Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
356 Induction. 
Die ersten Maschinen dieser Art wurden von DAL NEGRO!) und Pix?) ange- 
geben. Nach mancherlei Verbesserungen durch SAXTON, von ETTINGSHAUSEN u. A. 
erhielten dieselben durch STÖHRER eine Form, welche sich längere Zeit erhalten hat. 
Die einfachere STÔHRER'sche Maschine besteht aus einem System horizon- 
taler Hufeisenmagnete. Vor den Polen derselben kann ein hufeisenfórmiger 
Eisenanker um eine horizontale Axe in Rotation versetzt werden. 
Derselbe trügt (Fig. 208) zwei Rollen A, A' aus dünnem, gut isolirtem 
Kupferdraht. Die Enden desselben kónnen durch eine besondere Vorrichtung 
(Pachytrop) so mit einander verbunden werden, dass die als Elektromotoren an- 
zusehenden Rollen entweder hinter- oder neben einander geschaltet sind. Wenn 
sich bei der Rotation die eine Rolle einem Magnetpol náhert, ihr Eisenkern 
also magnetisch wird, so entsteht in ihr ein Inductionsstrom. Ein Strom von 
entgegengesetzter Richtung tritt auf, wenn die Roile bei dem Magnetpol vorüber- 
gegangen ist und sich von demselben entfernt. Bei der Annäherung an den 
entgegengesetzten Pol entsteht ein Strom der letzten Richtung, bei der Ent- 
fernung wieder ein solcher in dem ersten Sinne. Hiernach findet also bei einer 
ganzen Umdrehung ein zweimaliger Zeichenwechsel statt. Wáren daher die beiden 
Rollenenden mit zwei von einander isolirten, auf der Axe ange- 
brachten Metallringen verbunden, auf welchen zwei Federn schleifen, 
von denen die weitere Leitung ausgeht, so würden in derselben 
schnell wechselnde Ströme verlaufen. Um denselben fortdauernd 
in der äusseren Leitung gleiche Richtung zu geben, ist auf der 
Axe ein Commutator angebracht. 
  
Die Fig. 209 giebt einen horizontalen Durchschnitt dieser Vorrichtung. Die- 
selbe besteht aus zwei concentrischen Hohlcylindern m und z, welche von ein- 
ander isolirt und mit den beiden Enden der Inductionsrollen verbunden sind. 
Sie tragen ausserdem je zwei Halbringe von Metall, 
der áussere Cylinder 1 und 4, der innere 2 und 3. 
Auf denselben schleifen zwei gabelfórmige Schleif- 
federn, die mit der áusseren Leitung verbunden sind. 
Dieselben sind in der Fig. 210 getrennt von dem 
Commutator gezeichnet. In dem dargestellten Augen- 
= blick würde c auf 1, / auf 3 schleifen. Es möge 
(P. 210.) dann der positive Strom von .S nach Z' gehen. Nach 
einer halben Umdrehung wechselt der Inductionsstrom 
sein Zeichen. Jetzt schleift aber 7 auf 9 und g auf 4. In der Leitung ,S —7' hat 
daher der Strom seine Richtung beibehalten. Trotzdem ist der Strom nicht constant, 
sondern sinkt im Augenblick des Vorübergangs der Rollen bei den Polen auf 
Null, wáhrend kurz vorher und nachher die elektiomotorische Kraft ihren 
gróssten Werth erreicht. In Folge dessen übt die Maschine bei schneller 
Drehung kräftige, physiologische Wirkungen aus. 
STÔHRER*) construirte später noch wirksamere Maschinen. Bei denselben 
stehen drei Hufeisenmagnete in vertikaler Stellung. Ueber denselben rotirt um 
eine vertikale Axe ein System von 6 Rollen mit Eisenkernen, bei welchen also, 
ohne Anwendung eines geeigneten Commutators, ein sechsmaliger Stromwechsel 
bei jeder Umdrehung stattfinden würde. 
  
!) Dar NEcRo, Phil. Mag. 31, pag. 45. 1832. 
?) PIxII, Ann. de chim. et de phys. 50, pag. 322— 324. 1832. 
3) STOHRER, POGG. Ann. 61, pag. 217—421. 1844. 
 
	        
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