Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
346 Induction. 
richtung, diese Erscheinungen zu zeigen, hat C. MónrENBEIN !) angegeben, wührend 
A. OBERBECK?) ein Demonstrationselektrodynamometer construirt hat, mit dessen 
Hilfe die Anziehung und Abstossung von Stromleitern gezeigt werden kann. 
A. OBERBECK. 
Induction. 
I. Entdeckung der Inductionserscheinungen. Empirische Gesetze derselben. 
Inductionsapparate. 
A. Uebersicht der Grunderscheinungen. 
Im Jahre 1831 entdeckte MICHAEL FARADAY eine neue Methode Elektricität 
zu erregen und verôffentlichte dieselbe in den beiden ersten Reihen seiner 
berühmten »Experimental researches in Electricity« (1831 und 1832)?). 
Die für diese Gruppe von Erscheinungen von FARgADAv gewáhlte Bezeichnung: 
»Induction« erklárt sich daraus, dass FARADAY diesen Ausdruck in sehr 
mannigfaltiger Weise für Wirkungen der Elektricitát benutzt, und zwar sowohl 
für die Influenzwirkung der ruhenden Elektricitit, als auch fiir die Magnetisirung 
des Eisens durch den elektrischen Strom und fiir die nicht lange zuvor von 
ARAGO (1824) entdeckten Wechselwirkungen zwischen Magneten und bewegten 
Leitern. 
Nach Aufzählung dieser bekannten, wenn auch zum Theil noch‘ nicht 
vollständig aufgeklärten Erscheinungen fügt FARADAY hinzu%): »Allein es war 
unwahrscheinlich, dass hiermit die Inductionswirkungen elektrischer 
Ströme erschöpft sein sollten, besonders deshalb, weil die bisher bekannten 
fast nur beim Eisen sich zeigen und somit eine unbegrenzte Anzahl von Körpern 
übrig blieb, auf welche, obwohl sie der Induction der Spannungselektricität 
zweifellos unterworfen sind, eine Inductionswirkung der strömenden 
Elektricität nicht nachgewiesen worden ist.« 
Diese Erwägungen, sowie »die daraus geschopfte Hoftnung, Elektricität 
durch gewöhnlichen Magnetismus hervorzurufen,« veranlassten ihn zur Anstellung 
verschiedener Versuche, die schliesslich zu dem vorgesteckten Ziel führten. 
Wir beschreiben zunächst die Grundversuche FARADAY’s. 
1) Zwei lange, gut isolirte Drähte werden neben einander auf einen Holz- 
cylinder gewickelt. Durch den einen Draht wird der Strom einer galvanischen 
Kette geleitet. Die Enden des zweiten Drahtes führen zu einem Galvanometer. 
FARADAY erwartete offenbar®), dass gleichzeitig auch ein Strom in dem benachbarten 
Draht fliessen würde. Einenandauernden Strom vermochte er allerdings nicht zu 
beobachten. Wohl aber zeigte das Galvanometer beim Schliessen des ersten Stromes 
einen Ausschlag, beim Oeffnen desselben einen solchen im entgegengesetzten 
1) C. MÜHLENBEIN, Z. S. fiir phys. Unterricht 1, pag. 202—204. 1888. 
2) A. OBERBECK, Z. S. für phys. Unterricht 5, pag. 284—285. 1892. 
3) PoGG. Ann. 25, pag. 91— I41; 142—186. 1832; Deutsche Uebersetzung der Experimental 
researches von S. KALISCHER. Berlin. J. SPRINGER, Bd. I. 1889; Die folgenden Citate nach 
dieser Uebersetzung. 
2) Exp. res. 1. No. 2. 
5) Vergl. auch J. TYNDALL: FARADAY und seine Entdeckungen. Deutsche Uebersetzung 
herausgegeben durch HELMHOLTZ, pag. 20—21. 1870. 
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