenstrahlen, vermuthlich
in Folge ihres geringeren räumlichen und dynamischen Zusammenhangs,
mehr wie aus einzelnen Partikeln zusammengesetzt, die sich in die magneti-
schen Curven einstellen und eventuell, wenn sie hieran verhindert werden, in
Rotation gerathen. Auch hier muss auf die zahlreichen Versuche von PLÜCKER?)
und Hrrrorr*) hingewiesen werden; insbesondere sei auf die von HITTORF
beobachtete schraubenfórmige Windung des Glimmlichtes und auf die Erklärung
derselben durch die Untersuchungen von Stokes?) und RIECKE (pag. 310) hin-
gewiesen. Am instructivsten ist das Verhalten des Lichtes in GEISLER chen
Róhren, weil man hier die beiden Elektroden resp. Lichthálften mit einander
direkt vergleichen kann. Bringt man eine solche Róhre mit ihrem engeren
Stücke in paralleler Lage in das Feld, so verschwinden die Schichtungen des
positiven Lichtes, und es tritt dafür ein an die Seite gerückter Lichtstreifen in der
einen Hälfte, ein an die entgegengesetzte Seite gerückter in der anderen Hälfte
auf, während in der Mitte sich eine leuchtende Brücke zwischen beiden Streiten
bildet; das negative Glimmlicht wird wenig beeinflusst. Um diesen Einfluss
wahrzunehmen, muss man die Röhre verschieben, bis der negative Pol in das
Feld kommt, und nimmt dann bestimmte Anordnungen des Glimmlichtes nach
den magnetischen Curven wahr, die sich je nach der Lage der Magnetpole zur
Elektrode höchst mannigfaltig gestalten. Schickt man durch die Röhre in der
zuerst gedachten Lage einen Wechselstrom hindurch, so zeigen sich in jeder
Hälfte des mittleren Stückes beide seitlichen Streifen, in der Mitte ein leuchtender
Wirbel und an den beiden Enden das unter Umständen stark zurückgedrängte
T) DE LA RIVE, Arch. Gen. 2, pag. 34. 1858; 5, pag. 236. 1859; PoGG. Ann. 104,
pag. 129.
7) PLÜcKER, PoaGG. Ann. 103— 113. 1858— 62.
3) HrTTORF, PoGG. Ann. 136, pag. 213. 1869.
^) Stokes, Phil. Mag. (5) 2, pag. 389. 1876.