Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
   
Wechselwirkung zwischen veränderlichen Strömen und Eisenmassen. 413 
quelle diente der Sinusinductor. Drei Seiten des Brückenvierecks sind in- 
ductionslos; die vierte enthált eine Magnetisirungsspirale. Nach einer früher 
beschriebenen Methode wird der Selbstinductionscoéfficient derselben bestimmt. 
Durch Einführung von Eisenkernen nimmt derselbe erheblich gróssere Werthe 
an, welche einen Rückschluss auf das Verhalten des Eisens gestatten. Dabei 
muss aber noch die Mitwirkung der Inductionsstróme in den Eisenkernen selbst 
berücksichtigt werden, welche eine Phasenverschiebung der secundáren, elektrischen 
Schwingungen bedingen. Dieselbe wurde durch besondere Versuche bestimmt. 
Die Eisenkerne bestanden aus Drahtbündeln, dünnen und dickeren Stáben. 
Bei dünnen Drühten und Stüben ist die erwähnte Phasenverschiebung klein. 
Die magnetischen Momente sind nahezu den Stromstárken proportional und 
wachsen etwas mit der Schwingungszahl. 
Bei dicken Stüben ist die Phasenünderung bedeutend. Der Magnetismus 
nimmt mit wachsender Schwingungszahl ab. Diese Erscheinungen finden, wie 
eine theoretische Betrachtung zeigt, ihre Erklárung durch die Inductionsstróme 
in den Kernen. 
Eine weitere Untersuchung!) betraf das Fortschreiten magnetischer Schwin- 
gungen in der Lángsrichtung cylindrischer Eisenmassen, wenn die periodische, 
magnetisirende Kraft nur auf einen Theil derselben wirkt. Die Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit fällt je nach der Natur der Eisenkerne sehr verschieden aus 
und hängt hauptsächlich davon ab, in wie weit sich in den Kernen innere In- 
ductionsströme ausbilden können. Bei dünnen Drähten von weichem Eisen war 
dieselbe grösser als 2000 m. Bei einem dicken Stahlstab sank sie bis auf 44 zz. 
Eine merkliche Verzógerung der magnetischen Vertheilung gegen die gesammte 
magnetirende Kraft scheint nicht einzutreten. 
3) Auch der Entladungsstrom von Leydener Flaschen wirkt magnetisirend. 
Stahlnadeln kónnen durch denselben permanent magnetisch werden. Bei einer 
Untersuchung dieses Gegenstandes fand SavaRv?), dass dieselben je nach ihrer 
Entfernung von einer geradlinigen Strecke des Schliessungskreises einer Leydener 
Flasche Magnetismus von verschiedenem Vorzeichen annehmen. Diese Er- 
scheinung ist noch nicht vollständig aufgeklärt, hängt aber jedenfalls mit der 
Auflösung des Entladungsstromes in sehr schnelle Schwingungen zusammen, 
. Werden die Nadeln in Magnetisirungsspiralen von Kupferdraht durch die 
Funkenentladung einer Leydener Flasche magnetisirt, so zeigen sie je nach der 
Schlagweite normalen oder anomalen Magnetismus. Dies hängt davon ab, ob 
der Strom bei einer positiven oder bei einer negativen Schwingung durch die 
eingeschaltete Luftstrecke unterbrochen wird®). 
Anomale Magnetisirung tritt bisweilen bei der plötzlichen Unterbrechung 
eines constanten Stromes ein. Der angewandte Eisenkern muss dann verhält- 
nissmüssig dick sein*). Die Erscheinung rührt vermuthlich von der Wirkung der 
inneren Inductionsstróme in Verbindung mit Hysteresis her. Ausführliche 
Untersuchungen über diese und verwandte Erscheinungen hat FRoMME) ange- 
stellt, ferner RiGH1*) und PEUKERT”). 
1) A. OBERBECK, WIED. Ann. 22, pag. 73— 84. 1884. 
2) SAVARY, PoGG. Ann. 8, pag. 352. 1826; 9, pag. 443; 10, pag. 73. 1827. 
3) v. LiPHART, PoGG. Ann. 116, pag. 513. 1862. 
4) A. v. WALTENHOFEN, PoGG. Ann. 120, pag. 560. 1863. 
5) FROMME, WIED. Ann. 5, pag. 345. 1878; 13, pag. 323. 1881; 18, pag. 442. 1883. 
$) RicHt, Compt. rend. 90, pag. 688; Beibl. 4, pag. 566. 1880. 
7) PEUKERT, WIED. Ann. 32, pag. 291. 1887. 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
  
  
  
  
   
   
	        
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