Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

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Experimentelle Gesetze der Induction. 351 
von den Strömen anderer Elektricitätsquellen, also von den Strömen der Elektrisir- 
maschinen, der Hydro- und der Thermoketten unterscheiden. Sie haben in jeder 
Beziehung dieselben Wirkungen, wie jene. Sie lenken die Magnetnadel ab, 
magnetisiren Eisen und Stahl, erregen in den durchströmten Leitern Wärme, 
bringen chemische Zersetzungen hervor und sind auch im Stande ihrerseits 
Inductionsstróme zu erregen?). 
Ebenso können unter geeigneten Umständen die Ströme aller übrigen 
Elektricititsquellen Inductionsstróme erregen. So inducirt z. B. der Entladungs- 
strom einer Leydener Flasche in einer benachbarten Leitung zwei unmittelbar 
auteinanderfolgende Strôme von entgegengesetztem Vorzeichen. 
Die Inductionsstróme gehorchen ferner dem Omnw'schen Gesetz. Doch ist 
dasselbe zunächst in dem Sinne anzuwenden, dass für jedes einzelne Drahtelement 
oder für jedes Elementarvolumen eines Leiters das Produkt aus Stromstárke und 
Widerstand der Summe aller elektromotorischen Kráfte in dem Element gleich 
zu setzen ist. Die Berechnung der Inductionsstróme ist indess aus zwei 
Gründen erheblich complicirter, als diejenige der constanten Stróme, weil 
a) die elektromotorischen Kráfte nicht mehr auf einzelne Querschnitte der 
Leiter beschränkt sind, sondern in langen, homogenen Strecken der Leitungen 
entstehen und in räumlich ausgedehnten Leitern von Punkt zu Punkt verschieden, 
also Functionen der Coordinaten sind, 
b) weil die erregten, elektromotorischen Kräfte in den meisten Fällen schnell 
veränderlich, also Functionen der Zeit sind, von denen die Stromintensitäten 
als Zeitfunctionen jedenfalls abweichen, da zu den von Aussen wirkenden Kräften 
noch die Induction der Extrastrome — die Selbstinduction —  hinzukommt. 
Bevor wir uns dem genannten Problem zuwenden, sind noch die quantitativen 
Gesetze näher festzustellen, von denen die elektromotorischen Kräfte der 
Induction?) abhángen. 
Für einen besonderen Fall hat E. LzNz?) Bestimmungen hierüber angestellt. 
Der Anker eines Stahlmagnets war mit einer Anzahl von Drahtwindungen ver- 
sehen, deren Enden mit einem Galvanometer verbunden waren. Beim Abreissen 
des Ankers erfolgt ein Ausschlag « der Galvanometernadel. Als Maass des In- 
ductionsstromes wird siz 4/92 benutzt. Hierbei ergaben sich die folgenden Sátze: 
1) Die elektromotorischen Kráfte der Induction sind proportional der Anzahl 
der Drahtwindungen. 
2) Dieselben sind unabhángig von der Weite der Windungen. 
3) Ebenso sind sie unabhängig von dem Durchmesser der Drähte und 
4) von dem Material derselben *). 
Schon etwas früher hatte E. LEnz®) einen Zusammenhang zwischen der 
E. K. d. I. und den Gesetzen des Elektromagnetismus und der Elektrodynamik 
aufgefunden und durch den folgenden Satz ausgedrückt: 
»Wenn sich ein metallischer Leiter in der Náhe eines galvanischen Stromes 
oder eines Magneten bewegt, so wird in ihm ein galvanischer Strom erregt, der 
eine solche Richtung hat, dass er in dem ruhenden Drahte eine Bewegung 
1) Inductionsstróme hóherer Ordnung. Vergl. J. HENRY, PoGG. Ann. Ergzbd. 1, pag. 282 
bis 312. 1842. 
2) Zur Abkürzung wird bierfür ôfter die Bezeichnung E. K, d. I. benützt werden. 
3) E. LENZ, PoGG. Ann. 34, pag. 385—437. 1835- 
4) Auch für leitende Flüssigkeiten gilt dies; vergl. L. HERMANN; Pocc. Ann. 142, 
pag. 586. 1871. 
5) E. LENZ, PoGG. Ann. 31, pag 439—494. 1834. 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
	        
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