Induction.
Bei der Anwendung der Inductorien zu medicinischen Zwecken ist es er-
forderlich, die den betreffenden Körpertheilen zuzuleitenden Ströme ihrer
Spannung und Stärke nach innerhalp weiter Grenzen varüren zu kónnen. Dies
leistet der von E. pv Bors-
e MITT 1 Iii ll REYMOND angegebene
e ABRE Schlitteninductionsappa -
cUm oe rat (Fig. 212). Bei dem-
TES selben ist die primäre
_— Tam T7 y 7 Spirale S, an einem ver-
tikalen Brett befestigt,
während die secundäre
(P. 212.) Spirale S,auf dem Grund-
brett des Apparats verschoben werden kann. Durch Entfernung von S, und S,
wird der Inductionsstrom geschwächt. Ein Gleiches kann auch dadurch bewirkt
werden, dass der Eisenkern Æ aus S, mehr und mehr herausgezogen oder auch
ganz entfernt wird.
Die Unterbrechungsvorrichtung (der WAGNER’sche Hammer), sowie die Zu-
und Ableitungen sind in der Figur fortgelassen.
Ueber die Anwendung der Inductionsströme zu medicinischen Zwecken
vergl. K. ALT und K. E. F. SCHMIDT, Taschenbuch der Elektrodiagnostik und
Elektrotherapie. Halle a. S. 1893.
II. Aeltere theoretische Untersuchungen über die Induction.
A. Mathematische Theorie der Induction in geschlossenen Leitungen.
1) Anfänglich versuchte FARADAY!) eine Erklärung der Inductionserscheinungen
durch die Annahme zu geben, dass ein Leiter, welcher in ein magnetisches
Kraftfeld gebracht wird, in einen eigenthümlichen, den »elektrotonischen«
Zustand versetzt wird. Das Entstehen und das Verschwinden desselben wäre
mit einer Bewegung der Elektricität verbunden. FARADAY gab diese Vorstellung
wieder auf, weil es ihm nicht gelang, weitere Kennzeichen dieses Zustandes an
dem Leiter zu entdecken?) Um eine Anschauung von der Entstehung der
Inductionsstróme und ihrer Richtung zu geben, geht er dann von der Vorstellung
der magnetischen Kraftlinien aus, wie sie, zunüchst bei einem Magnetstab, durch
die magnetischen Curven dargestellt werden. Inductionsstróme entstehen, wenn
ein Leiter durch diese Kraftlinien bewegt wird, im einen oder anderen Sinne je
nach der Richtung der Bewegung. Auch die Induction durch Veränderung der
Intensität eines Stromes leitet er aus dieser Vorstellung in der Weise ab, dass
bei Entstehung eines Stromes in einem Draht von demselben kreisförmige Kraft-
linien sich fortbewegen und umgekehrt beim Erlöschen in denselben zurück-
kehren und dabei in beiden Fällen durch einen benachbarten Leiter hindurch-
gehen.
Eine mathematische Bearbeitung fanden diese Vorstellungen damals nicht.
Dagegen hat CL. MAXWELL dieselben dreissig Jahre später als Grundlage seiner
Theorie der Induction verwerthet.
2) Das Verdienst, einen grossen Theil der Inductionserscheinungen zuerst
auf einfache, allgemein gültige Principien zurückgeführt, insbesondere aber die-
!) M. FARADAY, Exp. res. I. No. 60—8o.
?) Vergl. hierüber: Cr. MAxWwELL, Lehrbuch der Electricitát und des Magnetismus, deutsch
von WEINSTEIN, 2, pag. 229.