Veränderliche Ströme bei Einschaltung und Ausschaltung constanter Ketten. 381
zählen!). Bei der Auflösung des Entladungsstromes eines Condensators in
Schwingungen kann man leicht viel gróssere Schwingungszahlen bis zu Hundert-
tausenden in der Secunde erzielen.
Endlich sind von H. Hertz Versuchsanordnungen getroffen, bei denen die
Schwingungszahl bis zur Gróssenordnung von 109 wächst. Dem entsprechend
kann man bei den elektrischen Schwingungen drei verschiedene Gróssenordnungen
der Schwingungszahl unterscheiden, von denen die beiden ersten in diesem Ab-
schnitt behandelt werden sollen. Bei der grossen Wichtigkeit der Versuche mit
sehr schnellen Schwingungen für die Entwickelung der Elektricitätstheorie werden
wir diese spüter in einem besonderen Abschnitt (V) besprechen.
B. Veränderliche Ströme bei Einschaltung und Ausschaltung
constanter Ketten.
1) Eine Drahtleitung enthält eine constante Kette von der elektromotorischen
Kraft Z. Der Kreis wird im Zeitmoment /— 0 geschlossen. Es soll der Ver-
lauf des Stromes / berechnet werden. Dies geschieht nach Gleichung (1) wo
Æ constant ist:
aj ^
$3 w f= Z,
mit der Grenzbedingung:
#= 0, Z0.
m 1 cT 6
E — CZ ¢ (6)
Hiernach erreicht der Strom nicht sofort seinen Grenzwerth. Er nähert
sich demselben aber in den meisten Fällen sehr schnell da selbst bei Ein-
schaltung von Drahtrolen mit vielen Windungen w/p eine grosse Zahl ist.
Enthalten die Rollen Eisenkerne von bedeutenden Dimensionen, so wird dadurch ?
stark vergrôssert. Hieraus erklärt sich die Erscheinung, dass bei Stromschluss
eines starken Elektromagnets der Grenzwerth des Magnetismus erst nach einiger
Zeit erreicht wird.
Die angegebene Entwickelung wurde durch HELMHOLTZ*) experimentell
geprüft und bestätigt, indem ein Stromkreis, welcher ein Galvanometer enthielt,
geschlossen, und nach kurzer, messbarer Zeit wieder geôffnet wurde. Der Aus-
schlag des Galvanometers war ein Maass für die gesammte in der Zeit 9 durch
den Stromkreis geflossene Elektricitätsmenge nach der Gleichung:
>
: E P — 9
0
2) Zwei Leitungskreise wirken inducirend auf einander. Der eine enthält
eine Kette von der elektromotorischen Kraft Z. Bei Schliessung des ersten
Kreises verlaufen in beiden Kreisen veränderliche Ströme, von denen man den-
jenigen im secundären Kreis als den Schliessungsinductionsstrom bezeichnet.
Bei Oeffnung des primären Kreises entsteht im secundáren Kreise der Oeffnungs-
inductionsstrom.
Für den ersten Fall gilt das Gleichungssystem:
Dann ist:
1) Mit Hilfe einer Wechselstrommaschine von 'TESLA kann man allerdings bis zu
20000 Stromwechseln gehen.
2) H. v. HELMHOLTZ, PocG. Ann. 83, pag. 505— 540. 1851.