Induction,
Die hierbei wirksame, elektromotorische Kraft berechnen wir unter der Vor-
aussetzung, dass die Wirkung des Magnets durch zwei in seiner Axe liegende
Pole + und — p. ersetzt werden kann. Wir benutzen dabei die früher (pag. 363)
entwickelte Formel (7):
D eds dt = du (cos Y9 — cos 4),
wobei nur ein Einheitspol angenommen wurde. Bei Anwesenheit von zwei Polen
-- yp und bei z Umdrehungen in der Sekunde ist die elektromorische Kraft für
die Zeiteinheit:
E = 2mnp (cos yo — cosy, — cosy + cosy’), (22)
wo 7, und y, die Winkel sind, welche die Verbindungslinien des Nordpols zu
den Endpunkten der Galvanometerleitung mit der Drehungsaxe bilden, während
yı und 72 dieselbe Bedeutung für den Südpol haben.
Fallen dieselben (4 und Q) in die Drehungsaxe, so dass Q resp. / zwischen
N und S liegt, so ist:
isum en = 7, = 180% Ze dun.
Die elektromotorische Kraft ist dann unabhängig von der speciellen Lage
von Q. Letzteres ist nicht mehr exakt, wenn man den Magnet nicht auf zwei
Pole reduciren kann, sondern auf die verschiedene magnetische Vertheilung in
den einzelnen Querschnitten Rücksicht nehmen muss.
Weitere Versuche über die unipolare Induction wurden von PLÜCKER!) an-
gestellt; wobei sich derselbe eines von FESSEL construirten Apparats bediente.
Bei demselben ist der cylindrische Magnetstab von einem Hohlcylinder von
Kupfer umgeben. Es ist die Vorrichtung getroffen, dass
a) der Magnet allein,
b) der Kupfercylinder allein,
c) der Kupfercylinder und der Magnet zusammen rotiren kónnen.
Trügt der Kupfercylinder an seinem einen Ende und in der Mitte Schleif-
federn, welche mit dem Galvanometer in Verbindung stehen, so wird im Fall
a) kein Strom erregt. Bei den Anordnungen b) und c) entstehen Stróme von
gleicher Stärke. |
Die Versuche über unipolare Induction haben vielfaches Interesse für die
Theorie der Inductionserscheinungen und sind mehrfach discutirt worden. Sobald
man auf diese Erscheinung die Formeln für die Inducton in geschlossenen Leitungen
anwendet, muss man stets zu denselben Resultaten gelangen, mag man von den
elektromagnetischen oder elektrodynamischen Erscheinungen ausgehen. Lässt
man dagegen die äussere ruhende Leitung fort und denkt sich den isolirten
Magnetstab in Rotation versetzt, so tritt ein Unterschied zwischen PLUCKER’s und
NEUMANN's Auffassung auf, wie zuerst A. BEER?) gezeigt hat. Nach ersterer
müsste der rotirende Magnetstab an seinem Aequator mit Elektricität der einen
Art, an seinen Polen mit entgegengesetzter Elektricitát belegt sein. Nach NEU-
MANN's Anschauung wäre eine solche Anháüufung statischer Elektricitit nicht vor-
handen. Es lag nahe, eine Anwendung auf die rotirende Erde unter dem Einfluss
des Erdmagnetismus zu machen. Schon PLückER hat die Consequenz gezogen,
dass an den Polen eine Anháüufung von positiver Elektricität, am Aequator eine
Ladung von negativer Elektricitüt stattfinden müsste. Solche Ladungen sind bis
jetzt experimentell nicht nachgewiesen worden. Die hier angeregten Fragen
wurden mehrfach bearbeitet.
1) PLÜCKER, PoGG. Ann. 87, pag. 352—386. 1852.
2) A. BEER, PoGG. Ann. 94, pag. 177—192. 1854.